Gesichtserkennung: Intellivision-Werbung soll nicht lĂĽgen
Intellivision bewirbt seine Gesichtserkennung mit unhaltbaren Behauptungen. So nicht, sagt die US-Behörde FTC.
Mit Millionen Gesichtern will Intellivision Technologies seine Gesichtserkennung trainiert haben. Die sei jetzt so schlau, dass sie nicht nur eine der höchsten Erkennungsraten habe, sondern auch durch Fotos oder Filme nicht getäuscht werden könne. Und überhaupt sei die Gesichtserkennung im Unterschied zu Konkurrenz ganz überhaupt gar nicht voreingenommen hinsichtlich Hautfarbe oder Geschlecht. Leere Werbeversprechen sind das, meint die US-Handelsbehörde FTC (Federal Trade Commission). Sie will solche Irreführung unterbinden.
Intellivision Technologies habe keine Nachweise für die Werbebehauptungen erbringen können. Weder zu den angeblich hohen Erkennungsraten, noch zur Ansage, die Technik könnte nicht durch Bilder oder Videos getäuscht werden. Und selbst das Versprechen, die Gesichtserkennung funktioniere für alle Hautfarben und Geschlechter gleich gut, konnte der Anbieter nicht untermauern. Schon seit Jahren ist bekannt, dass Gesichtserkennungssysteme vor allem bei Menschen, die nicht Weiß sind, versagen und fälschlicherweise Treffer melden.
Die Mitteilung der FTC erweckt den Eindruck, die Werbeabteilung Intellivisions habe diese Lobpreisungen frei erfunden. Was die "Millionen Gesichter" anbelangt, handelt es sich laut Untersuchungsergebnissen um lediglich etwa 100.000. Der Rest waren KI-generierte Abwandlungen der echten Antlitze.
Einstimmige Untersagung
Auf solche Irreführungen ist die FTC allergisch. Alle fünf Kommissare haben eine Vereinbarung mit Intellivision vorläufig genehmigt. Um ein ausführliches Gerichtsverfahren zu vermeiden, verpflichtet sich Intellivision dazu, keine irreführenden Behauptungen zu Genauigkeit, Erkennung unechter Gesichter oder Vergleichen der Voreingenommenheit hinsichtlich Hautfarben, Ethnien oder Geschlechtern mehr zu verbreiten. Solche Angaben sollen nur noch zulässig sein, wenn sie auf kompetenten, verlässlichen Tests beruhen, deren Ergebnisse Intellivision auch vorzeigen kann.
Eine Geldstrafe ist damit nicht unmittelbar verbunden, weil die Behörde solche nach US-Recht nicht verhängen kann. Nur wenn die Firma gegen die Vereinbarung verstoßen sollte, können Strafen von gut 50.000 US-Dollar je Verstoß fällig werden. Die Vereinbarung wird nun veröffentlicht und öffentlich konsultiert. Im Anschluss stimmen die FT-Commissioners ein zweites Mal ab, um die Verpflichtung Intellivisions gegebenenfalls rechtskräftig zu machen.
Intellivision Technologies ist eine US-Tochter der italienischen Hausautomatisierungsfirma Nice. Intellivision Technologies ist nicht zu verwechseln mit Intellivision Entertainment, einer US-Firma, die seit 2018 ankündigt, eine neue Spielekonsole namens Amico auf den Markt zu bringen. Inzwischen gehört Intellivision Entertainment – abzüglich der für die noch immer nicht erschienene Spielekonsole zuständigen Abteilung – zu Atari.
Das Vorgehen gegen Intellivision Technologies ist der zweite große Gesichtserkennungsfall der FTC. Im Vorjahr hat sie eine US-Apothekenkette dazu gezwungen, deren unzulängliche Gesichtserkennung zu deaktivieren.
(ds)