Fluggäste sollen mit Barcode auf dem Handy-Display einchecken können

Sita und Siemens stellen eine Lösung vor, die auf GPRS und Java basiert. Die Airlines sollen Kosten sparen und die Passagiere einen Platz nach Wunsch erhalten.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Auch wenn der Gebrauch von Mobiltelefonen an Bord von Flugzeugen weiterhin verpönt bleibt, könnte man als Passagier -- die richtige Applikation vorausgesetzt -- bald schon mit dem Handy schneller an Bord kommen und zudem den bevorzugten Sitzplatz selbständig aussuchen. Sita, Anbieter von IT-Lösungen für die Luftfahrtindustrie und die Siemens-Sparte Busines Services haben eine Check-In-Lösung via Handy für Flugpassagiere vorgestellt. Diese soll den Flugpassagieren eine einfach zu bedienende grafische Benutzeroberfläche bieten, die eine Sitzplatzübersicht beinhaltet. Zudem könne die Grafikoberfläche dem Branding der Fluglinie angepasst werden, heißt es in heute verbreiteten Pressemitteilungen von Sita und Siemens.

Das System setzt GPRS-fähige Handys voraus, auf denen ein Java-Applet installiert werden muss. Außerdem muss der Passagier ein elektronisches Ticket besitzen, das er separat -- etwa im Internet -- buchen muss. Beim Check-in am Flughafen kann der Fluggast dann auf seinem Handydisplay den gewünschten Sitzplatz aussuchen und bestätigen. Innerhalb von Sekunden erhalte er dann laut Sita einen zweidimensionalen Barcode auf dem Display seines Handys. Diesen muss er wiederum vor einen Scanner am Flugsteig halten, woraufhin dann die Bordkarte und gegebenenfalls Gepäckanhänger ausgedruckt werden. Ein Siemens-Sprecher erklärte gegenüber heise online, dass die Tests mit Handys verschiedener Hersteller positiv ausgefallen seien. Ohnehin seien nur Java-fähige Handys geeignet. Mit deren Displays habe der Balkencode erfolgreich gescannt werden können.

Den Fluggesellschaften soll dieser Service Kostenvorteile verschaffen. Auf der Genfer Konferenz "Simplifying the Business" der Organisation IATA, in der rund 270 Fluggesellschaften Mitglied sind, versprach ein Sita-Manager: "Kostenkontrolle und wachsende Angebotsauswahl für Passagiere sind zwei Hauptforderungen an die Flugfahrtindustrie heutzutage, Sita Mobile Check-in richtet sich an beide. Zusätzlich dazu ist es eine Lösung, welche mit der momentanen Ausrichtung der Industrie einhergeht und Balkencodes für die Bordkarten-Informationen benutzt." Nach Angaben von Sita kann die Handy-Applikation direkt mit den Reservierungssystemen der Airlines sowie den Abflugkontrollen der Flughäfen kombiniert werden. Zudem unterstütze diese Art des Check-in via Handy IT-Applikationen, wie sie von den Fluggesellschaften für Vielfliegerprogramme oder Allianzen mit anderen Carriern verwendet werden.

Auch die IATA steht dem dem Bereich "E-Ticketing" aufgeschlossen gegenüber. In einer Pressemitteilung zur Genfer Konferenz wird das Einsparpotenzial durch E-Ticketing mit 3 Milliarden US-Dollar jährlich beziffert -- freilich zählen neben der Applikation von Siemens/Sita hierzu zum Beispiel auch RFID-basierte Lösungen. Als erste Fluggesellschaft gab die brasilianische TAM bekannt, die Lösung von Sita und Siemens auf Inlandsflügen einzusetzen. Von den europäischen Flugesellschaften hat bislang keine offiziell angekündigt, diese Technik einzusetzen, doch gilt es als wahrscheinlich, dass diese und andere Lösungen erprobt werden. So setzt die Finnair seit September 2004 auf ein SMS-basiertes Check-in-System. Hierbei fehlt zwar die grafische Darstellung der Sitzplätze, doch dafür ist das System auf allen SMS-fähigen Handys anwendbar und erfordert keine Programmierung des Telefons. Für finnische Inlandsflüge dürften die Passagiere damit bestens bedient sein -- herrscht dort allgemein doch freie Platzzwahl ("open seating"). (ssu)