Google und der Wettbewerb: Anhörung in den USA

Missbraucht Google seine Vormachtstellung im Suchmaschinen-Markt? Um diese Frage dreht sich eine Anhörung des US-Senats. Für den Internetkonzern geht es dabei letztlich um nichts weniger als seine Freiheit.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Daniel Schnettler
  • dpa

An Google führt im Internet (fast) kein Weg vorbei. Egal ob Suchmaschine, digitale Landkarten oder soziales Netzwerk – der kalifornische Konzern mischt überall kräftig mit und stößt in immer neue Felder vor. Die Google-Dienste werden gelobt und bewundert ebenso wie verdammt und gehasst. So manchem macht die Allgegenwart des Internet-Riesen Angst. Einige wittern unlautere Praktiken, mit denen Google die Konkurrenz klein hält. Die Wettbewerbshüter in den USA und Europa sind alarmiert. Sollten sich die Mutmaßungen bestätigen, drohen Strafen. Googles Bewegungsfreiheit könnte beschnitten werden.

"Die Macht von Google: Dienst am Konsumenten oder Gefährdung des Wettbewerbs?" fragt der einflussreiche Wettbewerbsausschuss des US-Senats provokativ. Unter der Überschrift muss sich der ehemalige Google-Chef und heutige Verwaltungsratsvorsitzende Eric Schmidt den Fragen der Politiker in Washington stellen. Neben Schmidt kommen bei der für den Mittwoch (21. September, 20 Uhr deutscher Zeit) angesetzten Anhörung auch die Chefs von Konkurrenten zu Wort.

Im Zentrum steht der Vorwurf, dass Google seine eigenen Produkte in seinen Suchtreffern höher gewichtet als die der Konkurrenz. "Es wird immer Websites geben, die unglücklich damit sind, wie sie eingestuft werden", wehrt sich Schmidt in einer Stellungnahme, aus der das US-Politikportal Politico.com vorab zitierte. Google habe seine Suche auf die Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt, nicht auf die der Websites. "Wenn wir wollen, dass die Konsumenten zu uns zurück kommen, müssen wir ihnen die bestmögliche Erfahrung bieten." Und überhaupt: "Es steht jedem frei, Google zu benutzen." Die Konkurrenz sei immer "nur einen Klick entfernt".

Das sieht Jeremy Stoppelman, Chef des bekannten Restaurant- und Einkaufsführers Yelp, ganz anders. Er liegt im Clinch mit Google, weil die Rezensionen seines Portals in den Suchergebnissen des Internetriesen aufgetaucht waren. "Wenn ein Unternehmen den Markt kontrolliert, dann kontrolliert es letztlich auch die Entscheidung der Konsumenten", zitiert   All Things Digital, das Technologieblog des Wall Street Joural, vorab aus Stoppelmans Stellungnahme. "Wenn die Konkurrenz wirklich nur "einen Klick entfernt" wäre, wie Google suggeriert, warum haben sie dann soviel Geld dafür ausgegeben, die voreingestellte Suche in Webbrowsern und auf Mobiltelefonen zu werden?"

In den USA laufen nach neuesten Daten des Marktforschers Comscore 65 Prozent der Suchanfragen über Google, in Europa und Deutschland liegt der Marktanteil teils noch deutlich höher. Die beiden verbündeten Verfolger Yahoo und Microsofts Bing kamen nach den letzten US-Zahlen auf lediglich 16 beziehungsweise 15 Prozent. Daneben gibt es aber viele Spezialanbieter – wie eben Yelp bei Restaurants oder Kayak bei Reisen. Doch Google nimmt auch hier immer mehr Raum ein: Der Internetriese hat erst jüngst den Restaurantführer Zagat geschluckt und eine eigene Suche nach günstigen Flügen aufgezogen.

Die zuständige US-Handelsbehörde FTC schaut sich das Treiben seit Wochen an. Sollte die Untersuchung in einem Kartellverfahren münden, könnte es gefährlich werden. Denn mit der Internetsuche scheffelt Google bis heute den Großteil seiner Milliardengewinne. Der Konzern verkauft Anzeigen passend zur Suchanfrage – mögliche Auflagen könnten das Unternehmen also bares Geld kosten. Die EU-Kommission hat bereits Ende vergangenen Jahres eine eigene Untersuchung eingeleitet, nachdem sich Rivalen über ihrer Ansicht nach unlautere Geschäftsmethoden beschwert hatten - darunter auch Microsoft.

Der Software-Riese war in der Vergangenheit selbst mehrfach mit den Kartellwächtern aneinander geraten wegen seines weit verbreiteten PC-Betriebssystems Windows. Das US-Justizministerium klagte 1998, es kam zu einem Vergleich. Microsoft stand danach bis zum Mai diesen Jahres unter staatlicher Beobachtung. "Die Klage hat über Jahre auf Microsoft gelastet und Emporkömmlingen ermöglicht, bei der nächsten Technologie-Welle einen Fuß in die Tür zu bekommen", stellte Politico.com fest. Derjenige, der besonders profitiert habe, sei Google gewesen. (jk)