Freie Fahrt für Java 9 – Public Review Ballot im zweiten Anlauf geschafft

Fast einstimmig hat sich nun das JCP Executive Committee für Oracles Vorschlag für ein Java-Modulsystem ausgesprochen. Im ersten Anlauf waren die Bemühungen der zuständigen Expert Group krachend gescheitert.

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Freie Fahrt für Java 9 – Public Review Ballot im zweiten Anlauf geschafft
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Alexander Neumann
  • Rainald Menge-Sonnentag

Nach dem Schreckmoment im vergangenen Monat, als Oracles Entwicklungen des neuen Java-Modulsystems nicht die Mehrheit der Mitglieder des JCP Executive Committee im Rahmen des Public Review Ballot erhalten hatten, hat Jigsaw – so der Projektname des Modulsystems – nun im zweiten Anlauf den Segen erhalten. Da es das zentrale neue Feature von Java 9 ist, sieht jetzt alles danach aus, dass sowohl Jigsaw als auch die nächste Generation der Entwicklungsplattform am 21. September erscheinen könnte, wie kürzlich von Oracle vorgeschlagen.

Eine Überarbeitung des JSR 376 (Java Specification Request), in dem das Modulsystem spezifiziert wird, war erforderlich geworden, weil das Gros des Expertengremiums der Ansicht war, dass weitere Anpassungen erforderlich seien. So wurde befürchtet, dass Jigsaw zwar erfolgreich bei der Modularisierung von Java selbst funktioniert habe, aber in "echten" Anwendungsszenarien weitgehend ungeprüft wäre. Viele existierende Java-Anwendungen seien unter Jigsaw nicht möglich oder würden erhebliche Architekturanpassungen erfordern. Die größte Sorge vieler Java-Entwickler bezüglich Java 9 war, dass ihre Anwendungen aufgrund zahlreicher Änderungen nicht mehr ohne Weiteres laufen würden.

Bedenken bereitete dabei unter anderem, dass der Reflective Access, also Zugriff über Reflexion auf den Klassenpfad, verboten sein sollte. Grund dafür war, dass die internen Java-APIs von der Außenwelt abgeschirmt sein sollen. Oracle hatte daraufhin vorgeschlagen, den Zugriff in Java 9 zunächst standardmäßig zu erlauben. Die von ihm als "Big Kill Switch" bezeichnete Option --permit-illegal-access soll damit das Standardverhalten der JDK-Runtime werden. Sie sollte gleichzeitig umbenannt werden, um die Steuerung eines abgestuften Zugriffs in die Hände der Nutzer zu legen. Die vorgeschlagene Option soll Entwicklern bei einer sanfteren Migration helfen, statt wie nach der bisherigen Planung einen harten Schnitt für den Zugriff zu bringen. Selbst nachdem die letzte Option zum Standard wird, soll die manuelle Erlaubnis über die erste Option weiterhin für mindestens ein weiteres Release möglich sein.

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Der Vorschlag wurde schnell begrüßt, was nun auch in den Ergebnissen des seit gestern abgeschlossenen Public Review Reconsideration Ballot nachzulesen ist. Bis auf eine Enthaltung – von Red Hat – haben alle 25 im Executive Committee versammelten Parteien nun für Oracles Vorschlag gestimmt und dabei insbesondere die Anpassungen des Java-Statthalters begrüßt.

Zugleich hat Mark Reinhold, der bei Oracle für die Java-Entwicklung verantwortliche Ingenieur, die Release-Candidate-Phase für das JDK 9 eingeläutet. Laut derzeitigem Plan soll es am 6. Juli einen letzten Release Candidate geben, bevor dann letzte Arbeiten absolviert werden, damit das mehrmals verschobene Java 9 tatsächlich am 21. September erscheinen wird. (ane)