Start-ups: Wagniskapital ist 2023 weltweit stark zurückgegangen – außer bei KI

Der Wert von Risikokapitalgeschäften ist allein in den USA im vergangenen Jahr auf ein so niedriges Niveau gesunken wie zuvor zuletzt vor Corona. Ausnahme: KI.

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(Bild: fizkes/Shutterstock.com)

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Für Wagniskapitalgeber und die von dieser Finanzierungsmethode profitierenden Start-ups war 2023 ein schwieriges Jahr. Deals mit Risikokapital, Exits über Börsengänge oder Verkäufe und Fundraising seien eingebrochen, schreibt die Forschungsfirma PitchBook in ihrer am Mittwoch veröffentlichten vorläufigen Datenanalyse für die vergangenen 12 Monate. Kennzeichnend gewesen seien der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB), ein "eingefrorener" Markt für Börsengänge und Abwertungsrunden für junge Tech-Firmen mit niedrigeren Bewertungen "in Hülle und Fülle". Weltweit haben Investoren demnach 345,7 Milliarden US-Dollar in Start-ups gesteckt. Das sind 35 Prozent weniger als 2022, was den niedrigsten Ausgaben seit 2017 entspricht.

Nicht viel besser sieht es laut der Übersicht für die USA aus, wo die Start-up-Hochburg Silicon Valley traditionell das meiste Risikokapital anzieht. Geldgeber investierten dort 2023 170,6 Milliarden US-Dollar in schätzungsweise rund 15.000 Transaktionen, berichtet die Finanzagentur Bloomberg unter Verweis auf die PitchBook-Zahlen. Dieser Wert ist gegenüber 2022 um etwa 30 Prozent gesunken auf ein so niedriges Niveau wie zuletzt 2019 vor der Corona-Pandemie. Lukrativ erscheinen den Investoren laut dem Bericht fast nur noch Start-ups im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI), in dem unter anderem der ChatGPT-Entwickler OpenAI stark profitierte. Das vom allgemeinen KI-Hype beflügelte Unternehmen soll momentan über eine neue Finanzierungsrunde verhandeln, durch die es mit 100 Milliarden US-Dollar bewertet würde.

Auch das Fundraising für Wagniskapitalgeber selber ging im vergangenen Jahr zurück. Die von US-Risikoinvestoren aufgenommenen Gelder sanken um knapp zwei Drittel, weltweit um fast die Hälfte. 2023 sammelten US-Fonds für "Venture Capital" (VC) 66,9 Milliarden US-Dollar ein, die weltweite Vergleichszahl liegt bei 160,9 Milliarden US-Dollar. Der Rückgang im vierten Quartal war weniger stark als im gesamten Jahr. Weltweit beliefen sich die VC-Deals zwischen Oktober und Dezember auf insgesamt 76,6 Milliarden US-Dollar gegenüber 94 Milliarden US-Dollar im Vorjahr.

Wagniskapital gilt generell als ein Motor für das globale Wirtschaftssystem sowie für Wachstum und Innovation. Neben OpenAI schnellten etwa auch Tech-Riesen wie Amazon und Google mit solchen externen Geldspritzen zu ihrer heutigen Größe empor. Ein PitchBook-Analyst gab aber auch zu bedenken, dass zumindest der US-Markt mit derzeit rund 54.000 VC-unterstützen Firmen weitgehend als gesättigt gelte.

2024 sind laut PitchBook vor allem Start-ups gefragt, die Entwicklern helfen, auf offenen Output angelegte generative KI-Modelle zu integrieren und zu verwalten. Solche Orchestrierungsfirmen umfassten die gesamte Bandbreite von der Modellfeinabstimmung über die Anwendungsentwicklung und -bereitstellung bis hin zur Hardwarebeschleunigung. Unternehmen könnten so zugleich verstärkt vergleichsweise günstige Open-Source-Modelle jenseits von ChatGPT & Co. nutzen. KI werde es Start-ups zudem voraussichtlich auch ermöglichen, mit weniger Personal auszukommen. In der Wagniskapitalbranche könnte die Technik ebenfalls Arbeitsplätze zur Disposition stellen. VC Lab habe bereits einen Chatbot für Investoren herausgebracht, der sich um viele Fachfragen und Managementaspekte kümmere.

(bme)