Finanzkrise soll Flut von antisemitischen Kommentaren in Internetforen verursacht haben
Wirtschaftskrisen, erklärt die Anti-Defamation League, würden oft zur Zunahme des Antisemitismus führen.
- Florian Rötzer
Die US-amerikanische Anti-Defamation League (ADL) berichtet von einer angeblich aufgrund der Finanzkrise anwachsenden Flut von antisemitischen Kommentaren in Diskussionsforen, die mit Wirtschaft und Finanzen zu tun haben. Seit der Pleite von Lehman Brothers würden hunderte von Beiträgen in Foren gepostet, die sich gegen Juden im Allgemeinen richten und sie für die gegenwärtige Krise verantwortlich machen, aber auch behaupten, dass Juden die Kontrolle der US-Regierung und des US-Finanzsystems übernommen hätten, um eine "jüdische Weltordnung" zu errichten.
"Wir wissen aus der modernen Geschichte", sagt ADL-Direktor Abraham H. Foxman, "dass es immer dann eine Zunahme an Antisemitismus gibt, wenn die globale Wirtschaft in einer Krise steckt. Das lässt sich auch jetzt beobachten." Ähnlich sei dies der Fall nach dem 11. September 2001 gewesen. Wenn es Unsicherheiten oder Wirtschaftskrisen gibt, müssten die Juden, so Foxman, weiterhin als "Sündeböcke" herhalten und es würden alte Vorurteile wie die über Juden und Geld wieder aufgefrischt.
Antisemitische Äußerungen würde man jetzt auch in vielen Blogs und auf Verschwörungsseiten finden, während Neonazis im Internet versuchen, die Krise auszubeuten und den Antisemitismus zu schüren. Zwar hätten die großen Wirtschaftsforen wie die von Yahoo! Finance schnell anstößige Kommentare gelöscht, aber die Flut der antisemitischen Kommentare sei so groß, dass die Verantwortlichen mit dem Löschen kaum nachkämen. (fr)