Freier Straßenplan soll noch 2008 ganz Deutschland umfassen

Das Projekt OpenStreetMap will bis Weihnachten die Bundesrepublik "vollständig" kartographisch abbilden und zugleich weiter das Ziel verfolgen, eine freie Wiki-Weltkarte "von allem" zu erstellen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 174 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Das Projekt OpenStreetMap (OSM) gibt sich weiter ambitioniert. "Bis Weihnachten soll Deutschland vollständig drin sein", erklärte Gregor Kubrak von der Berliner OSM-Gemeinde am Montag auf einem Forum des Bundesverbands deutscher Internet-Portale (BDIP) in Berlin. "Die Definition von 'vollständig' liefern wir nach", räumte der Entwickler mit einem Augenzwinkern aber ein. So sei die Qualität des frei verfügbaren Kartenmaterials noch regional "sehr unterschiedlich" ausgeprägt. An einigen Stellen habe das Projekt die kommerziellen Anbieter von Kartendiensten wie Google Maps aber auch bereits längst übertroffen.

Ende Oktober hatte die Hamburger OSM-Community erst die schier komplette Erfassung der Hansestadt bekannt gegeben. Vor allem die Ballungsräume würden in dem Vorhaben zum Erstellen einer freien Weltkarte auf Wiki-Basis "von allem" momentan aber noch am besten abgebildet, sagte Kubrak. Generell sei das Projekt von "Lokalpatriotismus und Sammelleidenschaft" getrieben. Aber auch das verteilte Engagement Einzelner habe bereits angefangen, bestehende Geschäftsmodelle durcheinander zu wirbeln. Die professionelle Branche rund um Geoinformationssysteme schaue jedenfalls interessiert und verunsichert zugleich auf die Arbeit der freiwilligen Kartenfabrikanten, die selbst Geodaten zusammentragen und aufbereiten. Die rund zehn Prozent der etwa 65.000 angemeldeten Mitstreiter habe so etwa bereits über 500 Millionen GPS-Punkte einbezogen.

Als Vorteile des alternativen Karten-Wikis nannte Kubrak, dass Geodaten darüber im Quelltext verfügbar seien und eine Einbindung etwa in Homepages auf keinen Fall zu Abmahnungen wegen Urheberrechtsverletzungen führen würde. Das Material steht unter der "Creative-Commons"-Lizenz Attribution-Share Alike 2.0. Diese lässt auch eine gewerbliche Nutzung der Daten und etwa den Verkauf von Stadtplänen auf ihrer Basis zu, solange OpenStreetMap als Quelle genannt wird und jedes abgeleitete Produkt ebenfalls wieder unter gleichen Bedingungen frei lizenziert wird. Zudem würden alle traditionellen Kartenhersteller "absichtlich Fehler einbauen", um das Material vor unerwünschtem Kopieren zu schützen oder Hauptstraßen stärker hervorzuheben.

Generell sieht der Programmierer bei OSM so noch ein "großes Open-Source-Entwicklungspotenzial", in dessen Rahmen lokales Expertenwissen genutzt werden könne. Noch stellten die Nutzerfreundlichkeit oder die "ungenügende Dokumentation" aber Hindernisse für die Beteiligung auch weniger technisch versierter Interessenten dar. Zumindest könne jeder Surfer aber Markierungen setzen für Fehler, die dann von den Entwicklern nach und nach abgearbeitet würden.

Siehe dazu auch:

OpenStreetMap im heise Software-Verzeichnis

(Stefan Krempl) / (jo)