Reddit vs. Hedgefonds: Die Gamestop-Aktie ist wieder los

"Roaring Kitty" entfacht erneut einen Kampf zwischen privaten und institutionellen Investoren. Die Kursschwankungen bei GME sind enorm.

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Bild des Subreddits wallstreetbets mit Geldscheinen davor

Dieses Mal ist das Subreddit r/wallstreetbets bei GME geteilter Meinung. Mehr Unterstützung bekommt "Roaring Kitty" bei r/Superstonk.

(Bild: mundissima/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die Reihe kurioser Ereignisse rund um die Gamestop-Aktie (GME) bekommt nach drei Jahren Pause ein weiteres Kapitel. GME gilt als Meme-Aktie, weil sie aufgrund eines Kampfes zwischen privaten und institutionellen Geldanlegern wiederholt hohen Kursschwankungen unterliegt. Es geht weniger um die Fundamentaldaten der Firma, sondern vielmehr darum, mit "Diamantenhänden" den Kurs hochzutreiben.

Gamestops wahrer Wert ist in einer Welt digitaler Spieleplattformen wie Steam umstritten, weil die Handelskette hauptsächlich Spiele-Discs in Filialen verkauft. Das Verkaufskonzept gilt nicht mehr als zeitgemäß.

Die zentrale Figur ist Keith Gill alias "Roaring Kitty" (Twitter / X) alias "DeepFuckingValue" (Reddit). Im Jahr 2021 brachte er den Stein ins Rollen: Große Teile des Subreddits r/wallstreetbets begannen genauso wie Gill, "die Aktie zu mögen". Das Ziel: Den Aktienkurs so weit hochzutreiben, dass Hedgefonds ihre Short-Positionen liquidieren müssen

Beim "Short Selling" wetten Hedgefonds darauf, dass der Aktienkurs sinken wird. Sie verkaufen Verträge, die den Kauf von Aktien zu einem bestimmten Datum und einem festgelegten Kurs ermöglichen. Liegt der Kurs am Fälligkeitsdatum unter dem festgelegten Preis, verfallen die Verträge wertlos. Der Hedgefonds behält allerdings die Kosten für jeden Short-Vertrag als Gewinn. Liegt die Aktie über dem festgelegten Preis, macht der Hedgefonds Minus, weil er die Aktien zu einem Preis unterhalb des Marktwerts verkaufen muss. Die Krux: Zahlreiche Short-Positionen sind ungedeckt, sodass die Firmen die Aktien erst kaufen müssen.

Diese Käufe treiben den Kurs weiter hoch, womit weitere Short-Positionen zu höheren Preisen wertlos werden. In einer Kettenreaktion könnte ein sogenannter Short-Squeeze stattfinden, der viele Short-Positionen liquidiert.

Im Jahr 2021 hat das letztendlich nicht geklappt. Gill musste sich dennoch vor einem Finanzausschuss des US-Repräsentantenhauses verantworten. Dem Hedgefonds Melvin Capital haben die damaligen Kurssteigerungen genug zugesetzt, dass er nach Milliardenverlusten pleitegegangen ist.

Beinahe drei Jahre lang hat Gill daraufhin nichts gepostet – bis zum 13. Mai. Auf X teilte er an dem Tag lediglich ein Bild, wie ein Gamer von einer entspannten in eine vorgebeugte Position wechselt. Das Meme symbolisiert, dass jemand Ernst macht.

Die GME-Aktie schoss daraufhin nach drei Jahren Dümpelfahrt fast um den Faktor 4 auf 60 Euro hoch – sie befand sich da nur noch 20 Prozent unter dem Allzeithoch vom 27. Januar 2021. Seit dem Mai 2024 sind Kursschwankungen um 50 Prozent und mehr nicht mehr ungewöhnlich für Gamestop.

Auf Reddit hat Gill als "DeepFuckingValue" im Juni wieder seine alte Tradition aufgenommen und postet täglich Updates zu seiner GME-Position. Aktuell besitzt er fünf Millionen Aktien im Wert von etwa 125 Millionen Euro (bei einem Kurs von 25 Euro). Zudem hat Gill 120.000 Optionen gekauft, die beim letzten Update insgesamt gut 110 Millionen Euro wert waren. Ursprünglich startete Gill mit einem Portfolio im Wert von knapp 50.000 Euro.

Jede Option berechtigt bis zum 21. Juni zum Kauf von 100 Aktien zu einem Preis von jeweils 20 Dollar (18,40 Euro). Die Optionspreise eingerechnet, wettet Gill darauf, dass die GME-Aktie am genannten Stichtag mindestens 24 Euro wert sein wird.

Würde Gill das Geld aufwenden, um alle Optionen auszuführen und somit 12 Millionen Aktien zu kaufen, würden ihm beinahe fünf Prozent von Gamestop gehören.

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Die große Preisfrage lautet jetzt, wie sich der GME-Kurs bis zum 21. Juni entwickeln wird. Das Subreddit r/Superstonk träumt von massiven Steigerungen. r/gme_meltdown betrachtet Gamestop dagegen als wertlos.

Aktien-Shorter wie Citron Research stellen in den Raum, dass Gill finanzielle Unterstützer haben könnte, die ihre eigenen Interessen vertreten. Beweise dafür gibt es allerdings keine; Citron selbst könnte daran gelegen sein, Unsicherheit zu stiften.

(mma)