Daedalic: "Gollum"-Entwickler verabschiedet sich aus der Spieleentwicklung

Nach dem Misserfolg von "Herr der Ringe: Gollum" will Daedalic keine eigenen Spiele mehr entwickeln. In Zukunft wollen die Hamburger noch als Publisher agieren.

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(Bild: Daedalic)

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Das Hamburger Spielestudio Daedalic Entertainment verabschiedet sich aus der Spieleentwicklung. Darüber berichtete zuerst das Branchenmagazin Gameswirtschaft. Damit reagiert das Unternehmen offenbar auf den Misserfolg seines jüngsten Spiels "Der Herr der Ringe Gollum", in dessen Entwicklung Daedalic mehr als fünf Millionen Euro gesteckt hat – eine Rekordsumme für das Studio, das sich unter anderem mit den "Deponia"-Spielen einen Namen gemacht hat. "Auch wenn 'Der Herr der Ringe: Gollum' nicht unsere Erwartungen erfüllt hat, die wir in das Spiel gesetzt haben, sind wir sehr dankbar für die Zeit und die lehrreiche Erfahrung", schreibt Daedalic in einem Statement.

Das Studio will in Zukunft ausschließlich als Publisher auftreten und anderen Studios dabei helfen, ihre Spiele zu vermarkten. Das sei "eine schwierige Zäsur, aber auch ein neuer Anfang". Daedalic war bereits als Publisher für Titel wie "Shadow Tactics: Blades of the Shogun" und "Barotrauma" tätig. Im aktuellen Geschäftsjahr sind laut Daedalic acht solche Releases geplant.

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Im Zuge des Strategiewechsels können bis zu 25 der 90 Mitarbeiter ihren Job verlieren, sagte Daedalic dem Branchenmagazin Gameswirtschaft. "Es ist für uns von Bedeutung, dass der Übergang möglichst gut verläuft. Daher werden wir unsere ehemaligen Mitarbeiter bei der Suche nach neuen Möglichkeiten innerhalb unseres Netzwerks unterstützen."

Ein weiteres "Herr der Ringe"-Spiel, das sich bei Daedalic bereits in Entwicklung befand, wird eingestellt. Für sein zweites Spiel mit der Tolkien-Lizenz hatte sich Daedalic zuvor 2 Millionen Euro Fördermittel aus der Gamesförderung der Bundesregierung gesichert. Man habe das zuständige Wirtschaftsministerium bereits informiert, teilte Daedalic mit.

Das Hamburger Entwicklerstudio war 2014 mehrheitlich von der Verlagsgruppe Bastei Lübbe übernommen worden. Nachdem ein Adventure zu Ken Folletts "Die Säulen der Erde" floppte und der Verlag die Zukunft des Studios infrage gestellt hatte, erwarben die Gründer ihre Geschäftsanteile zurück. Anfang 2022 kaufte der französische Publisher Nacon Daedalic für 53 Millionen Euro, von denen 32 Millionen direkt gezahlt wurden.

Im Mai veröffentlichte Daedalic mit "Der Herr der Ringe: Gollum" sein bisher ambitioniertestes Spiel. Doch der Titel enttäuschte Kritiker und Fans auf voller Linie. Wegen technischer Mängel war "Gollum" auf vielen Systemen kaum spielbar. Später entschuldigte sich Daedalic für den Zustand des Spiels: "Wir bedauern zutiefst, dass das Spiel unsere eigenen Erwartungen und die Erwartungen der Community nicht erfüllt", schrieb Daedalic in einem Twitter-Post.

(dahe)