Langsame Entwicklung: Ubuntu unterstützt weiteres RISC-V-Board

Ubuntu unterstützt nun auch den Single-Board-Computer Milk-V Mars. Die Entwicklung dümpelt jedoch vor sich hin.

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Milk-V Mars-Board

(Bild: milkv.io)

Lesezeit: 4 Min.
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Rechner und Single-Board-Computer mit RISC-V-basierten System-on-a-Chip (SoCs) wecken nicht nur bei Bastlern Begehrlichkeiten. Mit dem Milk-V Mars-SBC unterstützt Ubuntu offiziell ein weiteres RISC-V-System.

Das Milk-V Mars taucht nun auf der Download-Seite von Ubuntu für RISC-V-Maschinen auf. Es stehen zwei Varianten bereit: Einmal der Ubuntu Server 24.04 als "preinstalled Image" sowie ein "Ubuntu Server live installer". Wer nun ein zumindest rudimentär nutzbares Desktop-System erwartet, wird enttäuscht: Von Ubuntu in einem zugehörigen Blog-Beitrag versprochene Hochleistung bringt das nicht, zudem ist Ubuntu Server für RISC-V derzeit offenbar für den Terminal-Betrieb (Headless, also ohne Maus und Monitor) gedacht.

Vielmehr dürfte die inzwischen allseits gepriesene Nutzererfahrung eher dürftig ausfallen. Der Prozessor JH7110 versieht auch auf dem Starfive Visionfive-2 seinen Dienst und wird bereits seit ziemlich genau einem Jahr von Ubuntu unterstützt. Bessere Geschwindigkeit ist daher nicht zu erwarten. Lediglich der Formfaktor stellt einen signifikanten Unterschied dar. Der Visionfive-2 trifft in etwa das PicoITX-Format (10 cm × 7,2 cm) und ist damit 60 Prozent größer als das Raspberry-Pi-Format, dem das Milk-V Mars folgt (8,5 cm × 5,6 cm), was den Hersteller zur Aussage "kreditkartengroßer Einplatinencomputer" bringt.

Die Installationsanleitung zeigt deutlich, dass sich Ubuntu auf dem Milk-V Mars ähnlich wie auf dem Visionfive-2 eher an Hartgesottene richtet. Der Bootloader U-Boot ist ab Werk nicht kompatibel und kann Ubuntu ohne Änderungen nicht starten. Für das SD-Karten-Abbild ist daher mindestens eine Umstellung der Boot-Switches nötig. Aber auch sonst ist der Beschreibung zufolge einige Nacharbeit notwendig, um den Ubuntu-Server zum Laufen zu bringen.

Dazu kommen bereits bekannte Einschränkungen: Die GPU des JH7110 wird nicht unterstützt, der PCIe-Support beschränkt sich auf NVMe-Laufwerke und kann weder WLAN-Karten noch externe GPUs ansprechen. Die drei USB3-Ports laufen, aber der in Ubuntu genutzte Linux-Kernel 6.8 kann den USB-2.0-Port nicht ansprechen. Einiges von diesem Gefrickel ist schon seit einem Jahr von Ubuntu auf dem Visionfive-2 bekannt.

RISC-V-Systeme mit zumindest ausreichender Rechenleistung und Speicherausbau für alltägliche Desktop-Aufgaben gibt es nun seit über einem Jahr auch in bezahlbaren und damit für Endanwender interessanten Maschinen. Anders als etwa für den Raspberry Pi scheint die Entwicklung von benutzbaren Linux-Distributionen jedoch auf der Stelle zu treten. Noch immer beschränkt sich die Unterstützung von den Distributionen selbst auf Headless-Systeme und gilt als experimentell. Selbst die auf SBCs spezialisierte Linux-Distribution DietPi liefert nicht mehr. Lediglich etwa das von Starfive massiv an das Visionfive-2 angepasste Debian kann einen grafischen Desktop bieten, erfüllt jedoch etwa aufgrund vorangelegter Standard-Log-ins aktuelle Sicherheitsstandards eher nicht.

Auch die Prozessoren sind nach heutigen Maßstäben eher gemächlich unterwegs. Neue Entwicklungen wie der SpacemiT Keystone K1 sollen für mehr Tempo sorgen. Der Keystone K1 bringt dazu weitere Peripherie mit, etwa einen KI-Beschleuniger oder eine 256-Bit-Vektoreinheit. Als Betriebssystem soll etwa eine angepasste Ubuntu-Version – auf der Ubuntu-Seite findet sich dazu jedoch noch nichts – oder das eigene Betriebssystem "Bianbu OS" zum Einsatz kommen.

(dmk)