Google will Anwendungsfirma werden

Der gerade geschlossene Distributions-Deal zwischen Sun und Google ist vorerst etwas nebulös.

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Von
  • Erich Bonnert

Schon vor der offiziellen Bekanntgabe der Vereinbarung zwischen Sun Microsystems und Google blühten die Gerüchte, welche langfristigen Ziele die Firmen verfolgen -- und wie der Deal denn Microsoft schaden könne. Am Dienstag verkündeten die beiden Firmen unter großem Medienrummel, bei Downloads von Suns Java-Laufzeitsystem und dem Büroprogramm OpenOffice werde Googles Desktop-Toolbar mitgeliefert; außerdem werde Google OpenOffice unterstützen. Sun-Chef Scott McNealy erklärte, sein Unternehmen wolle seine Position als Technologielieferant von Web-Service-Anbietern verbessern. Google sei mit seiner enormen Reichweite und Nutzungsfrequenz die erste Wahl. Außerdem nutze Google bereits intensiv Java und sei auch an Open-Source-Projekten in der Java- Community beteiligt.

Trotzdem reden die Partner nur sehr vage über die konkreten Ziele des Vertrags. Finanzielle Vereinbarungen wurden nicht veröffentlicht. McNealy erklärte lediglich, Sun könne gewisse Zahlungen erwarten, wenn Google seine Toolbar-Installationen erhöht. Der Frage, ob OpenOffice etwa in Form eines Web-basierten Service angeboten werden soll, wichen beide Seiten komplett aus. Obwohl das quelloffene OpenOffice aus Suns Software-Fundus stammt -- Sun vertreibt das kommerzielle Staroffice, aus dessen ursprünglicher Codebasis OpenOffice entstand --, verwies McNealy auf Google-Chef Schmidt. Dieser schmetterte die Frage zunächst ab: "Wir sind eine Suchmaschinen-Firma." Später gab er doch noch einen Hinweis auf Googles Motivation für die Sun-Kooperation. "Wir wissen, dass die Toolbar-Anwender bei der Informationsnutzung anspruchsvoller sind als normale Web-Nutzer." Insbesondere das Nutzerverhalten bei der über die Suchfunktion angezeigten Werbung ist die Toolbar für Google interessanter.

Dies lässt darauf schließen, dass Google vor allem in Analyse- und Data-Mining-Tools ein Feld für weitere Aktivitäten sieht. Und dabei soll gleichzeitig mehr Terrain auf dem Desktop erobert werden. Internet-Pionier Vinton Cerf -- an seinem zweiten Arbeitstag für Google -- korrigierte am Rande der Pressekonferenz seinen neuen Chef auch sogleich:"Wir sind eine Anwendungsfirma." Netzbasierte Dienste seien umso wertvoller, je mehr Verknüpfungen zu analytischen Anwendungen und Datenbanken sie bieten könnten, erläuterte Cerf. Bestes Beispiel sei Google Maps, das aus der Software Keyhole hervorgegangen ist -- ein Data-Mining-Programm, das ursprünglich für militärische und staatliche Aufklärungsdienste konzipiert war.

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(Erich Bonnert) (jk)