Fehlende Prävention führen zu neuem Brandsommer in Portugal

Fünf Feuerwehrleute haben das Leben verlore, allein im August ist eine Fläche abgebrannt, die viermal so groß wie die Hauptstadt Lissabon ist

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Es ist ein schwarzer August für Portugal, in dem mehr als 40.000 Hektar Wald und Buschland abgebrannt sind und fünf Feuerwehrleute bei der Brandbekämpfung ums Leben kamen. Vor allem der Norden und das Zentrum des Landes werden besonders von den Flammen heimgesucht, wo bei sehr hohen Temperaturen und starkem Wind erneut am Freitag etwa 150 Brände registriert wurden. Die Zivilschutzbehörde spricht weiter 13 besonders aktiven und gefährlichen Bränden.

Allein gegen vier Feuerfronten kämpfen die Löscheinheiten in der Serra de Caramulo seit Tagen. Im Caramulo-Gebirge, das zwischen den Bezirken Viseu und Aveiro liegt, ist ein großer Teil der etwa 1500 Feuerwehrleute im Einsatz, die im ganzen Land gegen die Brände vorgehen. Hier kam am Donnerstag erneut eine junge 21-jährige Frau bei der Brandbekämpfung nahe Tondela ums Leben. Fünf weitere Mitglieder ihrer Gruppe wurden verletzt, als die Flammen wegen des drehenden Windes plötzlich die Richtung wechselten. Zwei der Feuerwehrleute wurden schwer verletzt. Ein 18-Jähriger schwebt weiter in Lebensgefahr, der Verbrennungen zweiten und dritten Grades an 55 Prozent des Körpers erlitten hat.

In dem beliebten Wandergebiet sind bei der Brandbekämpfung drei junge Brandbekämpfer ums Leben gekommen. In dem Gebirge mussten inzwischen fünf Dörfer geräumt werden, weil sich die Flammen immer weiter ausgebreitet haben. Ein Bewohner, Fernando Nazaria, erklärte angesichts der dantesken Bilder: “Ich habe in meinen 80 Jahren so etwas noch nie erlebt." Er sorgt sich um sein Hab und Gut, während die Löscheinheiten versuchen, die Häuser vor den Flammen zu schützen.

Der Sprecher der Zivilschutzbehörde, Miguel Cruz, hofft, dass das gelingt. "Wir haben das unter Kontrolle." Er baut auch darauf, dass die Einheiten in dem Gebiet nun auch durch drei Löschflugzeuge aus dem benachbarten Spanien unterstützt werden. Auch Frankreich wird am Samstag ein weiteres Löschflugzeug entsenden, zwei sind schon in Portugal im Einsatz. Allerdings sollen die Temperaturen am Wochenende wieder steigen, weshalb das Land in den Alarmzustand versetzt wurde. Cruz spricht von "extrem ungünstigen Witterungsbedingungen", weil auch starker Wind die Flammen antreibe.

Mit der Anzahl der Toten und der Ausweitung der Brände steigt auch die Kritik an der konservativen Regierung. Vor allem die Vorbeugung von Bränden sei im Rahmen immer neuer Sparprogramme eingeschränkt worden, gegen die auch Verfassungsrichter immer wieder einschreiten. Die Regierung habe lediglich 20 Millionen Euro für vorbeugende Maßnahmen ausgegeben und 74 Millionen Euro für die Brandbekämpfung eingeplant. Nach Ansicht von Experten, ist aber die Prävention, Unterholz zu beseitigen, besonders wichtig, um eine schnelle Ausbreitung von Bränden wie im Caramulo-Gebirge zu verhindern. Das wurde auch bei den verheerenden Bränden in Spanien im vergangenen Jahr schon festgestellt, denen Naturparks und Weltkulturerbe zum Opfer fielen. Die durch Brände entstandenen Kosten stehen in keinem Verhältnis zu Kosten für die Vorbeugung, um von den fatalen Folgen für die Umwelt nicht zu sprechen.

"Es sollte viele mehr Geld für die Prävention als für die Brandbekämpfung ausgegeben werden", meint Paulo Fernandes, Professor für Forstwissenschaften. Auch sein Kollege von der Universität Lissabon Francisco Rego sieht das ähnlich. Rego kennt sich als ehemaliger Generaldirektor der Forstbehörde aus. Spezialgruppen zur seien aufgelöst und im letzten Moment erneut gebildet worden, um so zu tun, als gäbe es sie noch, kritisiert Rego.

Offensichtlich fehlten dem Zivilschutz und den Feuerwehren auch die Mittel für die direkte Brandbekämpfung. Kaum anders ist es zu verstehen, wenn der Präsident des Feuerwehrverbands es diese Woche begrüßte, dass den Feuerwehren nach offensichtlich zähen Verhandlungen Ausgaben für Treibstoffe und Fahrzeuge vom zuständigen Ministerium genehmigt wurden. Jaime Soares begrüßte es, dass "eingegangene Verpflichtungen" eingehalten würden.

Insgesamt hat sich die Hoffnung der Regierung nicht erfüllt, dass sich die Brände in diesem Sommer nach dem sehr feuchten Frühjahr in Grenzen halten würden. Das führte zu hohen Einnahmen für Stromerzeuger, doch dann kamen mit der Sommerhitze auch die Brände. Allein im August sind größere Flächen als in den gesamten Jahren 2007 und 2008 abgebrannt. Sollte sich diese Tendenz fortsetzen, könnte sogar mehr Wald abbrennen als die 110.000 Hektar, die im gesamten Vorjahr den Flammen zum Opfer fielen.