Google-Hangouts weniger offen

Googles Verzicht auf Teile von XMPP in den neuen Hangout-Anwendungen bedeutet weniger Wahlfreiheit der Anwender hinsichtlich der benutzten Werkzeuge.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 50 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Henning Behme

Mit den auf der Google I/O angekündigten Instant-Messaging- (IM) sowie Audio- und Video-Kommunikationstools – jetzt zusammengefasst in Hangouts – will Google auf das offene Extensible Messaging and Presence Protocol (XMPP), das frühere Jabber, teilweise verzichten. Anwender sind künftig gezwungen, Google-Werkzeuge zu nutzen – es sei denn, sie verwenden beispielsweise einen Google-Chat-Account. Einem Bericht der Computerworld zufolge meint man bei Google, dass die Industrie XMPP nicht ausreichend unterstütze, was dessen Wert als gemeinsames Protokoll mindere. Außerdem entspreche die Technik nicht mehr dem aktuellen Stand.

Bislang konnten Anwender beispielsweise den Dienst von Googles Talk in Anspruch nehmen, aber einen IM-Server ihrer Wahl nutzen (das hatte XMPP erreichen sollen). In der Dokumentation zu Talk hatte Google nicht nur die Fülle an möglichen Clients betont, sondern auch beschrieben, was Entwickler von IM-Client-Anwendungen tun müssen, um den Dienst anzusprechen. Die Zusammenarbeit von Servern (server-to-server federation) ist es, die Google künftig nicht mehr unterstützt.

Die Electronic Frontier Foundation beklagt nicht nur das. Außerdem kritisiert die Organisation, dass es nicht mehr vorgesehen sei, sich gegen die Archivierung aller eigenen Chats zu entscheiden.

Jeremie Miller hatte Jabber 1999 "erfunden". 2002 wurde eine IETF-Arbeitsgruppe gebildet, die unter dem Namen XMPP die Jabber-Protokolle formalisieren wollte. Die RFCs wurden 2004 verabschiedet, und die beiden zentralen Dokumente (3920 und 3921) durch die RFCs 6120 und 6121 aktualisiert/ersetzt. Mehr zur Geschichte bei der XMPP Standards Foundation. (hb)