Google-Kritikerin Meredith Whittaker wird Präsidentin von Signal

Signal hat die neue Position der Präsidentin geschaffen. Meredith Whittaker soll sie mit Leben füllen und die Finanzierung des Messengers sicherstellen.

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Signal

(Bild: Daniel Constante/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Die einstige Google-Managerin und -Kritikerin Meredith Whittaker übernimmt ab dem 12. September die Position der Präsidentin der Signal Foundation, der Stiftung hinter der Messenger-App Signal. Das gab Whittaker am Dienstag auf dem Signal-Blog selbst bekannt. In der neu geschaffenen Position beabsichtigt Whittaker, das Unternehmen strategisch zu unterstützen.

Whittakers Ziel ist es, als Präsidentin von Signal ein Klima zu schaffen, das dem Unternehmen zu Wachstum verhilft und die finanzielle Nachhaltigkeit sichert. Dazu will sie "mit dem CEO und der Führung von Signal zusammenarbeiten". Derzeit steht Signal lediglich mit einem Übergangs-CEO da. Brian Acton hatte den CEO-Posten von Signal-Gründer Moxie Marlinspike nach dessen Rücktritt Anfang 2022 vorübergehend übernommen.

Acton und Whittaker stehen vor großen Herausforderungen, die Finanzierung der Weiterentwicklung und des Betriebs des Messengers sicherzustellen. Mit den gesammelten Daten der Nutzerinnen und Nutzern Geschäfte zu machen, wie es andere Messenger tun, hält Whittaker nichts, wie sie in einem Interview mit der Washington Post verrät.

Um das notwendige Geld in Höhe von mehreren Millionen US-Dollar pro Jahr hereinzuholen, setzt Whittaker auf die Nutzerinnen und Nutzer. Sie sollen mit kleinen Beträgen den Messenger unterstützen. Nur so sei eine Finanzierung jenseits des Geschäftes mit Daten möglich. Zugleich räumte Whittaker ein, dass es eine große Herausforderung sei, die immens hohen Kosten ohne Erfassung von Daten zu decken.

Signal hatte Anfang 2020 eine Nutzergemeinde von etwa 40 Millionen Menschen, die Ende-zu-Ende-verschlüsselt über Signal mit dem selbst entwickelten Protokoll kommunizieren können. 2021 kamen etwa 100 Millionen Downloads der App hinzu. Die verschlüsselte private Kommunikation habe denn auch Vorrang vor dem Gewinn, sagte Whittaker gegenüber der Washington Post. "Wir haben zwar Wachstumsziele, aber sie werden von unserem Auftrag bestimmt und nicht vom Wunsch nach Profit."

Whittaker, die seit 2020 Mitglied des Vorstands von Signal ist, wurde 2018 bekannt, als sie mit anderen Google-Mitarbeitern den Umgang des Unternehmens mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen Top-Führungskräfte kritisierte und Proteste gegen Sexismus und Rassismus am Arbeitsplatz mitorganisierte.

Schon früh setzte sie sich gegen diskriminierende Künstliche Intelligenz (KI) ein. Zusammen mit der KI-Forscherin Kate Crawford gründete sie 2017 das Forschungsinstitut AI Now, das zu sozialen Implikationen von KI forscht. 2019 verließ Whittaker nach 13 Jahren Google und wirkt beratend beim AI Now Institut mit. Seit 2021 ist sie in beratender Funktion bei der US-Handelskommission FTC tätig.

(olb)