Trends in Rechenzentren: VMware-Umbau macht Devirtualisierung interessant

Marktforscher haben einen neuen Trend im RZ ausgemacht: Devirtualisierung, also die Migration auf physische Ressourcen. Das sei Antwort auf Broadcom und VMware.

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Rechenzentrum

(Bild: IM Imagery/Shutterstock.com)

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In ihrer jährlichen Analyse zu Tools und Techniken für den RZ-Infrastrukturbetrieb hat die Marktforschungsfirma Gartner einen aufkommenden Trend zur Devirtualisierung ausgemacht. Auslöser für letzteres ist Broadcoms Lizenzpolitik nach der VMware-Übernahme, die der Gartner-Schätzung zufolge die Ausgaben für On-Premises-Virtualisierungsprojekte auf das Zwei- bis Dreifache hochschnellen lässt. Die Kostensteigerungen sind insbesondere bei großen Workloads nur schwer zu rechtfertigen, da diese nur bedingt von der Konsolidierung profitieren.

Dadurch kann als Alternative das Re-Hosting auf physische Server, die Devirtualisierung, ins Blickfeld der Unternehmen rücken. Gartner gibt allerdings zu bedenken, dass beim Umstieg der zusätzliche Aufwand etwa für den Aufbau eigener ausfallsicherer Strukturen in die Bewertung einfließen müsse. Dennoch schätzt Gartner die Devirtualisierung derzeit als RZ-Konzept mit hohem Nutzen, dem in den kommenden fünf bis zehn Jahren der Sprung auf das Produktivitätsplateau gelingen wird.

Die Revirtualisierung – also die Migration auf alternative Hypervisoren – als Ausweg aus der VMware-Abhängigkeit soll dieses Niveau bereits in zwei bis fünf Jahren erreichen. Derzeit befindet sie sich auf ihrem Hype-Höhepunkt. Allerdings müssen auch hier zusätzliche Belastungen im Betrieb, etwa durch ungeeignete oder fehlende Administrationswerkzeuge, beachtet werden.

Gartners Hype Cycle fĂĽr RZ-Trends.

(Bild: Gartner)

Bei den weiteren innovativen Ansätzen führt Gartner neben dem digitalen Zwilling eines Netzes auch aufkommende neuen Speichertechniken wie MRAM (Magnetoresistive Random Access Memory) und ReRAM (Resistive RAM). Auf ihrem Hype-Höhepunkt in der aktuellen Gartner-Analyse befindet sich im Übrigen auch direkte Chip-Kühlung oder Direct-to-Chip Liquid Cooling zur Minimierung des Kühlaufwands im RZ. Bis zur allgemeinen Marktreife und -einführung werden noch fünf bis zehn Jahre ins Land ziehen. Die Immersionskühlung sehen die Marktforscher derzeit in der Phase der Desillusionierung angekommen, ebenso das Konzept von IaC (Infrastructure as Code).

Auf dem Hype-Höhepunkt befindet sich auch der Ansatz kleiner modular aufgebauter AKWs (SMR – Small Modular Nuclear Reactors). Mit ihnen ist die Vision einer sicheren, zuverlässigen Energieversorgung zu vorhersehbaren Preisen verknüpft. Erst Anfang des Jahres kündigte die Europäische Kommission eine neue Industrieallianz an, um die Entwicklung zu beschleunigen. Laut der internationalen Atom-Energiebehörde sollen über 80 SMR-Designs und Konzepte in Arbeit sein. Tatsächlich ist das SMR-Konzept noch nicht erprobt und auf die Forschung beschränkt. Ein weiterer, im Gartner-Papier aufgeführter Kritikpunkt ist, dass die Kosteneffizienz im Vergleich zu erneuerbaren Energien ungewiss sei. Hinzu kommt der lange Entwicklungszeithorizont von mehr als zehn Jahren.

FĂĽr Software-defined Infrastructure wiederum gebe es erste erfolgversprechende Einsatzerfahrungen. Die CCA (Continuous Configuration Automation) ist da bereits einen Schritt weiter. Sie gilt als weithin akzeptiert und soll in den kommenden zwei Jahren in fast 75 Prozent der Rechenzentren zum Einsatz kommen.

Einmal im Jahr veröffentlicht die Marktforschungsfirma Gartner eine umfassende Analyse zu den Trends in den Rechenzentren. In ihr soll die Hype-Cycle-Methodik die Entwicklung von Akzeptanz und Relevanz einzelner Tendenzen und Techniken im Laufe der Zeit verdeutlichen, indem sie sie auf der Hype-Zyklus-Kurve verteilt: Auslöser von Innovation, Gipfel überzogener Erwartungen, Tal der Enttäuschungen, schließlich realistische Einschätzung und Plateau der Produktivität, also die Mainstream-Einführung.

Update

Absatz über Mini-AKWs ergänzt.

(axk)