Friedensnobelpreis für inhaftierten chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo

Der mit umgerechnet rund 1,1 Millionen Euro dotierte Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an den chinesischen Intellektuellen Liu Xiaobo für seinen gewaltfreien Kampf um Menschenrechte in China.

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Eine "kontroverse" Entscheidung hatte der Präsident des norwegischen Nobel Komitees, Thorbjoern Jagland, vor der Bekanntgabe am Freitag angekündigt. Der Friedensnobelpreis 2010 geht an den chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo für seinen langen und gewaltfreien Kampf für Menschenrechte in China. Das teilte der Sprecher des Komitees am Freitagvormittag in Oslo mit.

Der 1955 in Changchun geborene Liu hat sich neben seiner akademischen Karriere, die ihn auch an namhafte Universitäten außerhalb Chinas führte, einen Namen als politischer Aktivist in China gemacht. Der Intellektuelle setzt sich als Autor und Kommentator seit Jahren für den Schutz der Grundrechte und mehr Demokratie in seinem Heimatland ein. Dabei ist er wiederholt mit den chinesischen Behörden aneinandergeraten. Liu gehörte 1989 zu den Teilnehmern der gewaltsam niedergeschlagenen Proteste am Platz des himmlischen Friedens.

Liu Xiaobo

(Bild: Wikimedia Commons)

Derzeit sitzt der Preisträger eine elfjährige Haftstrafe ab. Der Ehrenvorsitzende des chinesischen PEN-Clubs unabhängiger Schriftsteller gehört zu den Autoren und Unterzeichnern der "Charta 08", die sich nach dem Vorbild der 1977 in der ehemaligen Tschechoslowakei veröffentlichten Charta 77 für Reformen und mehr Demokratie in China ausspricht. Wegen seiner Beteiligung war Liu im Jahr 2008 verhaftet und ein Jahr später abgeurteilt worden.

Das Komitee sei der Auffassung, dass es eine enge Beziehung zwischen Menschenrechten und Frieden geben, heißt es in der Mitteilung aus Oslo. Menschenrechte seien eine Vorbedingung für die "Bruderschaft der Nationen", von der Preisstifter Alfred Nobel in seinem Testament gesprochen habe. Liu sei seit über 20 Jahren eine starke Persönlichkeit in der Menschenrechtsbewegung Chinas und erhält die mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 1,1 Millionen Euro) dotierte Auszeichnung auch stellvertretend für die gesamte Bewegung.

Kontrovers dürfte diese Entscheidung vor allem in chinesischen Regierungskreisen aufgenommen werden. Zuvor hatte es Berichte gegeben, wonach das Regime in Beijing versucht haben soll, Druck auf das Nobel-Komitee auszuüben. Zur Preisverleihung am Todestag von Alfred Nobel (10. Dezember) in Oslo wird Liu nicht erscheinen können. Unwahrscheinlich ist auch, dass seine Frau den Preis in Oslo entgegennehmen kann. Im Vorjahr war US-Präsident Barack Obama mit dem Preis geehrt worden – ebenfalls eine umstrittene Entscheidung. (vbr)