Fischer: Wissensrevolution spaltet die Gesellschaft

Die Kluft zwischen Wissenden und Nichtwissenden vergrößert sich immer weiter, meint Bundesaußenminister Joschka Fischer.

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  • dpa

Vor der Gefahr einer gesellschaftlichen Spaltung beim Übergang von der Industrie- in die Wissensgesellschaft hat Bundesaußenminister Joschka Fischer gewarnt. Dieser revolutionäre Übergang drohe die Gesellschaft in die Klassen der Wissenden und Nicht-Wissenden zu spalten, sagte Fischer bei der Eröffnung der 4. Deutsch-Niederländischen Konferenz am Donnerstag in Duisburg. Bereits jetzt vergrößere sich die Kluft zwischen "wissensnahen Gruppen, die über das Privileg eines stetigen Zugangs zu Wissen verfügen, und denjenigen, die den Anschluss an die moderne Informationswelt zusehends verlieren", sagte Fischer. Die Politik müsse einer solchen, "für den inneren Zusammenhalt unserer Gesellschaft bedrohlichen Entwicklung" rechtzeitig entgegen steuern.

Fischer und sein niederländischer Amtskollege Jozias van Aartsen bezeichneten es zwar als einen Vorteil moderner Kommunikationstechnologien wie Internet oder Satelliten, dass "es für Diktatoren immer schwieriger wird, ihre Verbrechen geheim zu halten." Angesichts der wachsenden Informationsflut komme der Bildungspolitik aber die wesentliche Aufgabe zu, Methoden der Bewertung und Gewichtung zu vermitteln. Fischer regte die Entwicklung eines europäischen Bildungsmodells an, das Europa global wettbewerbsfähig mache.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Wolfgang Clement warnte vor Befürchtungen, eine moderne Wissensgesellschaft werde nur noch aus "neuen Selbstständigen und Egoisten" bestehen. Auch die Wissensgesellschaft gründe sich auf kulturelle, soziale und ökonomische Strukturen, "die erfolgreich sind, weil Menschen Stabilität vermitteln und rechtzeitig die Kraft zur Reform finden".

Die regelmäßig stattfindenden Deutsch-Niederländischen Konferenzen wurden 1994 vom damaligen Bundesaußenminister Klaus Kinkel und seinem ehemaligen niederländischen Amtskollegen Pieter Kooijmans ins Leben gerufen. Teilnehmer sind Experten beider Länder aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Verwaltung. (dpa) (cp)