Gawker Media findet einen Käufer

Nächster Akt im Drama um Hulk Hogan, ein Sex-Tape und das berüchtigte US-Blog Gawker: Ein Medienkonzern will die insolvente Gawker Media übernehmen. Der Streit um Millionen Dollar Schadensersatz ist damit aber nicht vom Tisch.

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Hulk Hogan

Terry Bollea aka Hulk Hogan heizt Gawker mächtig ein.

(Bild: dpa, John G. Mabanglo/Archiv)

Lesezeit: 3 Min.
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Das insolvente Online-Magazin Gawker hat einen Käufer gefunden. Der US-Medienkonzern Univision hat ein Angebot vorgelegt, dem das Insolvenzgericht noch zustimmen muss. Univision, das einen spanischsprachigen TV-Sender sowie das Online-Magazin Fusion betreibt, will 135 Millionen US-Dollar für Gawker Media bezahlen. Als einziger anderer Interessent hatte laut US-Medienberichten der Verlag Ziff-Davis zuvor 90 Millionen US-Dollar geboten.

Im März hatte ein Gericht in Florida Gawker zu 140 Millionen Dollar Schadensersatz verurteilt. 2012 hatte das Online-Magazin Ausschnitte aus einem privaten Video veröffentlicht, das den Ex-Wrestler Hulk Hogan beim Sex mit der Frau seines besten Freundes zeigt. Hogan, der mit bürgerlichem Namen Terry Bollea heißt, hatte gegen die Veröffentlichung geklagt. Nach einem vergeblichen Versuch, das Urteil noch abzuwenden, wählte Gawker Media schließlich den Weg in die Insolvenz.

Univision versucht derzeit, seine Präsenz im englischsprachigen Online-Markt auszubauen. Das Unternehmen ist unter anderem mehrheitlich am Satiremagazin The Onion beteiligt. Darüber hinaus hat Univision renommierte Journalisten für Fusion angeworben. Gawker werde an "eines der größten Medienunternehmen Amerikas" verkauft, teilte Gawker-Gründer Nick Denton mit. "Wir hätten uns keinen besseren Käufer aussuchen können, der mehr für lebhaften Journalismus steht".

Eine Wahl hatte Denton allerdings nicht mehr: Der Versuch, noch vor der Insolvenz einen Käufer zu finden, war erfolglos geblieben. Am Ende war es dann Sache des Insolvenzgerichts, das Unternehmen meistbietend zu versteigern. Ziff-Davis soll 90 Millionen US-Dollar geboten haben. Univision war der einzige andere Interessent, der ein höheres Gebot abgegeben hat. Zunächst war auch anderen Online-Medien ein Interesse nachgesagt worden, ein Gebot haben sie aber nicht abgegeben.

Noch im vergangenen Jahr hatte Denton den Wert seines Unternehmens auf 250 Million US-Dollar geschätzt. Trotzdem zeigte er sich mit dem Ergebnis des Notverkaufs zufrieden. "Ich bin glücklich, dass unsere Mitarbeiter geschützt sind", sagte Denton. "Und unter dem neuen Eigentümer weiterarbeiten können, unbehelligt von dem juristischen Feldzug gegen unser Unternehmen."

Mit "juristischem Feldzug" meint Denton den Hintermann der Klage. Der Gawker-Chef ist der Ansicht, dass es sich um den Rachefeldzug des deutschstämmigen Investors Peter Thiel handelt. Das zu Gawker gehörende Silicon-Valley-Klatschblog Valleywag hatte den Milliardär 2007 als schwul geoutet. Thiel hatte die Klage gegen Gawker finanziert. Er sei stolz, Bollea im Kampf gegen “den groben Eingriff in die Privatsphäre durch einen Bully” zu unterstützen, sagte Thiel.

Gawker geht gegen das Schadensersatz-Urteil in Berufung. Bis zu einer Entscheidung des Falles werden die Erlöse aus dem Verkauf eingefroren. Denton hat auch das Insolvenzverfahren über sein Privatvermögen eingeleitet und ist damit vorerst vor der Pfändung geschützt. Auch bei dem damals verantwortlichen Chefredakteur von Gawker, A.J. Daulerio, versuchen Bolleas Anwälte zu pfänden. Gerichtsunterlagen zufolge ist da aber nicht viel zu holen. (vbr)