Gamescom: Dishonored ragt aus der Flut an Sequels heraus

Die Arkane Studios mixen Half-Life-Architektur mit Steampunk-Elementen, bevölkern sie mit Schwärmen von Ratten und lassen den Spieler als Assassinen ein Mordkomplott aufklären. Fertig ist die Spiele-Überraschung der Gamescom.

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Die Stelzenwachen in Dishonored wecken Erinnerungen an die Strider aus Half-Life 2.

(Bild: Bethesda)

Mit den sinkenden Aktienkursen vieler Spielehersteller sinkt auch deren Bereitschaft zu spielerischen Experimenten. Selten hat man auf der Gamescom mehr Sequels gesehen als in diesem Jahr. Kaum ein Spiel, das nicht eine 2 oder 3 hinter dem Namen trägt. Doch fünf Jahre nach der Markteinführung von Xbox 360 und PS3 sehen die Fortsetzungen häufig nicht einmal optisch besser aus als ihre Vorgänger. Das gilt auch für viele PC-Titel, die meist auf das gleiche Grundgerüst wie die Konsolenversionen zurückgreifen.

Zu den wenigen herausragenden Ausnahmen gehört Dishonored, welches die Arkane Studios für Bethesda entwickeln. Die Macher hatten zuvor an Arx Fatalis und Bioshock 2 gearbeitet, aber auch Titel wie System Shock, Thief, Deus Ex und Half-Life 2 findet man in der Vita der Entwickler. Das Erbgut dieser Spiele ist auch in Dishonored in allen Ecken zu finden.

Der Titel entführt den Spieler in eine Parallelwelt, in der sich die Menschen kleiden wie im 17. Jahrhundert und in einer fiktiven, an London erinnernden Stadt anfang des 20. Jahrhunderts leben. Der fahle Comicstil der Grafik unterstreicht dabei das historische Alternativ-Setting.

Als Vorlage diente Stadt-Designer Viktor Antonov das London der 20er Jahre.

(Bild: Bethesda)

Wie in der Thief-Serie hat auch in Dishonored die Industrialisierung gerade begonnen. Die Wachen des autoritären Regimes wandern auf riesigen Stelzen umher, die an die Alien-Strider aus Half-Life 2 erinnern. Die Ähnlichkeit kommt nicht von ungefähr: Die Stadt wurde von Viktor Antonov entworfen, der schon für die City 17 in Half-Life 2 verantwortlich zeichnete. Elektrische Sperrtore riegeln einzelne Abschnitte der Stadt ab. Sie lassen Wachen passieren, zerbrutzeln aber jedes andere Lebewesen – es sei denn, der Spieler hackt ihren Kontrollkasten und dreht ihre Polarisation um. Dann lassen die Tore den Spieler passieren und feuern ihre Blitze auf die ihn verfolgenden Wachen.

Der Kleidungsstil aus dem 17. Jahrhundert trifft auf Steampunk-Elemente.

(Bild: Bethesda)

In der Stadt herrscht eine Rattenplage. Einzeln flüchten die Nager vor den Menschen. Doch sobald sie sich in Rudeln zusammengefunden haben, die groß genug sind, greifen sie den Spieler und andere Stadtbewohner an und laben sich an ihren Leichen. Sie gehorchen dabei einer Schwarm-Intelligenz. Dishonored soll auf gescriptete Ereignisse weitgehend verzichten, auch die Wachen patrouillieren nicht auf festgelegten Wegen. Das soll jeden Spieldurchlauf unvorhersehbar machen.

Der Spieler übernimmt die Rolle eines Assassinen, der ein Komplott aufdecken soll. Einst gehörte er zu den Leibwachen der Königin und wird nun fälschlicherweise beschuldigt, sie ermordet zu haben. Um die wahren Drahtzieher zu erwischen, schleicht er sich durch die Stadt an den Wachen vorbei. Es steht dem Spieler frei, Gegner mit Dolch und Armbrust zu erlegen oder sie leben zu lassen. Mit jedem Mord steigt der Chaosfaktor in der Stadt. Die Rattenplage nimmt zu, und es tauchen mehr Reaper auf, die den Spieler jagen.

Klassische Schleichpassagen mischen sich mit freier Stadterkundung und rasanten Kämpfen.

(Bild: Bethesda)

Doch Dishonored ist kein ausschließlich langsames Schleichspiel wie Thief, sondern zeigt auch rasante Action-Sequenzen und soll dem Spieler viele Freiheiten bieten, seine Missionen zu erledigen. Der Spieler kann die ganze Stadt frei durchstöbern und Hilfsmittel einsammeln. Nach und nach gewinnt er neue Fähigkeiten. Er kann die Zeit für einige Sekunden anhalten und Gegner bewegungsunfähig machen oder sich über kurze Distanzen beispielsweise von Dach zu Dach teleportieren. Er kann gar die Kontrolle über eine Person oder ein Tier übernehmen und einen Schwarm Ratten auf den Gegner hetzen. In Kombination ermöglichen diese Kräfte äußerst kreative Angriffe, die es selbst mit einer großen Übermacht aufnehmen. Dishonored soll 2012 für PC, PS3 und Xbox 360 erscheinen. (hag)