Gasspeicher bei 87,96 Prozent: Warum das noch nicht dramatisch ist

Minustemperaturen haben die Füllstände in Deutschlands Gasspeichern weiter sinken lassen. Eine Mangellage sehen Experten weiterhin als unwahrscheinlich an.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 219 Kommentare lesen
Gas,Tap,With,Pipeline,System,At,Natural,Gas,Station.,Industry,

(Bild: PHOTOCREO Michal Bednarek / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Die deutschen Gasspeicher waren zum Wochenbeginn noch zu 87,96 Prozent gefüllt. Anhaltende Minusgrade sorgten dafür, dass die Verlaufskurve in der vergangenen Woche und am Wochenende ihre rasante Talfahrt weiter fortsetzte. Zuletzt wurde täglich mehr als ein Prozent der deutschen Erdgasreserven ausgespeichert, um den Bedarf zu decken. Das einsetzende mildere Wetter stimmt die Bundesnetzagentur aber zuversichtlich: Mit 5,91 Grad befände sich die prognostizierte Temperatur wieder im stabilen Bereich.

Tatsächlich war der Dezember signifikant kälter als im Durchschnitt der Vorjahre. Es sei der markanteste Kaltlufteinbruch in einem Dezember seit dem Jahr 2010 gewesen, berichtet der Wetterdienst Kachelmannwetter. In Berlin blieben etwa die Höchsttemperaturen an elf Tagen unter dem Gefrierpunkt. In Hamburg immerhin an fünf Tagen. Dies wirkte sich entsprechend auf das Heizverhalten der Menschen aus.

Der Vergleich mit dem Jahr 2010 ist insofern von Bedeutung, da dieses Wetterjahr als besonders kalt galt und in einigen Modellrechnungen ein entsprechender Temperaturverlauf dazu führen könnte, dass im März eine Gasmangellage auftritt. Für Februar gilt eine gesetzliche Füllstandsvorgabe für die Gasspeicher von 40 Prozent, die nicht unterschritten werden soll. Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, sagte der Süddeutschen Zeitung, dass aber noch kein Anlass gegeben sei, Alarm zu schlagen. Es dürfe nur nicht den ganzen Januar und Februar so weitergehen.

Wie genau sich die vergangenen beiden Wochen auf die Verbräuche von Haushalten, Gewerbe und Industrie ausgewirkt haben, ist den Zahlen der Bundesnetzagentur derzeit noch nicht zu entnehmen. Weiterhin enden die Angaben in der 49. Kalenderwoche, also Anfang Dezember. Zu dem Zeitpunkt gab es bereits aufgrund der kälter werdenden Temperaturen gegenüber der Vorwoche einen Anstieg des Gasverbrauchs um 11,8 Prozent. Das Sparziel von 20 Prozent wurde laut Bundesnetzagentur deutlich verfehlt.

Die Initiative Energien Speichern (INES) – ein Zusammenschluss der Betreiber von Gasspeichern – hält indessen eine Gasmangellage in Deutschland für äußerst unwahrscheinlich. Vollständig auszuschließen sei sie aber auch nicht. Wichtig sei, dass der Staat eine zu rasche Entleerung der Speicher unterbindet, sodass der Bedarf des sogenannten lebenswichtigen Bereichs abgesichert sei. Die Untersuchung hält es auch für möglich, die Gasspeicher vor dem Winter 2023/24 wieder umfangreich zu befüllen. Anfang Dezember wurden die Berechnungen, die im November erstmals vorgestellt wurden, aktualisiert – mit einer Verbesserung der Aussichten. Der für Dezember ungewöhnlich starke Wintereinbruch der vergangenen beiden Wochen stand da allerdings noch bevor.

Wichtig ist neben einer Reduzierung des Verbrauchs auch die Liefersituation. Hier stehe dem EU-Binnenmarkt Flüssigerdgas (LNG) in großem Umfang zur Verfügung, heißt es. Am Wochenende war in Wilhelmshaven das erste deutsche LNG-Terminal eröffnet worden. In Lubmin und Brunsbüttel laufen die Vorbereitungen für weitere Importmöglichkeiten. Außerdem bekommt Deutschland trotz Ausfalls der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 1 weiterhin russisches Gas über Land-Pipelines, die durch die Ukraine, die Türkei und Belarus führen.

(mki)