Games in der Pandemie: 2021 deutlich mehr USK-Prüfverfahren

Den Anstieg von 1453 auf 1744 offizielle Spieletests zur Altersfreigabe führt die USK auf mehr aktive Games-Plattformen und Corona-Nachholbedarf zurück.

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(Bild: Lenscap Photography/Shutterstock.com)

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Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) hatte 2021 in ihrem Kernbereich deutlich mehr zu tun als im Vorjahr. Bei den "klassischen" Tests digitaler Spiele führte sie im vorigen Jahr insgesamt 1744 Prüfverfahren zur Altersfreigabe durch, während es 2020 noch 1453 waren. Das entspricht einem Plus von fast 30 Prozent.

Die Zahlen stammen aus dem Jahresrückblick 2021, den die USK am Donnerstag veröffentlichte. Für die Zunahme macht sie unter anderem die wachsende "Vielzahl an aktiven Spieleplattformen auf dem deutschen Markt" verantwortlich. Zudem hätten "Corona-bedingte Nachholeffekte auf Seiten der Anbieter" für das erhöhte Prüfaufkommen gesorgt.

Mit 25,2 Prozent gab die hiesige Selbstkontroll-Einrichtung der Games-Branche die meisten Spiele ab 12 Jahren frei, fast genauso viele (24,5 Prozent) gingen aber auch ohne Altersbeschränkung durch. 20,7 Prozent erhielten die Einstufung "ab 6 Jahren", 20,6 das Label "ab 16". 8,7 Prozent bekamen keine Jugendfreigabe.

Die Verteilung der Altersfreigaben veränderte sich 2021 gegenüber dem Vorjahr recht deutlich. So hat sich die Verteilung zwischen "ab 18" und "ab 16 Jahren" verschoben: So hatten 2020 noch 13,6 Prozent der eingereichten Spiele keine Jugendfreigabe erhalten. Dafür ist der Anteil der Altersfreigabe USK 16 mit 25,2 Prozentpunkten angestiegen: Er lag 2020 bei 16,7 Prozent.

Insgesamt zeigt die Altersstruktur der Labels bei allen Prüfvorgängen nach wie vor einen Schwerpunkt auf den Altersfreigaben "ohne Altersbeschränkung" bis zu "ab zwölf Jahren". Der Anteil der für alle spielbaren Games war in den Jahren zuvor aber auch schon deutlich größer: So lag er etwa 2009 beim Rekordwert von 52,6 Prozent.

Die meisten geprüften Spiele waren mit 21,3 Prozent für den PC, an zweiter Stelle folgt die Nintendo Switch mit 18,3 Prozent. Für die Sony Playstation 4 und 5 waren insgesamt 28 Prozent der getesteten Games gedacht. Auf die Microsoft Xbox One verteilten sich 8,5 Prozent der Spiele, auf den Rest der Konsolenserie aus Redmond noch einmal 8,1 Prozent. Google Stadia machte 6,1 Prozent des Testvolumens aus.

Die Anzahl von online vergebenen Alterskennzeichen für Apps und Games blieb dem Bericht zufolge "auch 2021 anhaltend stark". Die Alterseinstufungen des internationalen IARC-Systems (International Age Rating Coalition) erreichten inzwischen monatlich über drei Milliarden aktive Geräte am Markt. Seit 2021 würden in diesem Bereich auch Methoden aus dem Bereich Machine-Learning mit dem von der USK entwickelten KI-Werkzeug Atlas (Artificial Intelligence Testing, Learning And Scraping) eingesetzt.

Neuerungen für die Prüfung digitaler Spiele bringt das novellierte Jugendschutzgesetz mit sich, das Anfang Mai 2021 in Kraft trat. Die USK oder zertifizierte Jugendschutzbeauftragte müssen bei der Vergabe von Alterskennzeichen damit auch Zusatzfunktionen eines Spiels berücksichtigen, nicht mehr nur den Inhalt. Insbesondere Kontaktmöglichkeiten, die zu Cybermobbing, Anmache und Missbrauch führen können, sollen künftig zu einer Freigabe erst für eine höhere Altersklasse führen. Dies gilt auch für Kostenfallen etwa durch In-Game-Käufe und Lootboxen sowie "glücksspielsimulierende Elemente".

Die USK hat nach eigenen Angaben mit der zuständigen Obersten Landesjugendbehörde und deren ständigen Vertretern "intensiv an Vorschlägen zur praktischen Umsetzung" zusammengearbeitet. Dies gelte sowohl für den eigenen Prüfprozess als auch "im Rahmen der Entwicklung von Deskriptoren", also Zusatzinformationen etwa zum Beschreiben von Interaktionsrisiken. Dabei seien auch die Zielgruppen Eltern, pädagogische Fachkräfte sowie Kinder- und Jugendliche beteiligt worden. Die Entwürfe können laut der USK-Geschäftsführerin Elisabeth Secker "nun in Vereinbarungen mit den Ländern münden".

(mho)