Gemischte Ergebnisse bei ersten Tests von Nvidias GeForce FX [Update]

Mit dem GeForce FX versucht Nvidia, dem Konkurrenten ATI die 3D-Krone wieder zu entreißen -- was nur teilweise gelingt.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Manfred Bertuch
  • Laurenz Weiner

Der Grafikspezialist Nvidia musste in den letzten Monaten das prestigeträchtige Geschäft mit dem schnellsten DirectX-9-Grafikchip seinem Konkurrenten ATI allein überlassen. Der bereits im November 2002 vorgestellte GeForce FX mit über 120 Millionen Transistoren war nur im neuen 0,13-µm-Kupfer-Prozess zu fertigen, mit dem die Chipschmiede TSMC arg zu kämpfen hatte. Nach Aussagen von Herstellern sollen das Flaggschiff GeForce FX 5800 Ultra und die Standardversion GeForce FX 5800 Mitte Februar in den Handel kommen. c't konnte eines der äußerst raren Testmuster ergattern und Vergleichstests mit dem Radeon 9700 Pro durchführen.

Die Ultra-Version arbeitet mit jeweils 500 MHz für Chip und Speicher und benötigt ein aufwendiges Kühlsystem, das sie mit Abstand zur lautesten Grafikkarte macht. Bereits im 2D-Windows-Betrieb übertönt die Karte alle anderen Lüfter im System. Sobald man eine 3D-Applikation startet und der GeForce FX mit der vollen Taktfrequenz arbeitet, schaltet die Lüftung auf ihre maximale Drehzahl und erzeugt den Geräuschpegel eines mittleren Föns. Konzentriertes Arbeiten ist dann endgültig unmöglich. Nvidia erklärte dazu, man richte sich mit der Ultra-Version ausdrücklich an Spieler, die sich unter Kopfhörern abschotten.

Ob Nvidia den Radeon 9700 Pro des Konkurrenten ATI auf den zweiten Platz verweisen kann, ist nicht eindeutig zu beantworten. In der Grundgeschwindigkeit und bei der Pixelfüllrate ist Nvidia dank des höheren Chiptaktes überlegen. In älteren, texturarmen Spielen wie Giants beträgt der Vorsprung bei zweifachem Antialiasing 20 Prozent. Bei Serious Sam in der Einstellung Quality erhält man selbst mit vierfachem Antialiasing und achtfacher aniostroper Filterung noch 12 Prozent bessere Ergebnisse. Auch die Vertex Shader und Pixel Shader arbeiten bei Nvidia anscheinend effizienter. In entsprechenden Tests wie Aquamark oder Codecreatures ist der GeForce FX teilweise um bis zu 17 Prozent schneller.

Sobald man hohe Auflösung und anisotrope Filterung in Benchmarks mit großen Texturdatenmengen benutzt, kippt jedoch das Bild. Im Unreal Tournament Flyby mit vierfachem Antialiasing und achtfacher anisotroper Filterung ist der Radeon 9700 Pro zwischen 15 (1024x768) und 38 Prozent (1600x1200) schneller. Bei höheren Qualitätseinstellungen kommt der 256-Bit-Datenbus des ATI-Chips immer mehr zum Tragen und die 128-Bit-Architektur von Nvidia wird zum Nadelöhr.

Betrachtet man die Qualität des Antialiasings, zieht Nvidia eindeutig den Kürzeren. Bei "2X" sind sich beide noch ebenbürtig. An die ATI-Einstellungen "4X" und "6X" kommt der GeForce FX jedoch nicht heran. Bei vierfach produziert er kaum bessere Qualität als bei zweifach und statt ATIs hochwertigem sechsfach-Modus bietet der Chip die Modi "4xS", "6xS" und "8xS". Diese steigern zwar die Güte der Kantenglättung, jedoch entweder nur an nahezu waagerechten oder nahezu senkrechten Kanten und nicht im gesamten Bild. Nvidia hat sich anscheinend dafür entschieden, mehr Transistoren für die höhere Präzision bei der Farbberechnung (32 statt 24 Bit Gleitkomma-Genauigkeit) sowie für schnellere und flexiblere Vertex Shader und Pixel Shadern aufzuwenden. Die Antialiasing-Funktionen hat man wohl unverändert vom Vorgänger übernommen.

Anerkennen muss man, dass der GeForce FX den zur Zeit höchsten Polygon- und Pixeldurchsatz bietet. Diesen Teilerfolg über die kanadische Konkurrenz musste Nvidia mit hoher Ausreizung des Chip-Leistungsvermögens, großem Aufwand beim Lüftungssystems und einer kostspieligen 12-Layer-Platine erkaufen. Die Produktionsausbeute dürfte entsprechend niedrig ausfallen, was den Preis der Grafikkarte in die Höhe treibt. Nvidia wird die Ultra daher nur an ausgesprochene Spiele-Enthusiasten absetzen können. Viele der über den normalen DirectX-9-Funktionsumfang hinausgehende Fähigkeiten kommen zudem eher bei Spezialanwendungen als im normalen Spieleeinsatz zur Geltung. Die Standard-Version mit niedrigeren Takten und erträglicherem Lüfter ist für viele wahrscheinlich die interessantere Lösung.

Terratec will die beiden mit 128 MByte Speicher bestückten Ausführungen des GeForce FX schon in der zweiten Februar-Woche ausliefern. Den Preis der Ultra-Version gibt Terratec mit rekordverdächtigen 649 Euro an. Selbst für die Standard-Ausführung, die Chip und Speicher mit jeweils 400 MHz taktet, verlangt man noch 579 Euro. Zum Lieferumfang gehört immerhin ein attraktives Spielebundle aus Gun Metal, Splinter Cell (Gutschein) sowie Unreal Tournament 2003. Zusätzlich packt Terratec noch den 3DMark 2001SE mit dazu, nebst einer Update-Möglichkeit auf 3DMark 2003. (Manfred Bertuch) / (law)