Fiberweek: Kooperationen sollen den Glasfaserausbau beflĂĽgeln
Neben dem Joint Venture von Telekom und EWE arbeiten immer mehr Stadtwerke und Versorger mit privaten Firmen zusammen, um FTTH-Projekte zu stemmen.
Das Gemeinschaftsunternehmen "Glasfaser Nordwest" der Deutschen Telekom und des Oldenburger Regionalanbieters EWE ist wohl die bekannteste Initiative, mit der Partner ihre Kräfte für das Legen von Glasfaseranbindungen bis ins Haus hinein (FTTH) bündeln. Es gebe darüber hinaus aber schon eine Reihe einschlägiger Kooperationen auch mit Stadtwerken, erklärte Ingbert Liebing, Geschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU), am Montag bei der Eröffnung der Fiberweek des Bundesverbands Breitbandkommunikation (Breko).
In Münster etwa laufe ebenfalls ein entsprechendes Pilotprojekt mit der Telekom, in Darmstadt mit der Deutschen Glasfaser, führte Liebing aus. Etwa auch in Köln, Bamberg und Passau gebe es vergleichbare Ansätze. Damit werde deutlich, dass sich der Wettbewerb immer mehr auf die Dienste verlagere, die die Glasfaser-Infrastruktur nutzten.
Stadtwerke "suchen die Zusammenarbeit mit privaten Firmen", betonte der Kommunalvertreter. Voraussetzung sei aber, dass diese "auf Augenhöhe" stattfinde. Wichtig sei es, gemeinsam Ansätze für verschiedene Kooperationsmodelle zu entwickeln, da es hier "keine Lösung für alles gibt". Ein Überbau mit dem doppelten Verlegen von Leitungen sollte dabei vermieden werden, da ein solcher "volkswirtschaftlich unsinnig" sei. Die Branche warte hier auch "mit großer Ungeduld" auf die geplante Novelle des Telekommunikationsgesetzes (TKG) mit neuen Rahmenbedingungen für solche Joint Ventures.
Schnelles Internet fĂĽr alle
Die vergangenen Corona-Monate haben für Liebing gezeigt, dass "wir einen flächendeckenden Ausbau" und "100 Prozent Versorgung mit schnellem Internet brauchen". Hinter jeder Milchkanne etwa stehe ein landwirtschaftlicher Betrieb, der auf Breitband und gegebenenfalls auch Anwendungen wie Homeschooling angewiesen sei. Die kommunalen Unternehmen hälfen daher dabei, die Digitalisierung gerade auch im Bildungssektor voranzubringen, der einen "extremen Nachholbedarf" habe.
Gasline-Geschäftsführer Wolfram Rinner bezeichnete seinerseits Kooperationen mit Stadtwerken als "sehr wichtig", da diese einen "kommunalen Footprint" hätten. Die Telekommunikationsnetzgesellschaft deutscher Gasversorgungsunternehme wolle selbst "nicht in Städte reingehen, sondern dort den Verkehr abholen und an die Internetknoten der Republik führen".
Beim vielbeschworenen offenen Zugang zu Breitbandnetzen (Open Access) stehe Gasline noch am Anfang, berichtete Rinner. Es werde aber zunehmend wichtig, mit anderen Kommunen und Stadtbetreibern Netze zu öffnen und dafür über marktgerechte Preise zu verhandeln. Um Überbau zu vermeiden, lege Gasline bei einer Zusammenarbeit "sehr proaktiv" offen, "wo wir gerade mit unserem Netz liegen". Dies mache es einfacher, sich gegenseitig anzubinden.
Mehr Glasfaser
Breko-Präsident Norbert Westfal forderte eine "ganz neue Ära in den Genehmigungsverfahren" für allein oder gemeinsam vorangetriebene Ausbauprojekte. Hier sei der Gesetzgeber mit der TKG-Reform gefragt. Nötig sei ein "One-Stop-Shop mit einem Ansprechpartner" in jeder Kommune. Das Verlegen von Glasfaser scheitere "nicht mehr am Geld", ergänzte Breko-Geschäftsführer Stephan Albers. Es drängten immer mehr Investoren auf den Markt, wozu etwa die neue GigaNetz-Gesellschaft in Hamburg sowie ein Zusammenschluss von Eurofiber und Vattenfall in Berlin zählten.
Laut dem Verband stehen mittlerweile fast alle Signale für mehr Glasfaser hierzulande auf Grün. Hohe Bandbreiten seien aus Sicht der deutschen Games-Branche auch unerlässlich, unterstrich Felix Falk, Geschäftsführer des Game-Verbands. Für Cloud-Gaming, wo eine Eingabe am Endgerät zuhause sehr schnell zu einer Reaktion im Rechenzentrum und vice versa führen müsse, "brauchen wir flächendeckende gigabitfähige Leitungen". Für die Games-Entwicklung gelte: je mehr Geschwindigkeit im Netz, desto besser. Auch Schulen müssten halbwegs schnell angebunden sein, um mehr spielerische, interaktive und soziale Lernformen in den Bildungskontext transferieren zu können.
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(olb)