Googles "Safe Search" entfernt Medienberichte über Pornografie aus Trefferliste

Wer mit aktivierter Safe Search von Google sucht, findet viele Artikel über Pornografie-Anbieter nicht. Auch andere nicht "anstößige" Inhalte werden versteckt.

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Google-App

(Bild: Ascannio/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Googles Filter für "anstößige Inhalte" in den Suchergebnissen blockiert bei dutzenden deutsch- und englischsprachigen Medien auch journalistische Inhalte über Pornografie. Das hat Netzpolitik.org herausgefunden und unter anderem auch Inhalte von heise online ermittelt, die auf diese Art ausgefiltert werden. Sogar medizinische Informationen über sicheren Geschlechtsverkehr der Techniker Krankenkasse sind davon teilweise betroffen, legt die Recherche demnach nahe. Google selbst habe der Einschätzung auf Anfrage widersprochen und von einer "sehr genauen" Klassifikation gesprochen. Außerdem hat Netzpolitik.org Beispiele für Medien gefunden, die offenbar nicht betroffen sind, möglicherweise gibt es also eine Art Liste mit "vertrauenswürdigen" Seiten.

Suchergebnisse auf heise online mit und ohne aktivierte SafeSearch

(Bild: Screenshot)

Ermittelt hat Netzpolitik.org etwa, dass Google mit aktivierter SafeSearch eine Spiegel-Recherche zu den Verantwortlichen hinter der Pornoseite xHamster nicht findet, auch zusammenhängende Artikel etwa des NDR fehlen in den Suchergebnissen. In der Folge habe man herausgefunden, dass das auch für journalistische Inhalte anderer Plattformen gilt. Sucht man etwa mit aktiviertem Jugendschutz gezielt (also mit "site:heise.de") auf heise online nach dem Suchwort "xHamster", liefert die Ergebnisliste nur etwa halb so viele Treffer, wie ohne. Das zeigt aber auch, dass die Suchmaschine bestimmte Begriffe nicht einfach komplett ausfiltert. Auch wer etwa auf heise online nach der Aussperrung von Pornhub-Usern in Arkansas sucht, bekommt noch einen Treffer, es gibt dazu aber mehr Artikel.

Gefunden hat Netzpolitik.org zehn deutsch- und zehn englischsprachige Nachrichtenseiten, auf denen der Filter mindestens teilweise zuschlägt, dazu gehören neben heise online auch die Seiten der FAZ, des Bayerischen Rundfunks, der taz, der BBC, The Verge, AFP und Wired. Keine ausgefilterten Ergebnisse gebe es bei CNN, der New York Times, Reuters und Bloomberg. Eine Frage nach einer möglichen Liste von Medien, bei denen die SafeSearch nicht aktiviert ist, habe Google genauso wenig beantwortet wie andere konkreten Fragen zu dem Fund. Dem Artikel zufolge hat die Pressestelle von Google lediglich darauf verwiesen, dass verschiedene Faktoren für die SafeSearch berücksichtigt würden und die "sehr genau" sei. Das lässt sich aber mit einer einfachen Stichprobe entkräften.

Warum der Filter von Google auch auf ein und derselben Seite manchmal greift und manchmal nicht, darüber kann Netzpolitik.org nur spekulieren. Möglich sei, dass Artikel nur ausgeblendet werden, wenn zu oft in einem Text verdächtige Wörter vorkommen. Von Google gibt es demnach keine Erklärung. Nach der Recherche hat Netzpolitik.org auch als selbst betroffenes Medium die zuständige Landesmedienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein um eine Einschätzung gebeten. Von der habe es geheißen, dass es sich bei den geschilderten Fällen wohl nicht um eine "systemische" Behinderung der Medien handle. "Wer etwa unsystematisch oder fahrlässig handelt, braucht die Medienaufsicht nicht zu fürchten", schließt der Autor daraus.

(mho)