Faltbare Plastikdisplays mit elektronischer Tinte

Lucent Technologies und E Ink wollen im nächsten halben Jahr das erste großflächige Display aus Plastik entwickeln.

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Lucent Technologies und E Ink wollen innerhalb des nächsten halben Jahres gemeinsam ein "elektronisches Papier" entwickeln, das komplett aus Plastik besteht. Ein ähnliches Projekt verfolgt Xerox. Auf so ein Plastikdisplay könnte beispielsweise eine komplette Tageszeitung passen, deren Inhalt man sich Seite für Seite via Internet herunterlädt. Da der Bildinhalt auch ohne Versorgungspannung erhalten bleibt, könnte es auch den Energieverbrauch von PDAs oder Handys enorm reduzieren.

Kernelemente des biegsamen Displays sind Transistoren auf Polymerbasis, die auf einem hauchdünnen Substrat sitzen und von der elektronischen Tinte der Firma E Ink bedeckt sind. Bereits vor zwei Jahren hatten die Bell-Labs, der Forschungsarm von Lucent, den Prototypen eines Plastiktransistors vorgestellt. Die Herstellung solcher Transistoren erfordert weder hohe Prozesstemperaturen noch Reinraumbedingungen. Dies ermögliche eine simple und billige Fertigung, so die Forscher. Im März 1998 gelang es ihnen, die Kosten nochmals zu senken. Sie ersetzten das bis dato verwendete Druck- durch ein Sprühverfahren, das sich mit einer Art Tintenstrahldrucker realisieren lässt. Die verschiedenen Ebenen eines Transistors werden dabei in einer Technik aufgebracht, wie sie auch in der Seidenmalerei verwendet wird.

Die elektronische Tinte der Firma E Ink besteht aus kleinen Kapseln, die mit einer eingefärbten Flüssigkeit gefüllt sind, in der mikroskopisch kleine, weiße Kugeln schwimmen. Da diese Kügelchen geladen sind, richten sie sich in einem elektrischen Feld aus. Legt man an die Kapsel ein entsprechendes Feld - erzeugt von den Plastiktransistoren von Lucent -- bewegen sich alle weißen Kügelchen innerhalb der Kapsel an die Oberfläche und verdrängen dort die dunkle Flüssigkeit. Auf diese Art können Bilder oder Buchstaben erzeugt werden, deren elektronische Dots sich immer wieder neu anordnen lassen. Die von Xerox Parc entwickelte elektronische Tinte beruht ebenfalls auf geladenen Kugeln im elektrischen Feld. Allerdings sind hier die Kügelchen selbst die Informationsträger: Sie sind auf der einen Seite schwarz und auf der anderen weiß und richten sich so aus, dass entweder die dunkle oder die helle Seite nach oben zeigt.

E Ink hatte vor einigen Monaten in einem ersten Feldversuch in JCPenny-Supermärkten in den USA große Anzeigetafeln aufgehängt. Der Bildinhalt dieser Tafeln ließ sich mit Hilfe der elektronischen Tinte verändern. Allerdings war hierbei das Basismaterial weder biegsam noch die Ansteuerung aus Plastik. (uk)