Gesundheitskarte: Der mündige Bürger kommt an seine Daten
Auf der ConHIT, der Berliner Messe für Health-IT, wurden erste Angebote gezeigt, mit denen der Bürger die elektronische Gesundheitskarte (eGK) sinnvoll einsetzen kann. Außerdem wurden Details zu dem weiteren Vorgehen rund um die eGK bekannt.
Auf der ConHIT, der Berliner Messe für Health-IT, wurden erste Angebote gezeigt, mit denen der Bürger die elektronische Gesundheitskarte (eGK) sinnvoll einsetzen kann. Außerdem wurden Details zum weiteren Vorgehen rund um die eGK bekannt.
Der "Rollout" der eGK hat enorm an Schwung zugenommen. Bleiben die derzeit erreichten Stückzahlen konstant, werden viele Krankenkassen Ende 2012 mehr als die gesetzlich festgesetzen 70 Prozent der Versicherten mit einer neuen Karte versorgt haben. Mindestens 50 Millionen Bürger werden dann eine derartige Karte besitzen. Wie Arno Elmer, neuer Geschäftsführer der radikal schrumpfenden Projektgesellschaft Gematik erklärte, ist gerade der Ausschreibungswettbewerb um die beiden Testregionen angelaufen, in denen die Online-Fähigkeit der neuen Karte überprüft wird. Im vierten Quartal soll der Wettbewerb abgeschlossen sein.
Der Sieger der Ausschreibung muss in zwei Testregionen (eine neue und eine der alten Testregionen) mindestens jeweils 500 Leistungserbringer (Ärzte, Zahnärzte und Krankenhäuser) online schalten, wobei mindestens fünf verschiedene Praxis/Zahnarzpraxis-Verwaltungssysteme sowie fünf Krankenhaus-Informationssysteme am Test beteiligt sein müssen. In den Testläufen im Jahr 2013 wird dann geprüft, wie die Versicherten-Stammdaten über eine Online-Verbindung mit dem Datenbestand der Kassen abgeglichen und aktualisiert werden. Ein weiteres Gematik-Projekt wird sich mit der Qualifizierten Elektronischen Signatur (QES) für Arztausweise beschäftigen und die gerichtete verschlüsselte Kommunikation unter den Ärzten einführen, mit der sie Befunde sicher elektronisch verschicken können.
Der mündige Bürger hat von diesen Fortschritten beim Aufbau der telematischen Infrastruktur nichts. Aber er hat vielleicht schon die eGK erhalten, auf der sich Authentifizierungs- und Verschlüsselungszertifikate befinden, die er mit der entsprechenden Software und einem Lesegerät einsetzen kann. Im einfachsten Fall kann er zumindest seine Daten auslesen, die unverschlüsselt auf der eGK stehen. Dies zeigte die Firma Concat, die Patientenkioske für die Arztpraxis vertreibt, im Zusammenspiel mit der n-sight-Software von n-Design. Die Concat-Kioske mit Kartenleser und eingebautem Konnektor (der KoCo-Box), die in einer Stehversion (4000 Euro) und einer Wandversion (unter 3000 Euro) die Arztpraxen verschönern sollen, können zudem ein geschütztes Login in den Kundenbereich einer Krankenkasse aufbauen, in dem der Versicherte eine Änderung seiner Daten mitteilen kann. Möglich wird dieser "Portalzugang" dadurch, dass die Software den PIN@Home abfragt, der heute schon auf allen eGK gespeichert ist. Allerdings schicken die meisten Kassen derzeit nur auf besondere Anfrage den entsprechenden PIN-Brief mit der PIN, um Versicherte nicht zu verwirren, die demnächst nach dem Leerstellenverfahren in der Arztpraxis einen selbst erdachten sechsstelligen Praxis-PIN (PIN.CH) eingeben müssen.
Noch einen Schritt weiter ist man beim Fraunhofer FOKUS-Institut. Dort hat man für die Techniker Krankenkasse (TK) ein Verfahren entwickelt, bei dem sich der Versicherte sowohl mit der PIN.CH wie der PIN@home im geschützten Service-Portal der TK anmelden kann. Auf Basis des von Fraunhofer in Zusammenarbeit mit Openlimit entwickelten "eGK-Viewer", der auf der ConHIT erstmals gezeigt wurde, sind noch ganz andere sinnvolle Dinge möglich. So kann der Versicherte mit den auf der eGK standardmäßig vorhandenen Zertifikaten PDF-Dokumente mit einer fortgeschrittenen Signatur unterschreiben, verschlüsseln und entschlüsseln sowie die notwendigen Public Keys zu seinem Arzt oder Geschäftspartner schicken. Damit bekommt die "kostenlose" eGK einen erheblichen Wert für die Übermittlung vertraulicher Nachrichten und Befund- oder Labordaten zwischen Arzt und Patient und steigt zum großen Rivalen des elektronischen Personalausweises auf. Dieser soll in Kürze mit der kostenpflichtigen QES ausgestattet werden, die circa 45 Euro im Jahr kostet. Für viele Verschlüsselungs- und Beglaubigungsszenarien dürfte indes die fortgeschrittene Signatur der Gesundheitskarte ausreichen. (jk)