Falsche Fährten im Internet

Die kanadische Firma Zero Knowledge Systems startet heute das Freedom Network für anonymen Zugriff auf Internetdienste.

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Von
  • Norbert Luckhardt

Die kanadische Firma Zero Knowledge Systems startet heute das Freedom Network, das anonymen Zugriff auf Internetdienste ermöglichen soll. Dadurch sollen sich Datenspuren im Internet keiner Person mehr zuordnen lassen.

Nach der Installation einer speziellen Clientsoftware, die zurzeit nur für Windows 9x verfügbar ist, kann der Anwender über das Freedom Network auf WWW-Seiten (auch per SSL), E-Mail, Internet Relay Chat (IRC), Newsgroups und Telnet-Dienste (inkl. SSH) zugreifen ohne seine IP-Nummer (Internetadresse) zu verraten. Die Client-Software selbst ist kostenlos, für Pseudonyme muss der Anwender allerdings eine jährliche Gebühr bezahlen: Im Grundpreis von 49,95 US-Dollar sind fünf Pseudonyme enthalten. Wenn man den Dienst nach Ablauf eines Jahres weiter nutzen möchte, muss der Vertrag kostenpflichtig verlängert werden. Zum Ausprobieren stehen kostenlose 30-Tage-Probelizenzen zum Abruf bereit.

Zero Knowledge Systems erhebt persönliche Daten nur bei der Kreditkartenzahlung. Wer allerdings die Rechnung per Kreditkarte begleicht, hinterlässt bei der Bestellung eine Spur, die unter Umständen zur Repersonalisierung führen könnte. Grundsätzlich ist auch eine Einsendung von Bargeld per Brief möglich, aber mit den üblichen Risiken des Postversands behaftet.

Das Freedom Network betreibt zur Anonymisierung mehr Aufwand als bisherige Dienste. Zur Verschleierung der Verbindung geht jedes IP-Paket über bis zu drei Freedom-Server. Zwischen den Relais-Stationen wird jeweils eine zusätzliche Verschlüsselungsebene ergänzt. Der Server am Ende der Kette agiert quasi als Proxy (Stellvertreterdienst). Für die Verschlüsselung und Authentifizierung der Teilnehmer und Server untereinander soll starke Kryptographie zum Einsatz kommen, sodass unterwegs weder Abhören noch eine Analyse der übertragenen Pakete möglich sind.

Erste c't-Tests auf einem deutschen Windows 98 II hinterließen leider keinen guten Eindruck: Bei einem Versuch verhinderte eine nicht unterstützte deutsche 5er-Version des Internet Explorer die Installation, bei einem anderen war nach dem Start von Freedom schlicht keine WWW-Site mehr erreichbar. Zudem blockiert die Software anscheinend jeglichen Zugriff auf ein Netware-LAN. Leider bot sich uns nur ein Freedom-Server mit kurzen Laufzeiten an, sodass die vielgerühmte Auswahl des vertrauenswürdigen ersten Knotens deutlich eingeschränkt wurde. Selbst ein einziger Zwischenschritt verlängerte die Antwortzeit im WWW drastisch; für größtmögliche Sicherheit empfiehlt der Anbieter drei Freedom-Server. (nl)