Fraunhofer-Gesellschaft wendet sich gegen "digitale Spaltung der Nation"

IuK-Technologien könnten die Antwort Deutschlands auf die Globalisierung sein, doch habe das Land Defizite gegenüber den USA sowie Skandinavien und Asien aufzuholen. Der Anteil Deutschlands am globalen Softwaremarkt betrage lediglich 8 Prozent.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

"Eine digitale Spaltung der Nation dürfen wir nicht zulassen", mahnt der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, Hans-Jörg Bullinger, anlässlich der CeBIT in Hannover. Der Versorgungsgrad mit Breitband-Internet-Zugängen sei ein entscheidender Faktor für Deutschland im internationalen Standortwettbewerb. Gegenüber anderen Staaten habe die Bundesrepublik ohnehin schon Defizite in den Telekommunikationsinfrastrukturen, stellt die Forschungsgesellschaft fest, und investiere dennoch "erheblich weniger" in Informationstechnik als die Wettbewerber Skandinavien, USA und Südostasien.

Dieser Befund deckt sich mit Zahlen aus dem jüngsten Implementierungsbericht der EU, nach denen Deutschland bei der Breitbandversorgung lediglich einen Platz im EU-Mittelfeld einnimmt. Hinzu kommen deutliche regionale Abweichungen bei der "Internet-Stärke" einzelner Regionen in Deutschland, die ein Bremerhavener Professor erforscht hat. Zum Thema Breitbandversorgung hat sich heute auf der CeBIT auch der Verband der deutschen Internetwirtschaft (eco) zu Wort gemeldet. Er mahnt ein politisches Konzept für eine flächendeckende Versorgung mit Breitbandzugang in Deutschland an. Obwohl Deutschland mit beinahe 10 Millionen Internet-Domains weltweit einen Spitzenplatz bei der Präsenz im World Wide Web einnehme, hinke der Datenverkehr mit einer Verdoppelung nur alle neun Monate im internationalen Vergleich deutlich hinterher.

Die Informations- und Telekommunikationsbranche sei Deutschlands größter Industriezweig, obwohl die klassische, primäre IT-Industrie längst nach Südostasien gezogen sei und der IT-Dienstleistungsmarkt von den USA und Indien dominiert werde, stellt die Fraunhofer-Gesellschaft fest. Hardware bezögen deutsche Abnehmer überwiegend aus Asien, Software aus den USA. Der Anteil Deutschlands am weltweiten Softwaremarkt betrage gerade einmal 8 Prozent. Diese Schwäche habe elementare Auswirkungen. Schon heute basierten in der Automobilindustrie 80 Prozent der Innovationen auf Software, in der Mobilfunkindustrie seien es 70 Prozent. Von großer Bedeutung für die produzierende Industrie sei daher die Verschmelzung von Ingenieurswissenschaft und Informatik in Embedded Software. In der Verbindung von Informatik mit Anwendungen sieht die Fraunhofer-Gesellschaft eine Stärke und eine Chance für den Wirtschaftsstandort Deutschland. (ssu)