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Fujifilm X-S10 im Test: Spiegellose Mittelklassekamera mit gehobener Ausstattung 16 Kommentare

Peter Nonhoff-Arps
Fujifilm X-S10

Die X-S10 ist das jüngste Modell der X-Serie von Fujifilm - eine Kamera für ambitionierte Universalisten. So schlägt sie sich im Vergleich zur Konkurrenz.

Eine spiegellose APS-C-Kamera wie die neue Fujifilm X-S10 bietet vielen Fotografen alles, was sie benötigen. Sie ist kompakter als eine Vollformatkamera und besser ausgestattet als die Einsteigerklasse. Bildstabilisator, ein moderne Sensor, ein leistungsfähiger Autofokus, ein gut ausgeformtes Gehäuse und ein flexibles Display zeichnen die X-S10 aus.

So besitzt sie etwa den X-Trans-Sensor (BSI) der vierten Generation mit einer Auflösung von 26,1 Megapixeln sowie den X-Prozessor 4. Beides verhilft der Kamera zu einem schnellen Autofokus (Reaktionszeit 0,02 s) mit Gesichts- und Augenerkennung sowie zu einer hohen Serienbildrate von acht Aufnahmen pro Sekunde bei mechanischem Verschluss (18 Raw oder 105 JPEG in Folge). Mit elektronischem Verschluss kommt sie auf bis zu 30 Bilder pro Sekunde – dann allerdings mit Crop-Faktor 1,25.

Spiegellose Systemkamera Fujifilm X-S10 (0 Bilder) [1]

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Um profitauglich zu sein, fehlen ihr aber ein paar Dinge. So besitzt sie zwar ein stabiles Magnesiumgehäuse, ist aber nicht besonders gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet. Es gibt nur einen Slot für übliche SD-Karten (UHS-I) sowie einen Akku, der gerade mal für gut 300 Aufnahmen reicht. Die kürzeste Belichtungszeit beträgt 1/4000 statt 1/8000 Sekunde und der OLED-Sucher löst nur 2,36 Megapixel (0,62x, bis 100 fps) auf.

Als Zielgruppe für die Kamera visiert Fujifilm Fotografen an, die eine kompakte Zweitkamera suchen, Aufsteiger aus dem Einsteigerbereich, Video-Blogger sowie Umsteiger von anderen (DSLR-)Systemen. Sie tritt damit in Konkurrenz zu spiegellosen Systemkameras [3] wie Nikons Z50, Sonys A6400 und Canons EOS M5.

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Die Fujifilm X-S10 ist angenehm kompakt und findet auch in kleinen Taschen Platz. In ihrer Klasse gehört sie aber zu den größeren Modellen. Dank ihres ausgeprägten Griffwulstes liegt sie sehr gut in der Hand. So einen Griffwulst würde man sich sogar an der großen Schwester X-T4 wünschen.

Eher ungewöhnlich für eine Fujifilm-X-Kamera ist das Bedienkonzept. Hier gibt es nicht die separaten Einstellräder für ISO-Wert, Shutter sowie Belichtungskorrektur, die jeweils direkt zum entsprechenden Belichtungsparameter führen, sondern ein "klassisches" PASM-Moduswahlrad für Voll- und Halbautomatiken. Unterstützt wird es durch drei konfigurierbare Einstellräder – eines vorne am Auslöser, eines hinten rechts und eines oben links. Damit orientiert sich die Kamera an der typischen Kamerabedienung von Canon, Nikon, Sony und Co. Vermutlich möchte Fujifilm damit Quereinsteiger von anderen Systemen für sich gewinnen. Die Blende stellen Fujifilm-Fotografen auch hier stets am Blendenring ein.

Neu sind in diesem Zusammenhang auch eine Rundumsorglos-Automatik mit Motiverkennung, ein Filtermodus und ein Szenenmodus. Zudem können Fotografen ihre eigene Konfiguration auf eine der vier Custom-Modi legen -- zum Beispiel einen für Schnappschüsse, einen für Porträt, einen für Landschaften.

Diese Modi kann man auch dafür nutzen, um zwischen automatischem und manuellem Fokus umzuschalten, denn diese Funktion befindet sich hier im Menü. Wer häufig manuell scharfstellt, wird den Fujifilm-X-typischen Umschalter an der Front oder zumindest eine Taste, wie andere Hersteller sie bieten, vermissen.

Der LCD-Monitor ist dreh- und schwenkbar und lässt sich um 180 Grad nach vorne klappen, was für Vlogger sinnvoll ist und sich in der Praxis auch bewährt, um ungewöhnliche Perspektiven auszuprobieren. Viele andere Modelle besitzen lediglich ein neigbares Display. Die Touch-Fähigkeiten der X-S10 beschränken sich aufs Auslösen und die Wahl des Autofokuspunktes im Monitorbetrieb. Da bietet vor allem Canon bei seinen M-Modellen eine sehr viel komfortablere Steuerung. Zum Glück gibt es hier noch den Joy-Stick, der schnelles Bedienen ermöglicht.

Die im Labor ermittelten Werte für die Auflösung der X-S10 liegen Fujifilm-typisch auf sehr hohem Niveau. Bis ISO 400 nutzt die Kamera die gesamte Sensorauflösung, um zu höheren Empfindlichkeitswerten etwas nachzulassen. Selbst bei ISO 12.600 bietet sie noch 1840 Linienpaare pro Bildhöher (Lp/Bh), das entspricht knapp 90 Prozent der möglichen Auflösung. Die Grafik zeigt, dass die direkte APS-C-Konkurrenz wie die Canon EOS M5, Nikons Z50 und die Sony A6400 dieses hohe Niveau nicht ganz erzielt.

Im Vergleich zeigt die Fujifilm X-S10 ein hohe Auflösung, allerdings bietet auch ihr Sensor mit 26,2 Megapixeln eine etwas höhere Auflösung.

Beim Dynamikumfang drehen sich die Verhältnisse etwas um. Hier kratzt die X-S10 an der 10er-Marke, während die Modelle der anderen drei Hersteller hier etwas darüber liegen. Insgesamt ist das Niveau in dieser Klasse selbst bei höheren ISO-Werten ansehnlich. Lediglich die betuchte EOS M5 (von 2017) schwächelt bei hohen ISO-Werten.

Um das wahrnehmbare Rauschen zu bestimmen nutzen wir für die Auswertung das Visual Noise (VN). Werte unter 0,8 stehen für Rauschfreiheit, bis zwei ist das Rauschen kaum wahrnehmbar, bei Werten bis drei wird es als mäßig störend empfunden. Erst bei Werten über drei fällt das Rauschen deutlich auf. Wie die Grafik zeigt, starten die ausgewählten APC-Modelle bei ISO**100 mit einem niedrigen VN zwischen 0,9 und 1,1, rauschen also kaum merkbar. Die vier konkurrierenden Modelle schaffen es außerdem, das Rauschen noch bis ISO**6400 auf akzeptablem Niveau und damit unterhalb der Grenze von VN 3 zu halten. Die X-S10 schafft das selbst bei ISO**12.800 – unsere Messungen ergaben ein VN von 2,2.

Die spiegellosen APS-C-Kameras rauschen bis ISO 800 mit Maßen, ab ISO 3200 trennt sich die Spreu vom Weizen, und darüber hinaus bietet nur noch die Fujifilm X-S10 ansehnliche Ergebnisse.

Ermittelt haben wir zusätzlich die Auslöseverzögerung. Sie hängt nicht nur von der Leistungsfähigkeit des Autofokussystems ab, sondern auch maßgeblich vom verwendeten Objektiv. Hier schwächelt die X-S10 mit 0,4 Sekunden (Objektiv XF 18-55mm) etwas. Aber auch die zum Vergleich herangezogenen Modelle sind nicht schneller.

Vergleicht man die unter gleichbleibenden Studiobedingungen aufgenommen Bilder der c't Testszene, so fällt zunächst die unterschiedliche Philosophie bei der JPEG-Entwicklung der einzelnen Modelle beziehungsweise der Hersteller auf. Sony und Nikon setzen tendenziell auf mehr Schärfe und Mikrokontraste, Canon und Fujifilm hingegen eher auf natürlicheres Aussehen, wobei die Fujifilm X-S10 etwa bei der Holzpalette schon bei ISO**100 noch geringfügig weicher zeichnet. Die meisten Details gibt es bei der X-S10 zu sehen, wohl auch, weil ihre Auflösung geringfügig höher ist. Schlusslicht sind die Nikon Z50 -- sie bietet die geringste Auflösung in diesem Feld -- sowie die EOS M5 als "Oldie".

Die c't Testszene bei ISO 100: Die APS-C-Kameras zeigen eine ähnliche Detailfreudigkeit, jedoch mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Bei Nikons Z50 und Sonys A6400 gibt es eine Tendenz, schon bei geringen ISO-Werten nachzuschärfen. Die Holzmaserung der Canon EOS M5 wirkt natürlich, die der X-S10 leicht weichgezeichnet.

Werte von ISO 6400 stellen für die APS-C-Modelle eine große Herausforderung dar. Neben stärkerem Rauschen neigen auch einige Modelle dazu, Strukturen teils zu verwischen. Sonys A6400 zeigt zudem farbiges Rauschen. Die meisten Strukturen lässt die Aufnahme mit der X-S10 erkennen.

Mit zunehmenden ISO-Werten beginnen alle Kameras, zu rauschen – manche mehr, andere weniger. Das fällt in den Aufnahmen der Nikon Z50 und von Sonys A6400, die bei der Entwicklung deutlicher geschärft wurden, stärker auf als bei den Modellen von Canon und Fujifilm. Bei ISO**1600 liefern die meisten Kameras noch nahezu tadellose Ergebnisse. Lediglich die Nikon Z50 rauscht schon merklich und das Rauschen von Sonys A6400 fällt dadurch auf, dass es nicht nur körnig, sondern auch bunt ist. Bei ISO**6400 trennt sich die Spreu vom Weizen noch deutlicher. Die Canon EOS M5 produziert nun ebenfalls stärkeres Rauschen. Hinzu kommt, dass Details wie im Sieb zunehmend Auflösungserscheinungen aufweisen, in der Maserung der Holzpalette entstehen leichte Artefakte. Am besten meistert in diesem Vergleich die Fujifilm X-S10 diese Herausforderung.

Die Praxisbilder der Fujifilm X-S10 zeigen ein hohes Niveau. In den Raw-Bildern steckt sehr viel Potenzial für eine ausgefeilte Entwicklung. Das Rauschen lässt sich auf ein angenehmes Maß reduzieren. Die Belichtungen geben sehr viel Spielraum, einen individuellen Look umzusetzen, ob mit viel oder wenig Kontrast, mit mehr oder weniger Dynamik, mit stärkeren oder schwächeren Mikrokontrasten. Schön ist es auch immer wieder bereits bei der Aufnahme mit den Fujifilm-typischen Filmlooks zu experimentieren.

Fujifilm X-S10 Praxisbilder (18 Bilder) [5]

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Christrose im Gegenlicht, bei der Raw-Entwicklung lässt sich die Zeichnung der durchleuchteten Blätter herausarbeiten.
Fujifilm X-S10 mit XF 23mm 1:2.0 | ISO 160 | f/5.6 | 1/90 s

(Bild: Peter Nonhoff-Arps)

Die Fujifilm X-S10 ist eine ausgereifte Mittelkasse-APS-C-Kamera, die technisch durchaus mit den höherpreisigen Modellen mithalten kann. Im direkten Umfeld kann sie die Konkurrenz vor allem bei höheren ISO-Werten abhängen. Wer auf einen zweiten Kartenschacht, einen höher auflösenden Sucher und ein besonders abgedichtetes Gehäuse verzichten kann, liegt mit der Fujifilm X-S10 in der Preisklasse um 1000 Euro genau richtig.

Mehr von c't Fotografie Mehr von c't Fotografie [7]

(pen [8])


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