Futuremark kommt Nvidia im Benchmark-Streit entgegen

Futuremark will das Konzept des vom Chiphersteller Nvidia angefochtenen Leistungstests 3DMark 2003 ändern und Chip-spezifische Code-Pfade implementieren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 77 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Manfred Bertuch

Im Streit um die Aussagekraft des Grafikkarten Benchmarks 3DMark2003 ist Futuremark zu Zugeständnissen gegenüber Nvidia bereit. Man habe jetzt ein "tieferes Verständnis" für die Kritik Nvidias und ziehe in Betracht, das Konzept des Benchmarks zu ändern. Grafikchips und insbesondere die Programmierung der Shader sei heute so komplex, dass auch Spiele-Engines nicht mehr darauf verzichten können, mit individuellen Ansteuerungen für die verschiedenen 3D-Chips zu arbeiten. Die zuvor als "Cheat" bezeichneten Erkennungsmechanismen im aktuellen Nvidia-Treiber würde man nicht mehr als Täuschung, sondern als applikationsspezifische Optimierung bezeichnen.

Die Äußerungen von Futuremark klingen wie die eines Unternehmens, das einer gerichtlichen Auseindersetzung mit dem mächtigen Chipentwickler aus Kalifornien aus dem Weg gehen will. Treiber-Manipulationen, die die Grafikbelastung während des Testlaufs verändern, seien aber trotzdem verboten, betont Futuremark immerhin. Damit kritisiert der Benchmark-Entwickler trotzdem weiterhin Erkennungsmechanismen wie im aktuellen Nvidia-Treiber, die die in 3DMark2003 enthaltenen Shader unkontrolliert gegen andere Shader austauschen sollen. Das ursprüngliche Konzept eines Benchmarks ohne Chip-spezifischen Code müsse man deshalb verlassen und dafür mehrere Code-Pfade implementieren, die das geforderte visuelle Ergebnis auf verschiedenen Chips auf die schnellstmögliche Weise erzeugen. Damit erhalten Chiphersteller genügend Optimierungsmöglichkeiten und heimliche Manipulationen in den Treibern seinen nicht mehr nötig.

Das Futuremark zu diesem Schritt nur ungern bereit war, ist leicht einzusehen. Die Pflege eines solchen Tests gerät zur unendlichen Geschichte. Immerhin müssen die Entwickler für jeden neu erscheinenden Grafikchip wieder einen neuen Code-Pfad implementieren. Andererseits ist dies tatsächlich die Praxis bei der Spieleentwicklung -- und ein Test, der die Leistung in Spielen vorhersagen will, sollte sich an dieser Praxis orientieren.

Zu hoffen ist, dass Futuremark nicht in allen Punkten den Forderungen Nvidias nachgibt und etwa die kritisierte Vertex Shader Auslastung im Game Test 2 und 3 nicht zurücknimmt. Der Einsatz von Pixel Shader 1.4 in den DirectX-8-Tests, den nur ATI durchgängig implementiert hat, müsste Nvidia jetzt in jedem Fall akzeptieren. Ob Nvidia im Pixel Shader mit 16- oder 32-Bit-Genauigkeit arbeiten darf, ist eine schwierig zu entscheidende Frage. Einerseits hat Nvidia selbst die begrenzte Bildqualität der 16-Bit-Genauigkeit demonstriert. Nvidia wird trotzdem auf 16 Bit bestehen, die die Nvidia Shader bei 32 Bit deutlich langsamer sind. ATI arbeitet mit 24 Bit und auch S3 Graphics und SiS wollen 24-Bit-Genauigkeit in ihren angekündigten DX-9-Chips einsetzen.

Auf jeden Fall sollte Futuremark von Assembler Shadern zu High Level Shadern wechseln, weil dies auch die Runtime-Compiler innerhalb der Treiber mitsamt ihren erlaubten Optimierungsfähigkeiten testet. Im Wettstreit GeForce gegen Radeon erhält Nvidia nun eine zweite Chance, sich gegenüber ATI zu behaupten, da der 3DMark2003 die zurzeit einzige Möglichkeit ist, die DirectX-9-Leistung der Chips zu messen. Nicht ausgeschlossen ist natürlich, dass nun ATI zu viele Nvidia-Optimierungen argwöhnt und diesmal die Kanadier -- wie zuvor Nvidia -- aus dem Futuremark-Entwicklungsprogramm aussteigen. (Manfred Bertuch) / (jk)