Funkamateure: EFF beklagt geplanten "dreisten Landraub" auf 900-MHz-Frequenz

Die Bürgerrechtsorganisation EFF prangert die versuchte Privatisierung des 900-MHz-Bands an, das der US-Regulierer eigentlich "als Allgemeingut" belassen hat.

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Amateurfunker dreht am Rad

(Bild: phadventure / Shutterstock.com)

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Schwere Vorwürfe hat die Electronic Frontier Foundation (EFF) gegen NextNav erhoben. Die Bürgerrechtsorganisation aus San Francisco wirft dem US-Navigationsdienstleister vor, sich Teile des Frequenzbands um 900 MHz unter den Nagel reißen und privatisieren zu wollen. Das Spektrum zwischen 902 und 928 MHz hat die US-Regulierungsbehörde FCC (Federal Communications Commission) momentan als Allgemeingut eingestuft. Es sei etwa für Funkamateure, nicht lizenzierte Verbrauchergeräte sowie industrielle, wissenschaftliche und medizinische Ausrüstung freigegeben und habe sich zu einer "Brutstätte für neue Technologien und Community-Projekte" wie Meshtastic entwickelt, betont die EFF. Diese geteilte Ressource müsse darfür unbedingt erhalten bleiben.

Auch Millionen von Verbrauchergeräten sind laut den US-Bürgerrechtlern auf diese Frequenzen angewiesen. Dazu gehörten Babyphone, schnurlose Telefone, Geräte im Internet der Dinge und Garagentoröffner. Doch NextNav wolle dieses Spektrum "lieber für sich beanspruchen, absperren und an Mobilfunkanbieter vermieten", beklagt die EFF. "Das ist nur ein weiterer Landraub" durch ein Unternehmen, das es auf Profit abgesehen habe und dies durch angebliche Innovationsbemühungen tarne.

Offiziell hat der Dienstleister einen Teil des Bands bei der FCC für ein neues Positionierungs-, Navigations- und Zeitmessnetz als US-spezifisches Backup des Global Positioning Systems (GPS) beantragt. Doch dieser Vorstoß hat bei der EFF die Alarmglocken schrillen lassen. Für angebliche nationale Sicherheitszwecke wäre ein solches Netzwerk durch den Wegfall der globalen Ausrichtung ihr zufolge kaum nützlich, "insbesondere da es wahrscheinlich für dieselben Stör- und Spoofing-Angriffe anfällig ist wie GPS". NextNav selbst habe ferner zugegeben, dass auch wenig kommerzielle Nachfrage nach einer Alternative bestehe. GPS funktioniere, sei kostenlos und werde von vielen Herstellern unterstützt. Unter anderem die EU hat mit Galileo aber bereits ein eigenes Satellitennavigationssystem eingerichtet.

"Falls NextNav einen großen Plan zur Implementierung eines neuen und verbesserten Standards hat, wurde dieser in ihrem FCC-Vorschlag nicht erwähnt", ärgert sich die EFF. Der Anbieter habe jedoch mit seiner Absicht nicht hinterm Berg gehalten, seinen gewünschten "exklusiven Bandbreitenzugang" an 5G-Netzwerkbetreiber weiterzuverkaufen. Dafür gebe es aber bereits spezielle Frequenzbereiche. Der Regulierer müsse den Antrag daher zurückweisen. Auch zahlreiche Verbände und Zusammenschlüsse wie das OmniAir-Konsortium, die Z-Wave Alliance, die Intelligent Transportation Society of America oder die National Electrical Manufacturers Association warnen vor einem Zuschlag für NextNav.

Hierzulande will die Bundesnetzagentur Nutzungsrechte von Telekom & Co. für die Bänder um 800 MHz, 1,8 GHz und 2,6 GHz verlängern und später zusammen mit den 2033 auslaufenden Lizenzen aus den Bereichen 700 MHz, 900 MHz, 1,5 GHz und 1,8 MHz für den Mobilfunk zur Verfügung stellen.

(olb)