Ganz ohne Supernova: Große Sterne können offenbar wirklich einfach verschwinden

In den vergangenen Jahren sind immer wieder Sterne vom Nachthimmel verschwunden. Möglicherweise sind sie ohne Explosion zu einem Schwarzen Loch geworden.

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Blauer Stern und ein kleines Schwarzes Loch

Künstlerische Darstellung von VTFS 243

(Bild: ESO/L. Calçada, CC BY 4.0)

Lesezeit: 2 Min.

Anders als bislang angenommen, können massive Sterne offenbar wirklich ohne Explosion zu einem Schwarzen Loch zusammenfallen und einfach "verschwinden". Dafür meint ein Forschungsteam von der Universität Kopenhagen einen "überzeugenden Beweis" gefunden zu haben. Untersucht hat die Gruppe um Alejandro Vigna-Gómez das erste bekannte inaktive Schwarze Loch in der Milchstraße, bei dem eine Entstehung ohne Explosion bereits vermutet wurde. Eine Analyse des Systems namens VFTS 243 hat nun bestätigt, dass es dort keinen Hinweis auf eine Supernova in der Vergangenheit gibt. Der Fund könnte erklären, was hinter dem Phänomen "verschwindender Sterne" steckt, meint das Team noch.

Eigentlich geht man davon aus, dass Sterne mit mindestens der achtfachen Masse unserer Sonne am Ende ihres Lebens in einer gewaltigen Explosion enden, nach der ein Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch übrig bleibt. Bei VFTS 243 gibt es aber keinen Hinweis auf solch eine gewaltige Explosion und das, obwohl sich dort ein Schwarzes Loch mit der neunfachen Masse der Sonne und ein heißer, blauer Stern mit der 25-fachen Masse unserer Sonne gegenseitig umkreisen. Das System zeige kein Anzeichen für den "Geburtskick", den solch eine Explosion dem verbleibenden Stern mitgegeben haben dürfte, schreibt das Team. Stattdessen seien die Orbits fast perfekt kreisförmig.

Die zusammengetragenen Daten "deuten eindeutig darauf hin, dass das Schwarze Loch in VFTS 243 mit größter Wahrscheinlichkeit einfach entstanden und die meiste Energie in Form von Neutrinos verloren gegangen ist", fasst Irene Tamborra vom Niels-Bohr-Institut das Studienergebnis zusammen. Würde man so etwas am Himmel beobachten, dann würde ein sichtbarer Stern einfach verschwinden, ergänzt Vigna-Gómez. Zuletzt habe es auch mehrere Berichte gegeben, laut denen genau das passiert ist. Noch ist es aber zu früh, um zu sagen, ob das Schicksal von VFTS 243 auch eine Erklärung für die "verschwindenden Sterne" ist. Die Forschungsarbeit ist jetzt im Fachmagazin Physical Review Letters erschienen.

(mho)