Google: Werbegebühren für Verlage erlassen

Mit Hilfsprogrammen will der Konzern redaktionelle Berichterstattung stützen. Brandenburg hat inzwischen Staatshilfen ins Spiel gebracht.

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Google: Werbegebühren für Verlage erlassen

(Bild: PixieMe/Shutterstock.com)

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Von
  • Torsten Kleinz
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Wegen stark einbrechender Anzeigenerlöse müssen Verlage derzeit starke Abstriche machen. In einer neuen Initiative hat Google nun angekündigt, den Nachrichtenanbietern weltweit die Gebühren für den konzerneigenen Ad Manager zu erlassen. Damit soll das zusammengeschrumpfte Anzeigengeschäft gestützt werden.

Wie das Unternehmen in einem Blogeintrag ankündigt, sollen die Gebühren für fünf Monate für Nachrichtenorganisationen erlassen werden, die eigene Inhalte produzieren. Die Website-Betreiber, die von der neuen Regelung profitieren, sollen in den kommenden Tagen von Google kontaktiert werden.

Wie hoch die erlassenen Gebühren sind, wollte der Konzern auf Nachfrage nicht mitteilen. Der Werbemarkt ist wegen der Corona-Krise insgesamt geschrumpft. Angesichts der schlechten Geschäftsaussichten in vielen Branchen haben viele Unternehmen die Marketing-Etats zurückgefahren oder ganz gestrichen.

Nachrichtenorganisationen leiden derzeit besonders, weil immer noch viele Werbetreibenden ihre Werbung neben negativen Nachrichten blockieren. Obwohl sogar die Werbeorganisation IAB eindringlich für das Ende der Werbeblockaden plädiert hatte, werden augenscheinlich insbesondere auf US-Websites immer noch Werbeausspielungen blockiert, wenn irgendein Bezug zu COVID-19 registriert wird.

Inzwischen haben viele Medien Kurzarbeit eingeführt oder sogar Beschäftigte entlassen. Um die Pleite insbesondere von Lokalmedien zu verhindern, haben mittlerweile verschiedene Institutionen Hilfsprogramme gestartet. Am Mittwoch hatte Google einen "Emergency Relief Fund" angekündigt, für den sich Redaktionen noch bis 29. April bewerben können. Auch Facebook gehört zu den Geldgebern der zahlreichen Initiativen, die den Redaktionen aber mit eher kleinen Geldbeträgen aushelfen sollen. Die Verhinderung von Pleiten ist auch im Eigeninteresse der IT-Konzerne: Ohne verlässliche Nachrichten leidet auch das Geschäft der Informationsvermittler.

Deutsche Medien sehen die Geldangebote mit gemischten Gefühlen. Eine Sprecherin des Verlegerverbandes BDZV erklärt gegenüber heise online: "Als Branchenverband haben wir unseren Mitgliedsverlagen nicht reinzureden, ob sie sich um Förderungen bemühen sollen. Das ist die wirtschaftliche Entscheidung jedes einzelnen Unternehmens." Gleichzeitig verweist der Verband darauf, dass Plattformen wie Google schon bisher unverhältnismäßig von der Arbeit der Verlage profitierten, und in den letzten Jahren immer mehr größere Teile der Werbeeinnahmen beanspruchten. "Würde Google sich an das Leistungsschutzrecht halten, gäbe es das Problem nicht", erklärt die Verbandssprecherin.

Unterdessen sind neue Staatsbeihilfen im Gespräch. So hat die Landesregierung in Brandenburg im Koalitionsvertrag 1,5 Millionen Euro jährlich für die Förderung des Lokaljournalismus im Bundesland vorgesehen. Dieses Geld soll nun von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg verteilt werden. (bme)