Google sucht Freiwillige, die Straßenkarten ergänzen

Viele Straßen sind auf keiner Karte verzeichnet, und noch mehr fehlen Google Maps. Das Unternehmen lädt Freiwillige ein, die Lücken zu schmälern.​

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Feldweg im Dunkeln; rechts ein Strauch, ein Baum und ein verbogenes, gelbes, unlesbares Warnschild

(Bild: Worawee Meepian/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

"Millionen von Kilometern der Straßen der Welt sind weiterhin nicht verzeichnet", weiß Google. Seit 2021 helfen auserkorene Freiwillige, im Rahmen des Programms Road Mapper die Lücken zu verkleinern. 1,5 Millionen Straßenkilometer haben sie seither für das Kartenmaterial beigesteuert. Jetzt möchte der Datenkonzern mehr ehrenamtliche Helfen für diese Arbeit gewinnen.

Dazu wird Road Mapper ein Stück weit geöffnet: Wer möchte, darf sich bei Road Mapper um Aufnahmen bewerben. Außerdem dürfen jene, die bereits an Road Mapper teilnehmen, bis zu fünf vertrauenswürdige Personen vorschlagen.

Road Mapper besteht parallel zur Möglichkeit, als "Local Guide" Karteninhalte zu Google Maps hinzuzufügen. Während Local Guides tendenziell vor Ort sind, können Road Mapper Satellitenaufnahmen nutzen, um Straßen zu erkennen und für Google Maps vorzuschlagen. Den Straßennamen müssen sie dabei nicht angeben, zumal er aus Satellitenaufnahmen nicht zu eruieren ist.

Damit ist die Teilnahme weltweit möglich, auch wenn der Teilnehmer noch nie vor Ort war. Allerdings setzt Google bei Road Mapper Schwerpunkte. Nicht für jedes Gebiet können Straßen vorgeschlagen werden. Vielmehr wählt das Unternehmen Länder aus, in denen viele Menschen leben und in denen es nicht kartografierte Straßen vermutet. Dafür veröffentlicht es dann sogenannte "Challenges"; das sind Einladungen, binnen bestimmter Frist das ausgewählte Gebiet zu beackern. Wegelchen sucht Google dabei nicht; vielmehr sollen es Straßen sein, die für zweispurige Fahrzeuge taugen.

Den Angaben zufolge werden Vorschläge von Google-Mitarbeitern überprüft, bevor sie Eingang in Google Maps finden. Künstliche Intelligenz respektive Machine Learning setzt Google ausdrücklich nicht ein. Beiträge können nur mit Desktop-Browsern eingereicht werden.

Wer sich ehrenamtlich betätigen möchte, aber nicht auf "Challenges" warten will, kann sich dem nicht-kommerziellen Projekt Open Street Map (OSM) anschließen. Es kennt in manchen Regionen deutlich mehr Straßen und Plätze als Google Maps. OSM ist quelloffen wird in erster Linie durch Freiwillige gespeist. Teilweise enthält es auch andere offene Daten, so sind Geodaten von US-Behörden in Open Street Map eingeflossen. Beispielsweise die kostenlose Navigationsapp Maps.me nutzt OSM-Daten. Davon gibt es einen Fork namens Organic Maps, der sich auf Offline-Nutzung konzentriert und besonderes Augenmerk auf Datenschutz legt.

2012 versuchten zwei im Dienste Google tätige Inder, Open Street Map durch Datenvandalismus zu sabotieren. Im Versuch, nicht aufzufallen, nahmen die Täter kleinere Veränderungen mit relevanten Auswirkungen vor; zum Beispiel drehten sie die verzeichnete Richtung von Einbahnstraßen um. Als der Skandal ruchbar wurde, feuerte Google die beiden Täter.

Im Juli hat die Overture Maps Foundation ihre ersten offenen Karten-Datensatz veröffentlicht. Gegründet wurde die im Vorjahr von Amazon, Meta Platforms, Microsoft und Tomtom. Sie sammelt Daten aus offenen Quellen wie Open Street Map und städtischen Planungsbüros, von wohltätigen Organisationen und aus den Beständen der Stiftungsgründer. Daraus erstellt Overture Maps Datensets, die mit Open Street Maps kompatibel sind und von Programmierern für eigene Anwendungen frei genutzt werden können.

Die Stiftung hält es für unmöglich, dass ein Unternehmen alleine einen Kartendienst mit all seinen Veränderungen der Welt aktuell halten könne. "Jeder, der in der Kartografie tätig ist, weiß, dass die anfänglichen Daten nur der Anfang sind. Die fortlaufende Herausforderung liegt in der Pflege der Daten inmitten ständiger Veränderungen, um den Erwartungen der Nutzer gerecht zu werden." Auftritt Road Mapper.

(ds)