Deine Fritzbox ist übrigens ein NAS

Mit eurer Fritzbox könnt ihr ganz einfach einen USB-Speicher ins Netzwerk einbinden und Daten streamen. c't 3003 zeigt, wie's geht und wo der Haken ist.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 72 Kommentare lesen

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Lesezeit: 14 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Mit eurer Fritzbox könnt ihr einfach einen USB-Speicher ins Netzwerk einbinden. Daten streamen und teilen wird so einfach und lokal möglich. Das Einrichten ist unkompliziert, leider sind die Übertragungsraten sehr gering. Für den normalen Hausgebrauch könnte es aber reichen.

(Hinweis: Dieses Transkript ist für Menschen gedacht, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Der Text gibt nicht alle Informationen der Bildspur wieder.)

Guckt mal hier, ich schiebe von meinem PC Daten auf eine Festplatte, die gar nicht an meinem PC hängt. Und was das Ganze noch aufregender macht: Das ist kein NAS oder Homeserver, sondern eine ganz normale Fritzbox, die viele von euch zu Hause stehen haben. Schließlich ist das hierzulande der meistverkaufte Router. Aber auch viele andere handelsübliche Router unterstützen so eine NAS-Funktion. In diesem Video konzentrieren wir uns jedoch auf die Fritzbox.

Ja, und damit könnt ihr nicht nur Dateien im Netzwerk lokal oder von außen jederzeit und von jedem Gerät erreichbar machen, sondern zusätzlich auch noch Serien und Filme streamen, wie auf ungefähr allen in den letzten 10 Jahren gekauften Fernsehern. Dafür braucht ihr nichts weiter als einen USB-Stick oder eine USB-Festplatte und natürlich eine Fritzbox.

In diesem Video zeige ich euch, wie ihr das einrichtet, was ihr damit machen könnt und wie sich so ein Fritzbox-NAS von einem normalen NAS-System unterscheidet und wo der Haken ist. Bleibt dran!

Liebe Hackerinnen, liebe Internetsurfer, herzlich willkommen hier bei…

Also schon mal ganz klar vorweg: Die NAS-Funktion ist bei wirklich allen halbwegs aktuellen Fritzboxen integriert und meistens auch schon eingeschaltet. Denn Fritzboxen haben üblicherweise schon einen integrierten Speicher, unter anderem für Anrufbeantworter-Funktionen, den ihr aber auch für andere Sachen verwenden könnt. Bei meiner Fritzbox 6690 Cable sind das immerhin ungefähr 3 GB. Die Funktion aktiviert ihr, falls sie nicht schon eingeschaltet ist, über die Fritzbox-Oberfläche. Dafür einfach "fritz.box" in euren Browser eingeben und falls das nicht geht, manuell die IP-Adresse eintippen. Standardmäßig ist das "192.168.178.1". Das Passwort findet ihr auf dem Fritzbox-Gehäuse. Dann unter "Heimnetz" -> "USB-Speicher" in der Geräteübersicht das Häkchen bei "Speicher(NAS)-Funktion" setzen. Fertig. Hier seht ihr übrigens auch euren internen Speicher.

Für mehr Platz könnt ihr einfach einen externen Datenträger an den USB-Anschluss der Fritzbox anschließen. Bei dieser hier gibt es zwar nur zwei Anschlüsse, aber je nach Modell lassen sich bis zu vier weitere mit einem USB-Hub verbinden. Pro Datenträger dürfen es aber höchstens vier Partitionen mit maximal 4 TB sein. Der externe Speicher erlaubt neben NTFS auch das exFAT-Dateisystem, mit dem viele größere USB-Speicher vorformatiert sind. Voraussetzung ist ein aktuelles FritzOS. Sehr alte Geräte wie die Fritzbox 7390 bieten keine exFAT-Unterstützung. Zusätzlich könnt ihr FAT, FAT32, EXT2, EXT3 und EXT4 verwenden. Die Faustregel für die Dateisysteme: Wenn ihr die externe Platte nur an der Fritzbox betreiben wollt bzw. nur Linux habt, dann formatiert sie mit EXT4. Das ist nach unseren Erkenntnissen an der Fritzbox am schnellsten. Wenn ihr die Platte zusätzlich auch an unterschiedlichen Rechnern mit unterschiedlichen Betriebssystemen nutzen wollt, dann nehmt exFAT.

Hier unter "System -> Energiemonitor" sollte der Ausgewogene Modus aktiviert sein. Im Energiesparmodus laufen die Anschlüsse nämlich nur mit USB-2.0-Geschwindigkeit. Zusätzlich muss man kontrollieren, ob unter "Heimnetz -> USB-Speicheroptionen" bei den USB-Einstellungen der Power-Mode für das jeweilige Gerät eingeschaltet ist, da der Green Mode auch auf USB-2.0-Geschwindigkeit drosselt. USB 2.0 bedeutet, dass die Übertragungsgeschwindigkeit nicht schneller als ungefähr 30 MB/s werden kann, egal wie schnell der angeschlossene Datenträger ist.

So, und jetzt den internen Zugriff aktivieren. Wenn FritzNAS aktiviert ist, kann man jetzt schon über die Fritzbox-Oberfläche auf die Dateiübersicht in einem Webinterface zugreifen. Nicer ist es aber natürlich, wenn die Daten ganz normal als Laufwerk auftauchen, direkt im Explorer oder Finder oder wie auch immer der Dateimanager eures Betriebssystems heißt. Das geht mit SMB. SMB kann man übrigens mit Windows, Linux und macOS nutzen. Aber damit das geht, muss man in der Fritzbox-Oberfläche auf "Heimnetz" -> "USB-Speicher" und unter "Geräteübersicht" runterscrollen bis "Heimnetzfreigabe". Dann das Häkchen bei SMB setzen. Name und Arbeitsgruppe können so bleiben. SMBv1 sollte man aber auf jeden Fall deaktiviert lassen, das könnte nämlich Remote-Angriffe aufs System ermöglichen. Und das wollen wir ja nicht.

Um Bilder, Musik und Videos auf zum Beispiel Fernsehern im Heimnetz zur Verfügung zu stellen, muss man hier noch unter "Mediaserver" das Häkchen setzen. Ah ja, allgemein kann man nicht einfach ohne Passwort auf das NAS zugreifen. Das Nutzerkonto braucht dafür die entsprechende Erlaubnis. Der Standardnutzer, also der Benutzer, mit dem ihr euch ins Webinterface einloggt, hat diese Berechtigung standardmäßig schon. Der Nutzername ist immer "Fritz" gefolgt von einer vierstelligen Nummer. Euren genauen Benutzernamen findet ihr auch unter "System -> Fritzbox-Benutzer". Da könnt ihr dann auch Berechtigungen verwalten und zusätzliche Nutzer anlegen.

So, jetzt wenn ihr wollt, könnt ihr den Zugriff von außen vorbereiten. Hier solltet ihr auf jeden Fall noch einen extra Nutzer für den externen Zugriff anlegen, damit man das schön vom Heimnetz-Zugriff getrennt hat. Dafür unter "System -> Fritzbox-Benutzer" -> "Neuen Benutzer hinzufügen" -> "Nutzernamen und Passwort festlegen" und bei "Zugang zu NAS-Inhalten" und "Zugang aus dem Internet" einen Haken setzen. Wahlweise kann man hier auch den Zugriff auf die Fritzbox-Einstellungen erlauben, da würde ich dann aber den Zugriff von außen, also von extern, nicht empfehlen.

So, und wie greift man jetzt auf das NAS zu? Intern geht das, indem ihr das NAS im jeweiligen Dateimanager einbindet. Unter Windows könnt ihr im Explorer erstmal "Netzwerk" klicken und wenn ihr da dann unter "Computer" die IP-Adresse eurer Fritzbox seht, dann könnt ihr da einfach draufklicken und dann den Usernamen und das Passwort eingeben. Also entweder halt "Fritz", vierstellige Nummer und das Passwort, oder halt den gerade von euch manuell neu erstellten Fritz-User. Wenn das nicht klappen sollte, könnt ihr sonst auch oben in der Explorer-Zeile "" und dann die IP-Adresse eingeben und dann kriegt ihr auch Zugang auf das NAS-Laufwerk. Unter macOS und Linux könnt ihr im Finder oder im Dateimanager auf "Gehe zu" klicken und dann mit "Server verbinden" und dann "smb://" und dann die IP-Adresse der Fritzbox eingeben. Und dann halt auch wie gerade mit Benutzernamen und Passwort anmelden und zack, Speicher steht zur Verfügung. Damit der Zugriff später einfacher geht, könnt ihr euch diese NAS-Ordner auch einfacher als Lesezeichen hier zum Beispiel links in die Leiste reinziehen. So hab ich das gemacht.

So und jetzt, wenn ihr wollt, noch von extern. Also wenn ihr von unterwegs auf das NAS zugreifen wollt, würde ich euch empfehlen, ein MyFritz-Konto zu erstellen. Denn mit so einem Konto stellt AVM eine feste URL bereit, über die die Fritzbox trotz dynamischer IP auch für andere Dienste erreichbar ist. Weil Internetprovider euch meistens regelmäßig eine neue externe IP vergeben. Deswegen muss das so redirected werden. Und das geht bei Fritzboxen halt am einfachsten mit "MyFritz". Den Account kann man hier über "Internet" bei "MyFritz-Konto" erstellen. Hier findet sich dann auch die sogenannte "MyFritz"-Adresse. Die einfach unterwegs im Browser eingeben und "/NAS" dahinter schreiben. Dann mit dem Nutzerkonto, welches ihr für die externe Nutzung angelegt habt, einloggen und dann habt ihr auch Zugriff aufs NAS.

Achso, genau. Und wenn euch Samba irgendwie zu wenig ist, könnt ihr auch oldschool einen FTP-Server in der Fritzbox aktivieren. Damit lassen sich dann auch Dateien lesen und schreiben. Das stellt ihr hier ein. Und wenn ihr den externen Zugang nicht dringend braucht, dann lasst ihn auf jeden Fall ausgeschaltet. Denn je weniger Dienste von außen erreichbar sind, desto sicherer ist euer Netzwerk. Ist klar, oder?

So, den Medien-Server. Wenn ihr da die Media-Server-Funktion aktiviert habt, dann indiziert die Fritzbox automatisch eure auf dem NAS gespeicherten Video-, Bild- und Tondateien und stellt die dann im Netz zur Verfügung. Ihr könnt dann, wie bei diesem Fernseher, die Fritzbox einfach als Quelle wählen und dann auswählen, was gestreamt werden soll. Das läuft übrigens über den Standard UPnP. Als Tipp, schön ist das über UPnP nicht. Also gar nicht schön. Ich würde sagen, das ist eher nur so eine Notfalllösung. Wenn ihr das schicker haben wollt, dann guckt euch mal Plex oder Jellyfin an. Link ist in der Beschreibung. Da haben wir schon mal ein Video zu gemacht.

Thema Performance und Funktionsumfang. Wenn ihr jetzt denkt, das ist ja krass, ich habe keinen Cent ausgegeben, sondern einfach nur meinen USB-Stick da an die Fritzbox gehängt. Ja, gibt leider einen kleinen Haken. Und das ist halt die Geschwindigkeit. Der Datentransfer ist ziemlich langsam. Das Langsamste, was wir gemessen haben an der Fritzbox, waren 8 MB/s beim vom NAS Lesen und 13 MB/s beim aufs NAS Schreiben. Den allerbesten Messwert haben wir auf einer Fritzbox 6690 Cable gemessen. Das waren 32 MB/s lesend und 70 MB/s schreibend. Dabei war es egal, ob wir das Webinterface genutzt haben oder als Netzlaufwerk direkt drauf zugegriffen haben. Hier ist auch nochmal ganz interessant, wenn man SMB benutzt, ist das langsamer, als wenn man das Webinterface benutzt. Ich habe ja gerade gesagt, wir haben bei der 6690 32 MB/s vom SMB-Server lesen gemessen. Wenn ich das über den Browser runterlade, dann komme ich auf 55 MB/s. Also schon ein bisschen schneller, weil dieser SMB-Service ja offenbar Overhead fabriziert.

Aber zum Vergleich, im gleichen Netzwerk hier, an dem gleichen Rechner, schafft ein einfaches Raspi 4 NAS mit einer USB-Magnetfestplatte in beide Richtungen mindestens 90 MB/s. Und dieser lautlose SSD-Homeserver, den ich mir hier neulich gebaut habe, der macht hier in diesem Netz mit einem 2,5 Gbit LAN-Anschluss sogar 280 MB/s. Also wirklich riesige Unterschiede. Und warum die Fritzbox so langsam ist, das hat mit der vergleichsweise kleinen CPU zu tun, denn die Fritzbox muss ja neben den NAS-Funktionen auch noch ganz viele andere Dinge machen. Außerdem haben wir gesehen, dass auch das Dateisystem relevant ist. Weil zum Beispiel NTFS kein natives Linux-Dateisystem ist, und die Fritzbox arbeitet ja mit Linux, ist NTFS auf der Fritzbox langsamer als zum Beispiel ExFAT oder EXT4. Außerdem haben viele Fritzboxen maximal USB 2.0, da kriegt ihr dann halt prinzipbedingt nicht mehr als ungefähr 30 MB/s raus. Und USB 2.0 ist übrigens auch bei USB 3.0-fähigen Fritzboxen voreingestellt, weil das a) energiesparender ist und b) potenzielle Störungen im 2,4 GHz-Funknetz vermeidet. Wenn ihr es also eh nicht so schnell braucht, bzw. das nur als Mediaplayer nutzt, da reicht dann auch USB 2.0.

Zusätzlich zur geringen Geschwindigkeit ist der Funktionsumfang vom FritzNAS sehr rudimentär. Man kann auf der Fritzbox auch keine Server-Software installieren, wie auf den meisten echten NAS-Geräten oder halt Home-Servern. Ein bisschen Automatisierung könnt ihr aber auch mit dem FritzNAS hinkriegen, zum Beispiel eure Fotos automatisch darauf backuppen. Das geht unter anderem mit der App PhotoSync, da könnt ihr entweder einen SMB-Server angeben oder auch einen FTP-Server. Apropos Apps, es gibt auch noch diese MyFritz-App, die habe ich bisher extra nicht erwähnt, weil die in unseren Tests manchmal ziemlich unzuverlässig funktioniert hat und zum Beispiel Dateien nicht richtig übertragen hat, obwohl es richtig in der App angezeigt wurde. Naja, aber zumindest MyFritz.net, was man einfach über den Browser verwenden kann, das funktioniert in unseren Tests immer einwandfrei.

Mein Fazit. Also, das mit der langsamen Übertragungsrate ist schon ziemlich ernüchternd. Aber wie schon gesagt, ich habe dafür keinen Cent extra bezahlt und das Ganze ließ sich wirklich einfach einrichten. Die Festplatte kann jetzt entspannt an der Fritzbox hängen bleiben und um kleinere Dateien zwischen Geräten hin- und herzuschieben, dürfte das auch für viele Leute völlig ausreichend sein. Oder mal um ein Video auf dem Fernseher zu gucken und das ist ja auch schon deutlich eleganter, die Videodatei einfach aufs Fritzbox-NAS drauf zuschieben und dann auf dem Fernseher aufzurufen, als mit einem USB-Stick durch die Gegend zu rennen und den überall reinstecken zu müssen. Ja, aber für alles andere ist dann schon ein richtiges NAS- oder ein Home-Server-System sinnvoll. Dazu gab es ja bei 3003 ja schon etliche Videos. Aber sowas kostet dann halt auch ein bisschen was und nicht nur Geld, sondern halt auch Strom. Die Fritzbox dagegen, die läuft ja eh.

Ja, wie seht ihr das? Ist das alles zu rudimentär oder für euch völlig ausreichend? Gerne in die Kommentare schreiben, gerne den Channel hier abonnieren und tschüss!


c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t Magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen und Lukas Rumpler sowie die Video-Producer Şahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.

(jkj)