Flensburger Motorola-Beschäftigte befürchten komplette Schließung

Zwar habe die Geschäftsführung den Erhalt des Handy-Werks zugesagt, "an diese Zukunft glaubt hier derzeit aber niemand mehr", so der Flensburger Betriebsratsvorsitzende Dieter Neugebauer.

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  • dpa

Nach dem angekündigten Abbau von 600 weiteren Stellen im Flensburger Handy-Werk des US-Konzerns Motorola befürchten die Beschäftigten nun die komplette Schließung des Standorts. Zwar habe die Geschäftsführung dessen Erhalt zugesagt. "An diese Zukunft glaubt hier derzeit aber niemand mehr, eher daran, dass hier in ein bis zwei Jahren alles dicht gemacht wird", sagte der Flensburger Betriebsratsvorsitzende Dieter Neugebauer heute. Nach der Verlegung eines Teils der Produktion nach China aus Kostengründen Anfang 2004 sollen noch 1200 Beschäftigte in der Fabrik arbeiten.

Neugebauer wies darauf hin, dass die Beschäftigten -- etwa durch längere Schichten -- seit Jahren wiederholt Opfer gebracht hätten, um Arbeitsplätze zu erhalten. "Diese Hoffnungen sind immer wieder enttäuscht worden, deshalb fällt es jetzt schwer, an die neuerliche Zusage zu glauben." Zudem liege noch kein vernünftiges Zukunftskonzept für den Standort vor.

Zwischenzeitlich hatten im Flensburger Werk rund 2400 Menschen gearbeitet. Nach Motorola-Plänen soll Flensburg Herstellungsstätte für UMTS-Handys und das Versandzentrum für Europa sowie den Mittleren Osten und Afrika bleiben. Die herkömmlichen GSM-Handys sollen künftig in China kostengünstiger produziert werden.

Flensburgs Oberbürgermeister Hermann Stell (CDU) und die regionale Industrie- und Handelskammer zeigten sich dagegen zuversichtlich, Motorola in der Region zu halten. "Man muss allerdings sehen, dass Europa für Motorola ein relativ schwacher Markt ist", sagte Stell. Daher sei es nicht verwunderlich, wenn das US-Unternehmen sich Gedanken über seine Standorte in Übersee mache. IHK-Sprecher Jörg Nielsen betonte, es komme nun darauf an, die Stärken der Region wie UMTS-Knowhow und Infrastruktur weiter auszubauen.

Land, Bund, EU und Kommune hatten Motorola mit rund 33 Millionen Euro gefördert. Im April 2001 drohte bereits einmal die Schließung. Der Konzern schloss in der Folge jedoch den anderen europäischen Produktionsstandort in Schottland mit 3000 Mitarbeitern und konzentrierte die gesamte europäische Handy-Herstellung auf Flensburg. (dpa) / (anw)