Fischertechnik: Baukästen für Kinder und Ingenieure

Die Baukästen von Fischertechnik erfreuen sich nicht nur bei Kindern großer Beliebtheit, sondern richten sich auch an angehende Ingenieure.​

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Bausatz einer kleinen Industrieanlage.

(Bild: Fischertechnik)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Ulrike Heitmüller
Inhaltsverzeichnis

Fischertechnik kennen viele Erwachsene noch aus ihren Kinderzeiten. Es ist ein Baukastensystem für den technisch interessierten Nachwuchs – eben ein Spielzeug. Aber nicht nur das: Auch für professionelle Anwendungen hat der deutsche Hersteller inzwischen ein Angebot.

Wer Maschinenbau, Produktionstechnik, Elektrotechnik, Logistik oder Wirtschaftsingenieurwesen studiert oder eine Ausbildung zum Automatisierungstechniker absolviert (hat), bekommt es irgendwann mit den Abläufen in einer Fabrikanlage zu tun. Wie lernt man, damit umzugehen, ohne etwas kaputt zu machen?

Neuerdings mit einem Modell von Fischertechnik, etwa ein Kubikmeter groß. "Ich kann eine gesamte Fabrikanalage von der Logistik bis zum Warenausgang über verschiedene Produktionsschritte darstellen", sagt Felix Witzelmaier von der Fischertechnik GmbH.

Aber auch um den Nachwuchs kümmert sich der Hersteller weiter. Seit diesem Juli gib es den einen "E-Tec"-Baukasten für Kinder ab acht. Der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels hat ihn für die "TOP 10 Spielzeug 2024" nominiert und beim Deutschen Spielzeug Preis 2024 wurde er für die Kategorie "Spiel & Technik" nominiert.

Das Paket umfasst 112 Einzelteilen für 11 Modelle – zum Beispiel das "Wurfspiel". Eine graue Lochplatte bildet den Boden für die einzelnen Bauteile. Wenn man nur zusammenbasteln will, kommt man mit dem beiliegenden Heft aus; das System ist leicht verständlich. Stecken alle Bauteile und Kabel, wie sie sein sollten, kann das Spiel losegehen: Trefferfläche aufstellen, Kugel werfen. Die Kugel trifft, ein Stromkreis schließt sich, ein Lämpchen blinkt!

E-Tec: Baulasten für Kinder.

(Bild: Fischertechnik)

Neben dem Wurfspiel gibt es zehn weitere Modelle, mit denen Kinder die wichtigsten Konzepte der Elektrik kennenlernen, etwa einfachen Stromkreis, UND-Schaltung, ODER-Schaltung, Reihen-/Parallel-Schaltung, Geschicklichkeitsspiele und so weiter.

In der Bauanleitung findet sich zudem ein QR-Code, mit dem die Modelle genauer erklärt werden. Hier ist mit Blick auf die Zielgruppe noch Raum für Verbesserungen. So wird etwa das Wort "Elektronen" verwendet, aber erst im nächsten Kapitel erklärt; auch Begriffen wie "Anode" oder "Kathode" fehlt eine Erklärung. Sehr schön dagegen wieder die Erklärung von "Polwendeschalter".

Für die Didaktik arbeiteten die Ingenieure mit einem "Pool von Professoren" zusammen, erklärt Produktentwickler Jonathan Auer. In der Regel hätten Kinder nach eine oder zwei Modellen Routine: "Es gibt sogar Fünfjährige, die damit zurechtkommen und manchmal tun sich Achtjährige schwer. Aber grundsätzlich haben wir bei der Auswahl der Bauteile gute Erfahrungen mit Achtjährigen."

Wenn es bei Achtjährigen klappt, dann sicher bei 18- oder 28-Jährigen, womit wir wieder bei dem eingangs erwähnten Modell wären. "Wir bringen jährlich in jeder Linie – ob für den Schulmarkt, den Spielwarenmarkt und für die Fabriksimulationsanlagen – neue Produkte heraus", erklärt Sandra Roth von der Unternehmenskommunikation, "es sind mindestens 10 Baukästen pro Jahr insgesamt."

Die Modelle mit einer kompletten Fabrikanlage zum Thema agile production sind neu. Im März 2024 wurden die ersten Modelle an Kunden ausgeliefert. "Unser aktuell wichtigstes Modell ist die Fabrik von morgen", sagt Witzelmaier, "in klein, um zu sehen: Wie wird sie funktionieren."

Dazu arbeitet Fischertechnik mit Experten vom Karlsruher Institut für Technologie, dem Institut für Fördertechnik der Universität Stuttgart und aus der Softwareschmiede OMM Solutions zusammen, sagt Witzelmaier. Es gehe um vier Hauptthemen: Agile Fertigung, künstliche Intelligenz, Internet der Dinge, Automatisierung.

Man könne damit erproben, wie die agile Fertigung funktioniert oder die KI in der Qualitätssicherung und so weiter. Das Ergebnis sehe man dann "aus der Vogelperspektive und in einer sicheren Lernumgebung. In einer echten Fabrik kann man nicht probieren, aber auf einem Modell."

Dazu komme eine digitale Lernplattform, die auf einem digitalen Zwilling der physischen Anlage basiere und verschiedene Lernmodule zu den Themen beinhalte. "Dann kann man wählen: Löst man eine Aufgabe mit dem digitalen Zwilling oder lieber mit der physischen Anlage?"

(vbr)