Finanzarm von Chinas Alibaba beantragt Börsengang der Superlative

Es könnte der größte Börsengang aller Zeiten werden. Die Ant-Gruppe von Jack Ma plant ein Doppellisting. Ihr Dienst Alipay hat mobiles Bezahlen revolutioniert.

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Finanzarm von Chinas Alibaba beantragt Börsengang der Superlative

(Bild: Ant Group)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Landwehr
  • dpa
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Der Finanzarm der weltgrößten chinesischen Online-Handelsplattform Alibaba plant einen der größten Börsengänge der Geschichte. Die Ant-Gruppe des Milliardärs Jack Ma beantragte am Dienstag ein Doppellisting in Hongkong und Shanghai. Es soll weit mehr als 20 Milliarden US-Dollar (16,9 Milliarden Euro) an frischem Kapital bringen und könnte zu einer Bewertung von mehr als 200 Milliarden US-Dollar führen. Kein anderes Fintech-Unternehmen wird derart hoch bewertet. Der Börsengang wird schon mit dem Rekord-Debüt des saudi-arabischen Ölkonzerns Saudi Aramco verglichen, das 29 Milliarden US-Dollar einbrachte.

Mit Alipay betreibt der Finanzdienstleister den in China weit verbreiteten, größten mobilen Bezahldienst. Angeboten werden auch Kredite, Versicherungen und Vermögensverwaltung. Den Markt teilt sich Alipay mit der Konkurrenz von Wechat-Pay des chinesischen Internetkonzerns Tencent. Das Milliardenvolk bezahlt heute in Geschäften meist nur noch mit dem Handy, indem ein Code eingescannt wird – sei es "Weixin" für Wechat oder "Zhifubao" für Alipay.

Auch in Europa wird Alipay von Tausenden Einzelhändlern akzeptiert, um chinesische Touristen anzulocken. In Deutschland bieten die Drogerieketten dm und Rossmann sowie die WMF-Gruppe, Kaufhof oder der Flughafen München die Zahlung mit Alipay auf dem Handy an.

Mit Hongkong und Shanghai umgeht die Ant-Gruppe die großen US-amerikanischen Börsen – eine Neuerung für ein derart großes chinesisches Tech-Unternehmen. Das Vorgehen wird auch vor dem Hintergrund der wachsenden Spannungen zwischen China und den USA gesehen. Nach einigen Skandalen wollen die US-Aufsichtsbehörden chinesischen Unternehmen künftig auch tiefer in die Bücher schauen als bisher. Alibaba selbst war 2014 in New York an die Börse gegangen. 2019 erfolgte die Zweitnotierung in Hongkong.

"Die Börsengänge werden dem Unternehmen helfen, sein Ziel der Digitalisierung der Dienstleistungsindustrie in China und der wachsenden heimischen Nachfrage zu beschleunigen", teilte die Ant-Gruppe zu ihrem Börsengang mit. Auch wolle sich das Unternehmen besser für die Entwicklung globaler Märkte positionieren und mehr in Technik und Innovation investieren. Allerdings werden keine weiteren Details genannt – weder zur Preisspanne noch dazu, was das Unternehmen mit dem Gang aufs Parkett erlösen will.

Bei der bislang letzten Finanzierungsrunde 2018 wurde der Wert der wie Alibaba ebenfalls in Hangzhou in der Provinz Zhejiang angesiedelten Ant-Gruppe auf 150 Milliarden US-Dollar geschätzt. Das Unternehmen wurde 2011 aus dem Alibaba-Konzern herausgelöst. Hinter dem Börsengang in Hongkong stehen die Investmentbank China International Capital Corporation (CICC) sowie die Großbanken Citigroup, JPMorgan Chase und Morgan Stanley. In Shanghai geht Ant Group an die neue Technologiebörse Star, das chinesische Gegenstück zur Nasdaq in den USA.

Der Umsatz des mobilen Bezahldienstes Alipay wurde in dem Antrag an die Börse in Hongkong nach Angaben der Finanzagentur Bloomberg mit 118 Billionen Yuan (14,4 Billionen Euro) in den zwölf Monaten bis Juni angegeben. Die App hat demnach 711 Millionen monatliche Nutzer – eine Milliarde insgesamt. Mehr als 80 Millionen Händler benutzten die Alipay-App zudem, um Geschäfte zu tätigen, hieß es weiter. Die Ant Gruppe stehe in Partnerschaft mit mehr als 2000 Finanzinstituten.

Aramco hatte durch den Verkauf von lediglich 1,5 Prozent seiner Anteile zunächst 25,6 Milliarden Dollar eingenommen. Damit brach das Unternehmen im Dezember 2019 den Rekord von Alibaba aus dem Jahr 2014 für den größten Börsengang mit seinerzeit 25,03 Milliarden Dollar.

(mho)