Fraunhofer ISE: Erneuerbare Energie günstiger als konventionelle Kraftwerke

Photovoltaik mit Batteriespeicher sei günstiger als konventionelle Kraftwerke, meint Fraunhofer ISE. Der Verband Kerntechnik Deutschland widerspricht.

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Solarpaneele am Bremer Weserstadion.

Solarpaneele am Bremer Weserstadion.

(Bild: heise online / anw)

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Photovoltaik-Freiflächenanlagen und Onshore-Windenergieanlagen sind mit Kosten von 4,1 bis 9,2 Cent pro kWh unter allen Kraftwerksarten die kostengünstigsten Technologien in Deutschland. Das schreibt das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in einer neuen Studie. Darin vergleicht es die Stromgestehungskosten für verschiedene Energieträger; die Atomkraft schneidet dabei besonders schlecht ab.

"Diese Berechnungen zeigen, dass die in Deutschland gerade anlaufenden Großprojekte mit einer Kombination aus PV-Freiflächenanlage, Windpark und stationären Batteriespeichern gute Investitionen sind", sagte Dr. Christoph Kost, Abteilungsleiter für Energiesystemanalyse am Fraunhofer ISE und Hauptautor der Studie. "Durch die Kombination können hier beispielweise Netzkapazitäten besser ausgenutzt werden."

Mittlerweile könnten auch Photovoltaik-Anlagen kombiniert mit Batteriespeichern deutlich günstiger Strom produzieren als Kohle- oder Gaskraftwerke. Die Stromgestehungskosten für PV-Batteriesysteme variieren demnach zwischen 6,0 und 22,5 Cent pro Kilowattstunde. Die große Bandbreite ergebe sich aus den hohen Kostenunterschieden für Batteriesysteme (400 bis 1000 Euro pro Kilowattstunde) kombiniert mit den Kostenunterschieden bei den PV-Anlagen und der unterschiedlich hohen Sonneneinstrahlung am Anlagenstandort.

In der Studie Stromgestehungskosten Erneuerbare Energien (PDF) weisen die Autoren darauf hin, sie hätten system- und standortspezifische Kostenfaktoren vernachlässigt, "um die Allgemeingültigkeit der Ergebnisse weitestgehend sicherzustellen". Somit würden im Zusammenhang mit dem Zubau erneuerbarer Kapazitäten keine zusätzlichen Kosten für den Zubau von Backup-Kraftwerken, verstärkte Abregelung oder den Netzausbau subsumiert. "Es findet auch keine Internalisierung von Rückbaukosten oder gegebenenfalls einer Endlagerung von radioaktivem Material im Rahmen der Studie statt", heißt es weiter.

Hier setzt der Verband Kerntechnik Deutschland (KernD) mit seiner Kritik an der Studie (PDF) an. Er meint, die Studie behandle lediglich technologiespezifische Stromgestehungskosten. So ziele sie "an der eigentlichen Herausforderung vorbei, ein zweckmäßiges Stromsystem zu entwerfen, das Versorgungssicherheit, Klima- und Umweltfreundlichkeit mit wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit kombiniert".

Insgesamt weise die Studie "eine merkliche Schlagseite zugunsten der dort favorisierten erneuerbaren Energien" auf. Die Atomkraft werde kostenmäßig besonders schlecht dargestellt, mit Erzeugungskosten zwischen 130 und 480 Euro pro MWh. Zudem werde für Atomkraftwerke ein wesentlich höherer Zinssatz sowohl für Fremd- als auch für Eigenkapital angenommen als für Photovoltaik und Windkraft einschließlich offshore. "Als Eigenkapitalrendite für Kernkraftprojekte werden 12 Prozent angenommen, ein Wert, der selbst die implizite Rendite der heftig kritisierten Finanzierung von Hinkley Point C deutlich übersteigt."

Unrealistisch seien in der Studie zudem die Annahmen zu den Volllaststunden der Erneuerbaren. "Bei PV reicht die Bandbreite von 935 Volllaststunden im Norden bis 1280 im Süden, obgleich im Landesdurchschnitt nur etwa 950 Vollaststunden erreicht werden", erläutert die Atomlobby. "Bei Windkraft an Land werden vom Binnenland 1800 bis 3200 Vollaststunden an guten Standorten im Norden – die aber mutmaßlich längst genutzt sind – unterstellt, obwohl im landesweiten Durchschnitt nur etwa 1850 erreicht werden."

(anw)