General Motors verwandelt Autos in Notrufsäulen

Der US-Autohersteller General Motors rüstet seine Oberklasse-Fahrzeuge künftig mit dem Sicherheitssystem Advanced Automatic Crash Notification (AACN) aus.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der US-Autohersteller General Motors (GM) hat angekündigt, seine Oberklasse-Fahrzeuge künftig mit dem Telematik-Sicherheitssystem Advanced Automatic Crash Notification (AACN) auszustatten. GM-Kunden in den USA, die bereit sind, monatlich knapp 17 Dollar zu berappen, können nach Unternehmensangaben ab 2003 damit rechnen, im Falle eines Unfalls schneller von den Rettungsdiensten versorgt zu werden.

Die AACN-Technik ist eine Weiterentwicklung von GMs Kommunikationssytem OnStar. Während das OnStar-System hierzulande bei Opel auf das Übermitteln von Verkehrsinformationen, Routenplanung sowie Internet-Dienste im Auto beschränkt ist, dient es in den USA zudem als automatische Notrufsäule im Falle eines Unfalls: Löst beim Fahrzeugaufprall ein Airbag aus, leiten Sensoren diese Information an das OnStar-Zentralmodul im Heck des Fahrzeugs. Von dort wird über die Funkantenne des Wagens umgehend die nächstgelegene Rettungsleitstelle informiert.

Neu bei AACN sind die zahlreichen, zusätzlich in Karosserie, Fahrerkabine, Motorraum und Sitze eingelassenen Sensoren, die den 911-Rettungsdienst in den USA auch dann alarmieren, wenn bei einem Unfall der Airbag nicht auslöst. Herzstück des Telematik-Systems ist das so genannte Sensing Diagnostic Module (SDM), in dem alle Daten zusammengeführt und verarbeitet werden. Dauerhaft wird zum Beispiel die genaue Fahrzeuggeschwindigkeit ermittelt und die exakte Position des Wagens angepeilt. Gewicht-sensible Sitzsensoren geben Auskunft darüber, wieviele Personen sich gerade im Wagen befinden und ob Kinder darunter sind.

Kommt es zu einem Unfall, soll SDM über Verformungswerte der Karosserie und negative Beschleunigungswerte auch die Wucht des Aufpralls ermitteln und automatisch den Gefährdungsgrad der Insassen ermitteln können. Rettungskräfte könnten sich so schon vor Eintreffen an der Unglücksstelle ein relativ genaues Bild über die zu erwartenden Umstände machen und benötigte spezielle Rettungsmittel schon mitbringen, bewirbt General Motors das neue Sicherheitskonzept.

Totz einhelliger Zustimmung hinsichtlich einer schnelleren und möglicherweise besseren Unfallopferversorgung, rufen die GM-Bestrebungen aber auch Kritiker auf den Plan: Datenschützer warnen davor, dass AACN den Nährboden für eine Dauerüberwachung des Fahrzeughalters bereiten könnte. Zudem wisse niemand genau, was mit den Unmengen an Daten passiert, die nach der Registrierung erhoben werden, warnt beispielsweise David Sobel vom Electronic Privacy Information Center (EPIC) in Washington. Dass das neue GM-System ausreichend Zündstoff für gerichtliche Datenschutz-Auseinandersetzungen hat, steht für die Datenschützer aber jetzt schon fest. (pmz)