Gefahr fĂŒr die Sicherheit: US-Navy will keine Ufo-Videos mehr herausgeben

(Bild: U.S. Department of Defense)
Die US-Marine hat eingerĂ€umt, weitere Aufnahmen von Sichtungen unidentifizierter Flugobjekte zu haben. Sie seien aber nicht fĂŒr die Ăffentlichkeit bestimmt.
Die US-Navy hat eine Anfrage nach dem Freedom of Information Act (FOIA) auf Herausgabe weiterer Videos mit Sichtungen unidentifizierter Flugobjekte (Ufos) abgelehnt. Das BĂŒro des Chefs der Marineoperationen, Michael Gilday, lĂ€sst in der Absage vom 7. September zwar durchblicken, dass es entsprechende Aufnahmen der Marine zu "unidentifizierten LuftphĂ€nomenen" gibt. Eine einschlĂ€gige Arbeitsgruppe habe aber erklĂ€rt, dass die gewĂŒnschten Videos "sensible Informationen" enthielten und daher als Verschlusssache eingestuft seien.
GeheimniskrÀmerei
"Die Freigabe dieser Informationen schadet der nationalen Sicherheit", begrĂŒndet Gary Cason, der in dem BĂŒro als Vizeleiter fĂŒr Informationsfreiheitsanfragen fungiert, das klare Nein. Gegner könnten daraus wertvolle Hinweise auf "Operationen, Schwachstellen und/oder FĂ€higkeiten" des US-Verteidigungsministeriums beziehungsweise der Marine liefern erhalten. Daher könnten nicht einmal Ausschnitte aus den Aufnahmen fĂŒr eine Veröffentlichung herausgeschnitten und veröffentlicht werden.
Die ErlĂ€uterung erinnert an den beunruhigenden Satz, mit dem Ex-Bundesinnenminister Thomas de MaiziĂšre (CDU) 2015 die Absage eines LĂ€nderspiels gegen die Niederlande zu erklĂ€ren suchte: "Ein Teil dieser Antworten wĂŒrde Bevölkerung verunsichern." Sonst verneinen militĂ€rische US-Behörden in der Regel FOIA-Anfragen zu Ufos mit der Standardansage, dass sie weder bestĂ€tigen noch dementieren, entsprechende Aufzeichnungen zu besitzen. Diesmal fĂ€llt die GeheimniskrĂ€merei zumindest plastischer aus.
Keine weiteren Videos gefunden
Anlass fĂŒr das Informationsfreiheitsersuchen war fĂŒr die US-Transparenzseite "The Black Vault" die offizielle Veröffentlichung von drei Ufo-Videos der Navy im April 2020 [1] durch das Pentagon. Der Macher des Portals, John Greenewald, wandte sich daraufhin zunĂ€chst an das Naval Air Systems Command (Navair), das die Aufnahmen mit den Titeln FLIR1, Gimbal und GoFast publiziert hatte. Erst im MĂ€rz 2022 gab das Kommando daraufhin Bescheid, angeblich keine anderen einschlĂ€gigen Videos gefunden zu haben.
The Black Vault hatte parallel auch bereits eine Anfrage an das Amt fĂŒr MarineaufklĂ€rung, das Office of Naval Intelligence (ONI), gestellt. Dieses lieĂ sich 17 Monate Zeit fĂŒr die Information, dass das BĂŒro des Chefs der Marineoperationen zustĂ€ndig wĂ€re, falls weitere Ufo-Videos existieren sollten.
"Inoffizielle KanÀle"
Entgegen ĂŒblicher Gepflogenheiten fĂŒhrt das bezeichnete Office of the Chief of Naval Operations in seiner von dem Portal veröffentlichten Absage [2] zusĂ€tzliche Details fĂŒr seine Entscheidung an. Die Lage zu den drei vorher publizierten Videos ist demnach "insofern einzigartig, als dass diese Videos zunĂ€chst ĂŒber inoffizielle KanĂ€le veröffentlicht wurden, bevor sie offiziell freigegeben wurden".
"Diese Ereignisse wurden in der Ăffentlichkeit ausgiebig diskutiert", schreibt Carson weiter. GroĂe Nachrichtensender hĂ€tten sogar Sondersendungen darĂŒber gebracht. "Angesichts der Menge an Informationen ĂŒber diese Begegnungen in der Ăffentlichkeit war es möglich, die Akten ohne weiteren Schaden fĂŒr die nationale Sicherheit freizugeben."
KĂŒnftig mehr Leaks
KĂŒnftig könnte es mehr solcher Leaks geben. Das US-ReprĂ€sentantenhaus drĂ€ngt darauf, ein sicheres Verfahren zu schaffen, ĂŒber das Hinweisgeber ohne Angst vor Repressalien Sichtungen von Ufos und vergleichbarer LuftphĂ€nomene melden können [3]. Alle Informationen mĂŒssten aber auch bei dem geplanten Meldesystem zunĂ€chst geprĂŒft werden, "um eine unbefugte öffentliche Berichterstattung oder eine GefĂ€hrdung von ordnungsgemÀà als geheim eingestuften militĂ€rischen und nachrichtendienstlichen Systemen, Programmen und damit verbundenen AktivitĂ€ten zu verhindern".
Die Zahl der nicht erklĂ€rbaren einschlĂ€gigen Beobachtungen beim US-MilitĂ€r ist im vergangenen Jahr deutlich angestiegen, war jĂŒngst bei einer Anhörung zu Ufos im US-Abgeordnetenhaus deutlich geworden [4]. Hinweise darauf, dass unter den unerklĂ€rlichen Himmelsobjekten solche auĂerirdischen Ursprungs sind, gibt es demnach noch nicht. Der fĂŒr die MilitĂ€rgeheimdienste zustĂ€ndige Vizeverteidigungsminister Ronald Moultrie versprach den Volksvertretern eigentlich auch grundsĂ€tzlich mehr Transparenz rund um unidentifizierte LuftphĂ€nomene. The Black Vault hat nach eigenen Angaben Berufung gegen die Verweigerung der Herausgabe der Videos eingelegt.
(bme [5])
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[1] https://www.heise.de/news/Pentagon-veroeffentlicht-drei-Videos-von-UFOs-4710737.html
[2] https://www.theblackvault.com/documentarchive/u-s-navy-says-all-uap-ufo-videos-are-classified-and-exempt-from-release/
[3] https://www.heise.de/news/Unbekannte-Flugobjekte-US-Abgeordnetenhaus-stimmt-fuer-Ufo-Meldesystem-7181753.html
[4] https://www.heise.de/news/UFO-Anhoerung-im-US-Kongress-Schon-mehr-als-400-Sichtungen-Raetsel-bleiben-7097866.html
[5] mailto:bme@heise.de
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