Flensburger Motorola-Handyfabrik baut 400 Arbeitsplätze ab

Die Flensburger Handy-Fabrik von Motorola wird in den nächsten drei Monaten 400 der zurzeit gut 3.000 Arbeitsplätze abbauen.

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  • dpa

Die Flensburger Handy-Fabrik von Motorola wird in den nächsten drei Monaten 400 der zurzeit gut 3.000 Arbeitsplätze abbauen. Grund dafür sei die Neustrukturierung des europäischen Vertriebsnetzes für Fertigprodukte, sagte am heutigen Mittwoch der Geschäftsführer des Motorola-Werkes in der Fördestadt, Bent Andersen. Der Standort Flensburg sei nicht bedroht, versicherte er. "Es ist auch nicht beabsichtigt, diese Fabrik zu verkaufen", wies Andersen lokal kursierende Gerüchte nachdrücklich zurück. Nach Angaben Andersens werde sich die Effektivität des Fertigungsbereichs weiter erhöhen. So sollen im nächsten Jahr "sogar noch mehr Handys produziert als bisher", kündigte Andersen an. Bereits in diesem Jahr sei die Herstellung gegenüber 1999 verdoppelt worden.

Produktionszahlen nennt Motorola wie andere Funktelefonhersteller auch traditionell nicht. Nach zuverlässigen Informationen werden allein in Flensburg täglich rund 30.000 Mobilfunkgeräte hergestellt. Im Flensburger Motorola-Distributionszentrum werden mehr Telefone versandt als in der benachbarten Fabrik produziert werden, hieß es. Das kommt dadurch, dass bisher über Flensburg auch Fertigprodukte aus den Werken in Schottland sowie asiatischen Fabriken an den Handel versandt werden. Nun wird Motorola neben dem bisher einzigen Versandzentrum in Flensburg das erst kürzlich still gelegte in Schottland reaktivieren und zusätzlich im südlichen Mitteleuropa ein drittes installieren. "Wir wollen noch dichter am Kunden sein", wurde der Schritt begründet.

Das Unternehmen sicherte zu, betriebsbedingte Kündigungen für die 400 ausscheidenden Beschäftigten zu vermeiden. So werden ab sofort freiwillige Aufhebungen mit "äußerst attraktiven Abfindungskonditionen" angeboten. Neben diesen materiellen Maßnahmen unterstütze das Unternehmen die Mitarbeiter bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz.

Sprecher der Geschäftsführung unterstrichen, dass der vorgesehene Stellenabbau die öffentliche Förderung, die Motorola vor rund drei Jahren beim Aufbau des Flensburger Werkes für die Schaffung neuer Arbeitsplätze erhalten hatte, nicht betreffe. Die Millionenhilfen seien für erheblich geringere Mitarbeiterzahlen geflossen. Motorola zählte 1991 nur 430 Beschäftigte in Flensburg, 1995 waren es 1.300 und Ende 1999 – ein Jahr nach Inbetriebnahme der neuen Fabrik – bereits 2.700. Der jetzt eingeleitete Stellenabbau diene "der Festigung und Konsolidierung des Standortes", kommentierte auch der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs- und Regionalentwicklungsgesellschaft in Flensburg, Klaus Matthiesen, die Entscheidung bei Motorola.

In Deutschland ist der US-amerikanische Elektronikkonzern (121.000 Mitarbeiter weltweit) durch die Motorola GmbH (Wiesbaden) präsent. Die deutsche Gesellschaft mit insgesamt 4.300 Mitarbeitern – einschließlich Flensburg und dem Entwicklungszentrum in Berlin – erzielte 1999 einen Gesamtumsatz von 5,8 Milliarden Mark. (dpa) / (jk)