Filterprogramme sind übereifrig

Einhellig fast wird staatliche Zensur für Inhalte auf dem Netz abgelehnt.

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Von
  • Florian Rötzer

Einhellig fast wird staatliche Zensur für Inhalte auf dem Netz abgelehnt. Man setzt auf Filterprogramme, die Angebote mit unerwünschten Inhalten für Kinder und Jugendliche sperren. Vor kurzen haben die Mitglieder der Gruppe Censorware Project mit großem Aufwand am Fall von Cyber Patrol (The Learning Company) geprüft, ob eine solche Software, die automatisch Web-Sites nach bestimmten Begriffen wie Gewalt, Intoleranz, politischen Extremismus, Pornographie, Spiele oder Sexualerziehung überprüft und sperrt, sinnvoll funktioniert.

Nachdem sie mehrere Tausend Domain-Namen auf der CyberNot-Liste von Cyber Patrol durchgegangen sind, fanden sie an die 200 Beispiele, die ungerechtfertigt blockiert wurden. Manchmal werden ganze Server mit vielen Tausend Homepages (z.B. members.tripod.com mit 700000 Websites) gesperrt, aber - unter der Kategorie FullNude" - auch solch "harmlose" Sites wie von der National Academy of Clinical Biochemistry oder vom MIT Project on Mathematics and Computation. Gerügt wird auch, daß Sites trotz Kritik weiterhin gesperrt bleiben. All das ist, als würde man Kindern verbieten, eine Bibliothek zu betreten, in der in einem Regal etwa ein erotisches oder pornographisches oder auch nur ein medizinisches Buch steht, in dem der Begriff "Brüste" vorkommt. Das Unternehmen entgegnete in einer Pressemitteilung lakonisch, daß nur wenige Dinge im Leben eine Garantie von 100 Prozent hätten.

Die Millionen Sites auf dem Web lassen sich von Menschen nicht nach etwaig abzulehnenden Inhalten überprüfen. Ein technisches Allheilmittel für verschreckte Eltern sind die Filterprogramme mit ihren automatisch erfolgenden Indexierungen nicht - und schon gar nicht für Regierungen oder Arbeitgeber, denen das Unternehmen ihre Software auch anbietet. Die Gruppe nannte ihren Bericht nicht von ungefähr „Censorware Project".

Über Censorware am Arbeitsplatz siehe in Telepolis den Bericht Der Arbeitgeber liest mit. (fr)