Falsche Spur zu angeblich holländischen CodeRed-Autoren

Hackergruppen befürchten, dass die Veranstaltung "HAL2001" in den Niederlanden durch die Verdächtigungen über Programmierer des Wurms CodeRed in Misskredit gebracht werden soll.

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Die europäische Hackergruppe 29a wehrt sich gegen Gerüchte, sie habe den Sommerloch-Wurm CodeRed programmiert und auf die Netzwelt losgelassen. "Wir sind nicht die Autoren von Code Red", schreibt Mental Driller im Namen von 29a in einer E-Mail. Über die Website der Gruppe lässt sich zwar der ein oder andere Computer-Schädling ausfindig machen. Doch der sich hinter dem Pseudonym Mental Driller verbergende Hacker bezeichnet seine Organisation als reine "Forschungsgruppe" zum Thema Viren-Programmierung. Mit ihrer Arbeit wollen die Jungs von 29a allein ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen, aber niemanden gefährden, sagen die Mitglieder selbst.

Seit eine am Dienstag publizierte Meldung die Freaks als Quelle allen Übels im Zusammenhang mit CodeRed dämonisierte und den ins Dezimalsystem übersetzten Gruppennamen mit der "Teufelszahl" 666 in Verbindung brachte, sind die Hacker in die Schusslinie geraten und können sich vor Anfragen kaum noch retten. Die bisherigen Berichte in den Medien stützen sich allein auf "mehrere", nicht näher gekennzeichnete "Sicherheitsexperten", die wiederum verfolgt haben wollen, dass sich 29a selbst im Netz der Programmierung des gefährlichen Wurms bezichtigt habe.

Das sei aber niemals der Fall gewesen, behauptet Mental Driller. Die von den mysteriösen "Experten" konstruierte Verbindung kann er sich nur mit schlechter Recherche erklären. So habe Wintermute, ein ehemaliges Mitglied der Gruppe, vor Jahr und Tag einmal einen primitiven, nur unter DOS arbeitenden Virus mit dem Namen "Red Code" fabriziert. Dieser Schädling stehe aber in keinerlei Verbindung mit CodeRed. "Unentschuldbar" sei es daher, ärgert sich der Hacker, dass die Medien auf Kosten der Gruppe Schlagzeilen generieren wollen.

Andere europäische Hackergruppen wie den Chaos Computer Club (CCC) hat besonders die Tatsache erstaunt, dass 29a in den Nachrichten zu einer "niederländischen Hackergruppe" mutiert. Im holländischen Twente öffnet am morgigen Freitag schließlich das Sommer-Camp HAL2001 ("Hackers at large") seine Pforten, eines der größten europäischen Treffen der Szene. Neben dem "Spaß am Gerät" unter freiem Himmel wird es dort Vorträge über die Hackerethik, Datenschutz oder Zukunftstechnologien wie Biometrie geben. Ein Referent beschäftigt sich zudem mit der Frage, "was man mit Würmern alles anstellen kann."

Die Verknüpfung der vermeintlichen CodeRed-Autoren mit dem Hacker-Hangout über das Stichwort "Holland" interpretierte daher Frank Rieger vom CCC genauso wie viele andere Computerbastler als eine vorweggenommene , bewusst eingefädelte Verunglimpfung von HAL2001 – vor allem, da es auf der Website von 29a keinerlei Hinweise auf die Niederlande gibt. "Wir waren ursprünglich eine spanische Gruppe und sind in keiner Weise holländisch", bestätigt Mental Driller nun die Verdachtsmomente Riegers. 29a habe sich inzwischen zwar internationalisiert, doch kämen die meisten Mitglieder nach wie vor aus Spanien oder aus Tschechien. Für Rieger ist der ganze Fall daher ein "Stück aus dem Lehrbuch, wie selbst wichtige Nachrichtenagenturen von Interessensgruppen manipuliert werden können." Zumindest dpa hat auf Drängen des CCC-Mitglieds die ursprüngliche Meldung inzwischen ergänzt durch eine neue Meldung, in der die Agentur das Dementi von Mental Driller bringt. (Stefan Krempl) / (jk)