Gasversorgung im Winter 23/24: Versorgungslage besser als vor einem Jahr

Die Bundesnetzagentur schließt aus Modellrechnungen, dass die Gasversorgungslage besser ist als vor einem Jahr, aber noch Restrisiken bleiben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 123 Kommentare lesen

Oberirdische Anlage am Kavernenspeicher Etzel. Der Salzstock wird seit den 1970er Jahren genutzt, um Erdöl und -gas unterirdisch zu lagern.

(Bild: Uniper)

Lesezeit: 3 Min.

Für die Gasversorgung in Deutschland sieht die Lage momentan laut Bundesnetzagentur besser aus als vor einem Jahr. "Die Gasspeicher sind sehr gut gefüllt und die Importe und Einsparungen sind stabil", sagte ihr Präsident Klaus Müller. In einem normal kalten Winter dürfte es nicht zu einem Gasmangel kommen. Für eine vollständige Entwarnung sei es aber zu früh.

Die Einspeisemöglichkeiten aus LNG-Anlagen seien erweitert, die in Folge des Ukraine-Kriegs ausbleibenden Gasflüsse aus Russland durch Lieferungen aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien kompensiert worden, erläutert die Bundesnetzagentur. Die Füllstände der Gasspeicher lägen derzeit bei 99,65 Prozent. Die Gasspeicher konnten im vergangenen Winter gut wiederbefüllt werden, da in Deutschland rund 20 Prozent Erdgas eingespart wurde. Dadurch waren die Speicher auch zum Ende des vorigen Winters noch relativ gut gefüllt.

Um die Lage und die möglichen Risiken der Gasversorgung abzuschätzen, hat die Bundesnetzagentur Modellrechnungen auf Basis von sechs Szenarien aufgestellt. In drei der sechs Szenarien reichten die Gasmengen aus, um die Versorgung zu sichern. Dafür müssten allerdings die Im- und Exporte auf demselben Niveau wie im Vorjahr laufen und die LNG-Kapazitäten zu mindestens 50 Prozent ausgelastet sein.

In bisherigen Modellrechnungen war die Bundesnetzagentur von einem Winter wie im Jahr 2012 ausgegangen, in dem es ausgeprägte Kältephasen und durchschnittliche Tagestemperaturen von -13 °C gegeben hatte. Die sechs neuen Szenarien knüpfen an das Szenarium für den Winter 2022/2023 an. Dabei geht sie von Gasimporten und -exporten von im Saldo 80 GWh/h bis 100 GWh/h aus und von einer Verbrauchsersparnis von bis zu 10 Prozent. In einem Kaltjahr seien höhere Einsparungen nur schwer umzusetzen. Bereits im vorigen, eher milden Winter haben sich gezeigt, dass bereits in kleineren Kältephasen die Einsparungen stark zurückgingen.

Neben dem verbleibenden Risiko eines kalten Winters könne es zum Beispiel auch passieren, dass die bisherigen russischen Gaslieferungen nach Südosteuropa ausbleiben. Dann müssten diese Staaten über Deutschland mitversorgt werden. Umgekehrt könnte es wegen tieferer Temperaturen an den westlichen Grenzübergangspunkten zu niedrigeren Importen nach Deutschland kommen.

Auch gibt es nach Darstellung der Bundesnetzagentur noch Herausforderungen für die Speicherung und den Gastransport. So könnten bergrechtliche Vorgaben zum Speicherbetrieb bei Füllständen von weniger als 15 Prozent die Gasverfügbarkeit einschränken. Auch sei das deutsche Gasnetz noch nicht vollständig für die neue Gasfluss-Situation ertüchtigt. Bei niedrigen Temperaturen könne das Netz die erforderliche Menge bis jetzt nicht transportieren.

(anw)