Online-Reisebüros: Booking darf eTraveli nicht übernehmen

Booking muss die 1,6 Milliarden Euro schwere Übernahme von eTraveli abblasen. Die EU-Kommission hat einige Einwände.

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eTraveli-Mitarbeiterinnen. Die Aufnahme entstand vor Bekanntgabe der Entscheidung der EU-Kommission.

(Bild: eTraveli)

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Das Online-Reisebüro Booking darf den Konkurrenten eTraveli nicht wie geplant übernehmen. Die EU-Kommission meint, Booking würde durch die Übernahme seine marktbeherrschende Stellung ausbauen, dadurch könne es zu höheren Preisen kommen, sagte der für Wettbewerb zuständige EU-Kommissar Didier Reynders. Booking habe keine ausreichende Abhilfe angeboten, um diese Bedenken auszuräumen, hieß es in einer Mitteilung. Reynders sagte, es sei das erste Mal, dass die Kommission dieses Jahr eine Übernahme verboten habe.

Booking ist laut EU-Kommission das dominierende Hotelportal im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR). "Das Unternehmen ist in den letzten zehn Jahren stetig gewachsen und hat einen Marktanteil von über 60 Prozent erreicht", erklärt die Kommission. Das schwedische Unternehmen eTraveli betreibt über seine Marken wie GotoGate und My Trip Websites, über die Flüge gebucht werden können.

Im Mittelpunkt von Bookings Geschäftsmodell stehe zwar die Online-Vermittlungen von Hotels, die Flugvermittlung könnte aber dazu führen, dass die Plattform Booking deutlich stärker genutzt werde, wodurch auch die Chance steige, anschließend Hotels zu vermitteln. "Booking hätte von der Trägheit der Kunden profitieren können", hieß es wörtlich.

Eine gestärkte marktbeherrschende Stellung würde Bookings Verhandlungsposition gegenüber Hotels weiter kräftigen, die Nachfrage von billigeren Vertriebskanälen würde auf Booking umgeleitet, meint die EU-Kommission weiter. Dies hätte höhere Kosten für Hotels und möglicherweise für die Verbraucher zur Folge haben können.

eTraveli wurde 2015 von Prosiebensat.1 übernommen, im Juni 2017 verkaufte es das deutsche Medienunternehmen an den schwedischen Finanzinvestor CVC. Seinerzeit wurde die Transaktion mit 508 Millionen Euro bewertet. Im November 2021 bot Booking CVC 1,63 Milliarden Euro für eTraveli.

eTraveli ist über Marken wie Gotogate, Mytrip, und Flight Network aktiv und kooperiert unter anderem mit Google Flights, Skyscanner, Kayak und auch Booking.com. Das Unternehmen beschäftigt 2300 Mitarbeiter und will nun seine bestehende Partnerschaft mit Booking "weiterentwickeln", wie es in einer Mitteilung heißt.

Die EU-Kommission ist unter anderem dafür zuständig, zu überprüfen, ob Übernahmen ab einem gewissen Schwellenwert den Wettbewerb im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) verzerren könnten. Booking kann rechtlich gegen die Entscheidung der Kommission vorgehen. Reynders betonte am Montag, auf die Frage, ob die Entscheidung einer rechtlichen Untersuchung standhalte, man habe eine wohlüberlegte Entscheidung getroffen. "Wenn wir nicht zuversichtlich sind, treffen wir keine Entscheidung", sagte Reynders.

(anw)