GoPro-Neustart und Sonys Luxusglas – die Fotonews der Woche 36/2024

GoPro bietet für seine Actioncams selbst Aufstecklinsen an, Sony renoviert sein 85mm-G-Master und etwas günstiger ist ein lichtstarkes Zoom von Sigma.

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Das neue Sigma hat mit 28-105mm bei f/2.8 einen ungewöhnlichen Brennweitenbereich.

(Bild: Sigma, Screenshot und Bearbeitung: heise online)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Nico Ernst
Inhaltsverzeichnis

Der Sommer des Sports findet langsam mit den Paralympischen Spielen von Paris nach Olympia und Fußball-EM seinen Abschluss – da ist es an der Zeit, unsere Kolumne aus der Sommerpause aufzuwecken. Was sich mit diesen Events in der Sportfotografie grundlegend geändert hat, findet sich gleich im Long Read zum Wochenende, in dieser Woche gab es aber zwei sehr interessante neue Geräte, die Vorrang haben.

Den Anfang macht das neue G-Master von Sony mit 85 Millimetern Brennweite und Blende f/1.4 – Moment, das gibt es doch schon seit 2016? Eben. Durch die zahlreichen neuen Funktionen, welche die Kameras seitdem erhalten haben, allem voran der KI-Autofokus mit Motiverkennung und -verfolgung, müssen auch die Objektive schneller werden. Sony hat in diesem Jahr zahlreiche Standardobjektive erneuert, nun ist der Spezialist für Porträt und Studioarbeit dran. Dreimal so schnell soll der Autofokus des neuen 85ers arbeiten.

Wichtig ist das beispielsweise bei der Arbeit mit einem Modell im Studio. Wenn die Person sich schnell bewegt, um etwa Kleidung zu präsentieren, muss der Autofokus mithalten. In großen Studios, wo man mit vielen Lichtelementen die Szene perfekt ausleuchten kann, ist dabei etwas mehr Abstand sinnvoll als mit den üblichen 50-Millimeter-Objektiven. Natürlich macht ein 85-Millimeter auch bei Landschaften und Available-Light-Aufgaben sowie auf Veranstaltungen tolle Bilder. Ein billiger Spaß war das noch nie: Sony verlangt rund 2100 Euro für das neue G-Master.

Das relativiert sich jedoch, wenn man auf den Preis zum Start des Vorgängers blickt: Der kam vor acht Jahren für glatte 2000 Euro auf den Markt. Seitdem fiel der Preis kontinuierlich, und wie immer bei einem Modellwechsel ist jetzt die Zeit der Schnäppchenjäger. Das bisherige Gerät bieten manche Händler für rund 1300 Euro an. G-Master steht da aber immer noch für "Geht gut ins Geld". Die knackscharfen Bilder dieser Geräteserie muss man aber selbst auf dem eigenen Rechner gesehen haben, um zu verstehen, warum solche Investitionen sich lohnen.

Bei Available Light hat wohl auch Sigmas neues Objektiv seine Stärke, alles andere ist ziemlich ungewöhnlich. Die beiden Standardzooms mit f/2.8 haben üblicherweise 24-70 und 70-200 Millimeter Brennweite. Das Sigma 28-105mm f/2.8 DG DN Art liegt also etwa in der Mitte der beiden Zooms, welche viele Fotografen ständig dabeihaben. Eine Kombilinse also, welche die beiden anderen ersetzt. SOrgt das für weniger Gewicht in der Fototasche? Wie immer: Es kommt darauf an. Die vier Millimeter Brennweite am kurzen Ende, die zum 24-70-Millimeter fehlen, vermisst man bei Events meist mehr als die 95 Millimeter am langen Ende. Ein Tele hat man sicherheitshalber sowieso meist dabei.

Was schwerer wiegt, im Wortsinne, ist die fehlende Innenfokussierung gegenüber modernen Zooms. Der Tubus des Sigma fährt aus, was die knapp 16 Zentimeter Länge im eingefahrenen Zustand relativiert. Um wie viele Zentimeter hat Sigma noch nicht genau angegeben. Trotzdem soll das Objektiv wetterfest sein, was es in die Klasse der Profi-2.8er-Linsen hebt. Und das bei einem Gewicht von 995 Gramm. Sigma wollte wohl die 1-Kilo-Grenze unbedingt unterbieten. Spontan fällt da als Immer-Drauf für den ganzen Tag die Hochzeitsfotografie ein, wenn das Fest nicht gerade in den engsten Umgebungen stattfindet.

Für Konzerte auf großen Bühnen fehlt dann eher eine größere Brennweite im Telebereich. Für Arbeit im Freien sind die 40 Zentimeter Naheinstellgrenze über den ganzen Brennweitenbereich interessant. Und mit Sperrschaltern für Blende wie Brennweite, einem Blendenring und Funktionstasten sowie einem laut Sigma schnellen Linearmotor samt wenig Focus Breathing sollte sich das Sigma auch gut fürs Filmen eignen. Ende September kann man das überprüfen, dann soll das Objektiv für E- und L-Mount für 1650 Euro ausgeliefert werden. Der Preis scheint durch die Flexibilität durchaus fair.

Und wieder etwas fairer sind auch die Preise für die neuen GoPros. Das Unternehmen hatte in den letzten Jahren ja nicht nur viel Konkurrenz wie von Fuji und DJI, sondern auch wenig Innovation zu bieten. Also besinnt man sich auf alte Stärken und bietet ein kompakteres und günstigeres Modell sowie eine High-End-Actioncam an. Die Details dieser Hero und Hero 13 Black genannten Kameras finden sich in einer ausführlichen Meldung, daher hier nur, was GoPro an seiner Strategie geändert hat.

Für die Black-Variante bietet der Hersteller nämlich und erstmals eigene Aufstecklinsen an, quasi eine auswechselbare Frontlinse als Teil des fest verbauten Objektivs. Bisher gab es hier nur teils abenteuerliche Konstruktionen von Drittherstellern mit manchmal fragwürdiger Qualität durch Verzerrungen und trübe Linsen. Auch die Entzerrungsfunktionen von Videoprogrammen konnten nur mit viel Handarbeit helfen, weil die Kombinationen aus Linsen und GoPros ihnen nicht bekannt sind. Das dürfte sich nun ändern. Schon verfügbar sind ein Ultraweitwinkel für 117 Grad Blickwinkel sowie ein Makro mit elf Zentimetern Naheinstellgrenze. Bei diesen Aufsätzen übernimmt die Kamera intern die Entzerrung.

Äußerst spannend ist der Aufsatz für anamorphe Bilder mit bis zu 21:9 als Seitenverhältnis – Kinoformat. Wie GoPros Software die dabei unvermeidlichen Verzerrungen korrigiert, und es dann mit der Schärfe am Bildrand aussieht, ist die große Frage. Schon bisher wurden GoPros auch, aber nicht als einzige Kameras, für Sportfilme eingesetzt, vielleicht können sie sich dort nun noch stärker durchsetzen. Für professionelle Arbeit gibt es zudem auch ND-Filter (Graufilter) für den Aufsteckmechanismus, sie lassen sich also nicht mit den anderen Linsen kombinieren.

Die Profis von den ganz großen Agenturen, hier Getty Images, setzen für große Sportveranstaltungen aber unter anderem Roboterkameras ein. Und die noch nicht käuflich zu erwerbende Canon R1. Mit viel Technik und großen Teams vor Ort und in der Redaktion schaffen sie es dann im Extremfall in 20 Sekunden von der Aktion eines Athleten bis zum Kunden wie einem Onlinemagazin. Wie das geht, warum dabei JPEG-Fotos die größte Rolle spielen, hat Tom Leon Zacharek sich von Matthias Hangst, Director of Sports Content bei Getty, in einem langen Interview mit vielen Bildern aus der Praxis erklären lassen. Es ist unsere Empfehlung für einen Long Read zum Wochenende. Zu ergänzen wäre lediglich, weil da noch nicht bekannt, dass auch die IOC-Fotografen selbst die R1 in Paris bisweilen werbewirksam in die Kamera hielten. Wie in dieser Kolumne mehrfach vorhergesagt, spielte Canons neues Flaggschiff also durchaus eine Rolle bei diesen Spielen.

(nie)