Google will sich schwimmende Rechenzentren patentieren lassen

Der Suchmaschinenbetreiber Google hat beim USPTO einen Patentantrag mit dem Titel "Water-Based Data Center" eingereicht. Geschützt werden soll die Idee eines schwimmenden Rechenzentrums, das von Naturkräften angetrieben wird.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Pelamis-Version eines schwimmenden Google-Rechenzentrums

Es muss ein lauer Sommerabend an der Küste Kaliforniens gewesen sein: Möwen kreischen in der Luft, leichter Salzgeschmack liegt auf den Lippen. Weißer, noch warmer Sand rieselt durch die Finger, während in stetem Rhythmus ans Ufer schwappende Wellen die Zehen kühlen. Der Blick gerichtet in die Ferne, dorthin, wo nach Tausenden von Kilometern irgendwann Asien beginnen muss – auf maritimen Daten-Highways erreichbar in Millisekunden. Plötzlich: Eine Idee wird geboren! Was wäre, wenn man Datenzentren aufs Meer verlagern, Strömungs- oder Wellen-Energie für deren Betrieb nutzen und das Meerwasser zur Kühlung der Rechencluster verwenden würde?

Genau diese Idee will sich der kalifornische Suchmaschinenbetreiber Google, der mit die größten Rechenzentren weltweit unterhält, jetzt schützen lassen: Beim United States Patent and Trademark Office (USPTO) reichte das Unternehmen einen Patentantrag mit dem Titel "Water-Based Data Center" ein. Beschrieben wird darin "ein System, bestehend aus einem auf einer schwimmenden Plattform installierten Datenzentrum mit verschiedenen Recheneinheiten, Elektrizitätsgeneratoren und Kühleinheiten". Kräne sollen Container voll mit Computern auf Pontons hieven, an die unterschiedliche Energiegewinnungssysteme angeschlossen werden können. Was die Naturkräfte zur Erzeugung des benötigten Stroms angeht, sind die Erfinder nicht sonderlich wählerisch. Dies könnten etwa Wellen, Gezeiten, Strömungen oder auch Winde sein.

Besonders angetan hat es den Google-Erfindern aber offenbar Pelamis, ein Wellenenergiekraftwerkskonzept, das unter anderem bereits vor der portugiesischen Küste installiert ist. Dabei werden schwimmende Rohrsegmente verlegt, die über Gelenke miteinander verbunden sind. Auf vertikale Auslenkungen des Wellengangs reagiert die Anlage mit einer schlangenartigen horizontalen Ausweichbewegung. Diese Bewegungsenergie wird an hydraulische Pumpen weitergegeben, die wiederum einen Generator antreiben. Google will die erzeugte elektrische Energie dann an Bord seiner Pontons computergerecht heruntertransformieren. Was die Kühlung betrifft, soll die von den elektrischen Geräten erzeugte Wärme zunächst an einen internen Kühlkreislauf und dann über einfache Wärmetauscher an das Meerwasser abgegeben werden.

Zwar wird Google sich hüten, sein kostbarstes Gut (teure Computersysteme, die Daten von Millionen Nutzern verarbeiten und speichern) künftig den Launen Neptuns anzuvertrauen, laut Patentantrag könnten solche maritimen Datenzentren aber etwa in Katastrophenfällen als temporärer Ersatz für zerstörte ITK-Strukturen genutzt werden. Ob das USPTO einem solchen Trivialpatent, das außer bereits bekannten Methoden zur Erzeugung von Strom durch Umwandlung von Meeresenergie keinerlei technische Neuerungen aufweist, seinen Segen erteilt, dürfte allerdings fraglich sein. Folgt man dem gesunden Menschenverstand, wird die Idee vom patentgeschützten "Water-Based Data Center" der Traum eines lauen Sommerabends an der Küste Kaliforniens bleiben. (pmz)