EU-Kommission: Gas- und Strompreise bleiben bis 2023 hoch

Die Entwicklung der Energiepreise gebe der EU-Kommission "Anlass zu großer Sorge", geht laut einem Medienbericht aus einer geplanten Mitteilung hervor.

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Bau einer Gas-Pipeline im Osten Russlands.

(Bild: Gazprom)

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Die Gas- und Strompreise werden nach Ansicht der EU-Kommission wohl länger als bisher erhofft auf höherem Niveau bleiben. Das geht laut dem Informationsportal Euroactiv aus dem Entwurf einer Mitteilung der Kommission hervor, die sie für März plane. Demnach heißt es in der Prognose, die Gas- und Strompreise werden "bis mindestens 2023 hoch und volatil bleiben". Dies sei auf die hohen Gaspreise zurückzuführen und werde durch die sich verschlechternden Beziehungen zu Europas wichtigstem Gaslieferanten Russland noch verschärft. Das gebe in der gesamten EU Anlass zu großer Sorge.

Die hohen und instabilen Energiepreise – außer den zunehmenden geopolitischen Spannungen stark beeinflusst von der hohen globalen Nachfrage – würden sich auf die Inflation auswirken, die Haushalte betreffen und die Kosten für Unternehmen erhöhen, heißt es laut Euractiv in dem Entwurf. Eine Antwort der EU-Kommission auf eine Anfrage von heise online steht noch aus.

"Angesichts der historisch niedrigen Gasspeicher in der EU und der Sorgen um die Versorgungssicherheit, die mit der geringen Belastung der östlichen Gaspipelines zusammenhängen, erleben wir eine wachsende Gaskrise."

Die Großhandelspreise für Gas seien rund 400 Prozent höher als vor einem Jahr, die für Strom hätten sich um 260 Prozent erhöht. Diese Preiserhöhung habe sich auf die Endkundenpreise für Gas und Strom ausgewirkt, die im Vergleich zum Vorjahr um 51 beziehungsweise 30 Prozent gestiegen seien, schreibt demnach die EU-Kommission. Die Preise hätten bereits energieintensive Industrien mit hohen Produktionskosten belastet und werden wahrscheinlich auch die Preise für andere Güter, einschließlich Lebensmittel, erhöhen.

Die Energieminister und -ministerinnen hatten sich im Januar anlässlich der Energiepreise getroffen. Dort hieß es, die europäischen Energiemärkte befänden sich seit September 2021 in einer historischen Krise, die hauptsächlich durch einen explosionsartigen Anstieg der Preise für fossile Energieträger ausgelöst worden sei. Den Regierungsvertretern ging es um Strategien, um sich in Zukunft gegen derartige Situationen zu wappnen. Schwerpunkte der Gespräche waren regulatorische Eingriffe, Energieeffizienz und eine Wasserstoffstrategie. Das EU-Parlament betonte vor Kurzem, die Offshore-Windenergie müsse dringend ausgebaut werden.

Die EU-Kommission schlägt nun laut dem Bericht vor, die Kapazitäten für erneuerbare Energien zu erhöhen, mehr Energie einzusparen und betroffene Haushalte und Unternehmen zu unterstützen. Die EU-Länder sollten bis zum 30. September eines jeden Jahres ein Mindestmaß an Gasspeichern gewährleisten. In einem Pilotprojekt solle erkundet werden, wie die EU-Länder und die Netzbetreiber gemeinsam die Speicher bis zum erforderlichen strategischen Mindestniveau füllen können.

Die Gasspeicher könnten Preiserhöhungen zwar mit abfedern, würden aber in diesem Winter keine Auswirkungen haben. Daher wolle die EU-Kommission die Gas-Lieferungen diversifizieren, weg von russischem Gas hin zu Flüssigerdgas (LNG) beispielsweise aus den USA und Katar. Im Januar seien bereits die höchsten LNG-Importwerte aller Zeiten verzeichnet worden.

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Weiter schreibt Euractiv, die EU-Kommission wolle auch wegen "möglicher Wettbewerbsverzerrungen durch Unternehmen, die auf den europäischen Gasmärkten tätig sind, und insbesondere durch den russischen Gaslieferanten Gazprom" ermitteln. Das Unternehmen zeige ein "ungewöhnliches Geschäftsverhalten". Die von Gazprom betriebenen Speicher seien durchschnittlich zu 16 Prozent gefüllt, andere zu 44 Prozent.

(anw)