Fund bestätigt: Einsames kleines Schwarzes Loch in der Milchstraße entdeckt

Zwei Forschungsteams haben eine Beobachtung des Weltraumteleskops Hubble unabhängig voneinander auf ein einsames stellares Schwarzes Loch zurückgeführt.

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Künstlerische Darstellung eines einsamen Schwarzen Lochs

(Bild: ESA/Hubble, Digitized Sky Survey, Nick Risinger (skysurvey.org), N. Bartmann)

Lesezeit: 3 Min.

Unabhängig voneinander sind jetzt zwei Forschungsteams zu dem Schluss gekommen, dass das Weltraumteleskop Hubble 2011 die Spur des ersten einsamen Schwarzen Lochs in der Milchstraße gefunden hat. Beide Gruppen kommen aber zu voneinander abweichenden Werten für das Objekt, das deswegen auch ein Neutronenstern sein könnte. Eigentlich geht die Gruppe um Casey Lam und Jessica Lu von der Universität Kalifornien, Berkeley aber davon aus, dass sie ein Schwarzes Loch entdeckt haben, das 1,6- bis 4,4-mal so massereich ist wie unsere Sonne. Es könnte das erste bekannte von 200 Millionen sein, die in unserer Heimatgalaxie vermutet werden. Eine andere Forschungsgruppe war auf eine Masse von 7,1 Sonnen gekommen.

Untersucht haben beide Teams einen Stern, der im Jahr 2011 für einen auffallend langen Zeitraum deutlich heller geworden war. Dabei handelte es sich um das Ergebnis des sogenannten Mikrolinseneffekts, bei dem ein Objekt vor einem Stern dafür sorgt, dass dessen Lichtstrahlen auf dem Weg zu uns so gebogen werden, dass der für uns heller beziehungsweise vergrößert erscheint. Die Aufhellung aus dem Jahr 2011 war eine von fünf, für die ein anderes Team erklärt hatte, dass kein Schwarzes Loch die Ursache gewesen sei. Das hat Lam und Lu neugierig gemacht, denn wenn das gestimmt hätte, hätten bestehende Modelle zur Anzahl solcher einsamer Schwarzer Löcher angepasst werden müssen, schreiben sie. Es sei einfach unwahrscheinlich, dass unter den fünf Ereignissen tatsächlich keins auf ein Schwarzes Loch zurückzuführen sein könnte.

Tatsächlich habe eine genaue Analyse der Daten nahegelegt, dass zumindest eine der Beobachtungen auf ein Schwarzes Loch zurückgeht – MOA-2011-BLG-191/OGLE-2011-BLG-0462. Am verräterischsten war demnach die Länge der Aufhellung, denn Modellen zufolge sollten solche einsamen Schwarzen Löcher besonders viele der Aufhellungen von über 120 Tagen Länge auslösen – OB110462 dauerte 270 Tage. Mit zusätzlichen astrometrischen Daten des Hubble-Teleskops haben Lam und Lu dann herausgefunden, dass die scheinbare Positionsveränderung des Sterns aufgrund der Mikrolinse zehn Jahre später immer noch messbar ist. Dann hätten sie bestätigt, dass ein stellares Schwarzes Loch dafür verantwortlich ist. Da ein solches Objekt eine Masse von mindestens 2,2 Sonnen haben muss, können sie aber auch einen Neutronenstern nicht ausschließen.

Der heller gewordene Stern

(Bild: NASA, ESA, K. Sahu (STScI), J. DePasquale (STScI))

Es wird damit wahrscheinlicher, dass OB110462 wirklich auf ein Schwarzes Loch zurückgeht, das einsam und dadurch besonders schwer zu entdecken durch die Milchstraße unterwegs ist. Zuerst hatte das ein Team vom Space Telescope Science Institute ermittelt, ihre vorab bekannt gewordene Arbeit wurde inzwischen zur Veröffentlichung im Astrophysical Journal angenommen. Lam und Lu publizieren ihre Analyse in den The Astrophysical Journal Letters. Dass ihre Ergebnisse für die Eigenschaften des Objekts voneinander abweichen, hat seine Ursache in der unterschiedlichen Auslegung der Daten. Daraus folgen auch abweichende Angaben zur Distanz des Schwarzen Lochs und zu dessen Geschwindigkeit. Weitere Analysen dürften zeigen, wer recht hat.

(mho)